Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1934


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So 07.01.1934: Vor der Frühmesse ereignet sich ein Unfall, als sich am Kutschwagen eines Landwirts die Deichsel löst und das Pferd mit dem vollbesetzten Wagen durchgeht. Bei der rasenden Fahrt bricht ein Rad, in dessen Folge die Achse über eine längere Strecke auf der Erde rutscht. Schließlich gelingt es einigen Passanten, das Pferd auf der Angelbrücke zum Stehen zu bringen. Alle Personen kommen mit dem Schrecken davon.
Di 09.01.1934: Der staatliche Hegemeister a.D. Hermann Dinter stirbt im Alter von 86 Jahren. In Münster war er vor allem als "der alte Dinter" bekannt, da sich in der Vorkriegszeit in seinem Forsthaus im Tiergarten eine weithin bekannte Kaffeewirtschaft befand. Noch bis 1932 hatte er die Aufsicht über die Gräflich Merveldtschen Forsten geführt.
Mi 10.01.1934: In der Pfarrkirche wird die neue Kirchenheizung in Betrieb genommen. Bei der Anlage handelt es sich um eine Warmluftheizung, die von der Firma Erpenstein (Münster) installiert wurde. Die Bauarbeiten standen unter der Leitung des Architekten Hidding (Münster), die Maurerarbeiten besorgte das Baugeschäft Natrup (Wolbeck).
So 14.01.1934: Bei Hülsmann findet die Generalversammlung des Kriegervereins statt. Anschließend wird der erste Vorsitzende, Ewald Bischoff-Fronhof, für seine 25jährige Tätigkeit in dieser Position geehrt. Der Kriegerverein selbst besteht seit sechzig Jahren.
Di 23.01.1934: Die Eheleute Engelbert Dieckmann und Frau Klara, geb. Lütke-Schulte, feiern bei bester Gesundheit das Fest der Goldenen Hochzeit.
Mi 24.01.1934: Die Amtsvertretung tagt im Amtshaus unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Breuker. Ein Antrag der katholischen Kirchengemeinden Wolbeck und Albersloh auf Aufnahme eines Darlehens aus dem Reinhardtprogramm zur Anlage von Kirchenheizungen wird einstimmig angenommen.
Do 25.01.1934: In Wolbeck hat sich eine Interessengemeinschaft gebildet, die sich für eine Befestigung des Straßenabschnitts vom Kötter Wienkamp zur Chaussee Wolbeck-Albersloh einsetzt. Der folgende Abschnitt zwischen Wienkamp und Sendenhorst wurde im Zuge des Chausseeneubaus Alverskirchen-Albersloh bereits ausgebaut.
Sa 27.01.1934: Bei einem Einbruch in der Marktstraße werden zwei Schinken und eine Seite Speck gestohlen.
Sa 03.02.1934: Die Vereinigung der Gartenbauschüler feiert bei Thier-Hülsmann ihr diesjähriges Winterfest.
So 25.02.1934: Am Kriegerdenkmal findet eine Gedenkfeier für die Toten des Ersten Weltkriegs statt.
Sa 03.03.1934: Nach zähen Verhandlungen der Anlieger und dem Aufbringen von 3000 Mark wird das 1620 Meter lange Teilstück zwischen der Wirtschaft Schopmann und dem Kötter Wienkamp kurzfristig mit einer Breite von vier Metern ausgebaut. Durch die Baumaßnahme verkürzt sich die Strecke von Wolbeck nach Sendenhorst um gut drei Kilometer.
Do 08.03.1934: Die Abschlussprüfung eines zweisemestrigen Lehrgangs unter der Leitung des Gartenbaudirektors Benack an der Gärtnerlehranstalt Wolbeck bestehen sieben Kandