Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1888


<< 1887: 
Di 10.01.1888: Im Buchenbusch in der Nähe von Gut Möllenbeck stehen 20 schwere Eichen, 60 schwere Buchenholzabschnitte, 20 Klafter Buchenholz und 30 Haufen Buchenstangen ab 10 Uhr zum Verkauf.
Mo 30.01.1888: In den Sektionen 71 und 75 des Wolbecker Tiergartens stehen 376 Raummeter Eichenscheite, 227 Buchenscheite, 2 Erlenscheite sowie 11.000 Reiserwellen zum Verkauf.
Di 31.01.1888: Nach ergiebigen Schneefällen sinken die Temperaturen nachts auf -15 Grad Celsius.
Mo 06.02.1888: In den Wolbecker Fichten werden 16 Weiden, 17 Weidenabschnitte, 20 Haufen Reiserholz sowie 526 Kiefern verkauft.
Di 07.02.1888: Beim Wirt Kinnebrock wird ab 15 Uhr eine gepfändete rotbunte Kuh öffentlich versteigert.
Fr 17.02.1888: Im Wolbecker Tiergarten werden 604 Festmeter Eichen- und 254 Festmeter Buchenholzabschnitte verkauft. Förster Fahney weist darauf hin, dass die gefällten Eichen einen mittleren Durchmesser von 99 Zentimetern aufweisen.
Mo 20.02.1888: Auf dem Weg von Telgte nach Wolbeck wird die erstarrte Leiche eines 65jährigen Mannes gefunden. Die Person hatte sich am Vorabend in stark angetrunkenem Zustand auf den Rückweg nach Wolbeck gemacht.
Sa 25.02.1888: Auf Grund des hohen Schnees bei weiterhin starkem Frostwetter verhungern die Rehe. Die Hasen kommen bei den Bauern bis an die Häuser heran.
Do 01.03.1888: Für die Strecke Münster-Wolbeck beträgt das Personengeld pro Kilometer ab heute 7 Pfennig statt wie bisher 10 Pfennig.
Sa 11.03.1888: Es setzt starkes Tauwetter ein, was angesichts der Schneemassen zu Überschwemmungen führt. Stare und Lerchen sind bereits zurückgekehrt, leiden aber unter dem Nachwintereinbruch zwei Wochen später.
Sa 17.03.1888: Im Wolbecker Tiergarten werden 4 Festmeter Eichenholz, 41 Raummeter Eichen-, Birken und Aspenscheite, 140 Raummeter Buchenscheite sowie 50 Reiserhaufen verkauft.
Mo 19.03.1888: Die starken Schneefälle gehen in ein schweres Unwetter über. Die Preußische Staatseisenbahn meldet auf den Fernzügen von Münster nach Berlin bis zu vier Stunden Verspätung, da der Schnee teilweise mehrere Meter hoch auf den Schienen liegt.
Do 22.03.1888: Auf der Lackmannschen Ziegelei werden die restlichen 40.000 Ziegelsteine in Abteilungen verkauft.
Do 23.03.1888: Am Tag setzt überraschend starkes Tauwetter ein, in der Nacht schneit es jedoch wieder ergiebig.
Mi 29.03.1888: Das Königliche Amtsgericht fordert den Inhaber einer Schuldurkunde auf, sich bis zum 19.09.1888 zu melden. Es handelt sich um eine Grundschuld in Höhe von 2000 Mark von Elisabeth Lütke Schute geb. Heimann zu Wolbeck für den Ökonomen Hermann Große Lackmann jun. im Grundbuch zu Wolbeck.
Fr 06.04.1888: Der Müllergeselle Heinrich Burmann aus Wolbeck wird vor der Strafkammer zu Münster wegen eines Raubüberfalls in Altahlen angeklagt.
So 15.04.1888: Die Generalversammlung der Ortskrankenkasse Wolbeck findet um 16 Uhr im Lokal des Gastwirts H. Roer statt. Der Rechnungsabschluss für das Jahr 1887 ergibt einen Überschuss von rund 77 Mark, welcher dem Reservefonds zugeführt wird, der sich damit auf rund 459 Mark beläuft.
Do 26.04.1888: Die Mannschaften der Landwehr der Gemeinden Wigbold Wolbeck, Kirchspiel Wolbeck, Alverskirchen und Angelmodde treten um 11 Uhr in Wolbeck am Ausgang der Stadt auf der Chaussee nach Albersloh zum Frühjahrsappell an.
Der Herbstappell findet gleichermaßen am 09.11.1888 statt.
Fr 27.04.1888: Die Strafkammer zu Münster verurteilt die Witwe des Fabrikarbeiters Johann Stütten, geboren in Wolbeck, wohnhaft im Kirchspiel Oelde, zu einer Geldstrafe von 15 Mark alternativ 5 Tage Gefängnis. Die Angeklagte hatte am 9. Dezember 1887 einen Teil ihres Inventars aus ihrer Wohnung geschafft, obwohl ihr das vom Hauswirt untersagt war, da sie ihm für 9 Monate noch 45 Mark Miete schuldete.
Mo 07.05.1888: Im Falle einer Mobilmachung wird Johann Georg Freisfeld aus Wolbeck von der Kommission zurückgestellt.
Sa 12.05.1888: Die Sammlung für die Opfer der Überschwemmung in Schlesien ergibt in der Stadt Wolbeck 108,80 Mark und im Kirchspiel Wolbeck 40,75 Mark.
Fr 01.06.1888: Von heute an erhält die Personenpost zwischen Wolbeck und Münster den folgenden Gang:
Wolbeck 07:00 Uhr - Münster Bahnhof 07:45 Uhr - Münster Stadt 08:00 Uhr
Münster Stadt 16:30 Uhr - Münster Bahnhof 16:45 Uhr - Wolbeck 17:30 Uhr
Das Privatpersonenfuhrwerk zwischen Wolbeck und Everswinkel verkehrt wie folgt:
Everswinkel 05:25 Uhr - Alverskirchen 06:10 Uhr - Wolbeck 06:40 Uhr
Wolbeck 17:45 Uhr - Alverskirchen 18:35 Uhr - Everswinkel 19:00 Uhr
Die Botenpost zwischen Wolbeck und Albersloh verkehrt wie folgt:
Wolbeck 17:50 Uhr - Albersloh 19:05 Uhr
Mo 25.06.1888: Beim Gasthof Lohmann in Rinkerode hält der Landwirtschaftliche Lokalverein des Amtes Wolbeck sein diesjähriges Tierschaufest ab. Die Kapelle des Westfälischen Kürassier-Regiments Nr. 4 gibt ein Konzert, abends findet ein Festball mit Feuerwerk statt.
Mo 25.06.1888: Auf dem Schulzenhof Fronhoff stehen 32 Morgen Klee und Gras zum Verkauf.
Do 28.06.1888: Eine Köttersfrau aus dem Kirchspiel Wolbeck wird auf dem Weg zur Kirche zwischen Wolbeck und Handorf in Höhe des Mühlenwegs überfallen und um 20 Mark beraubt. Ungefähr einen Monat später verhaftet der Fußgendarm Joester den Täter Bornhausen.
So 15.07.1888: Heute findet das eintägige Margarethenfest statt.
Mo 16.07.1888: Auf dem Schulzenhof Fronhoff stehen 12 Morgen Roggen zum Verkauf.
Fr 03.08.1888: Der Landrat von Landsberg gibt öffentlich bekannt, dass Dr. Lackmann im Kirchspiel Wolbeck eine Ringofen-Ziegelei errichten will.
Fr 03.08.1888: Auf dem Schulzenhof Fronhoff stehen 65 Morgen Gras und eine Partie Hafer zum Verkauf.
Di 21.08.1888: Auf dem Schulzenhof Berl stehen 25 tragende Schweine und 40 Ferkel zum Verkauf.
Fr 31.08.1888: Angesichts der anhaltend nassen Witterung sind die Frühkartoffeln größtenteils verfault.
Mi 10.10.1888: Im Grundbuch der Stadt Wolbeck wurde am 20.04.1832 ein mit 5 Prozent verzinsliches Darlehen von 900 Talern für den Richter Gottfried Büren zu Papenburg eingetragen. Auf Antrag des Grundeigentümers Max Sandfort wird der Inhaber der verloren gegangenen Schuldurkunde aufgefordert, sich bis zum 22.01.1889 beim Gericht zu melden, andernfalls die Schuld wegen quittierter Rückzahlung des Darlehens für kraftlos erklärt würde.
Sa 13.10.1888: Die Ernte ist nur mittelmäßig ausgefallen. Der Strohertrag bei Weizen und Roggen ist gering, der Körnerertrag zufriedenstellend. Gerste, Hafer und Buchweizen sind gut geraten. Der erste Heuschnitt war nicht ergiebig, der zweite Schnitt konnte bisher nicht eingebracht werden. Beim Obst sind nur die Birnen gut geraten.
Mo 29.10.1888: Im Grundbuch des Kirchspiels Wolbeck ist auf einer Urkunde vom 05.07.1656 ein mit 5 Prozent verzinsliches Darlehen zu 250 Reichstalern in 5 Pistolen eingetragen, welches ursprünglich dem Rentmeister Johann Georg Vogelpart zustand, aber später auf den Professor Anton Mathias Sprickmann übergegangen ist.
Auf Antrag der Eigentümerin der zugehörigen Grundstücke, der Witwe Adolf Buermann genannt Fronhoff, Sophie Buermann genannt Beermann, werden die Rechtsnachfolger der eingetragenen Gläubiger aufgefordert, bis spätestens 18.02.1889 noch bestehende Ansprüche anzumelden.
(Anmerkungen: Bei der Jahreszahl 1656 handelt es sich nicht um einen Schreibfehler. Als "Pistolen" wurden zu damaliger Zeit die umlaufenden Goldmünzen wie der Friedrichsdor bezeichnet. Die Herkunft des Wortes "Pistole" ist nicht mehr bekannt, die Spur verliert sich einige Jahrhunderte früher in Spanien.)
Di 30.10.1888: Bei den Urwahlen zur 17. Legislaturperiode wurden die folgenden Wahlmänner gewählt:
Wigbold Wolbeck: Eduard Cortain, Apotheker; Joseph Dammann, Zimmermeister; Clemens Thier, Gastwirt; Friedrich Homann, Pfarrer.
Im gemeinsamen Wahlbezirk Kirchspiel Wolbeck/Alverskirchen wird niemand aus Wolbeck gewählt.
Do 01.11.1888: Ab heute wird eine regelmäßige Omnibusfahrt von Sendenhorst über Albersloh und Wolbeck nach Münster angeboten. Morgens fährt der Bus um 06:30 Uhr in Sendenhorst ab und erreicht die Endhaltestelle Gasthaus Clemens Merlin auf der Ludgeristraße in Münster um 9 Uhr. Die Abfahrt in Münster ist nachmittags um 15:30 Uhr, Ankunft in Sendenhorst gegen 18 Uhr. (Anmerkung: Anfang des 21. Jahrhunderts verkehrt diese älteste Regionalbuslinie Münsters immer noch als Linie R32. Die damaligen Zeitungsanzeigen nennen leider nicht den Betreiber dieser Fahrten.)
Mo 05.11.1888: Die Strafkammer zu Münster verurteilt den Ackerer Heinrich Altenau aus dem Kirchspiel Wolbeck wegen Verbrechen gegen die Sittlichkeit zu sechs Monaten Gefängnis.
So 18.11.1888: Ein Handelsmann aus Wolbeck bemerkt auf seiner Rückfahrt aus Münster, dass ihm ein Fass Bier vom Wagen gestohlen worden ist. Er kehrt nach Münster zurück und entdeckt am Wegesrand einen Korbmacher und drei Komplizen, die sich von einem in der Nähe wohnenden Wirt ein Bierglas geliehen und das Fass leergetrunken haben. Alle vier Täter werden wegen Diebstahls verhaftet.
Mi 19.12.1888: Ab 14 Uhr werden an der Wirtschaft der Witwe Böckmann im Kirchspiel Wolbeck 7 hochtragende Schweine und 1 zehnjähriges Ackerpferd verkauft.
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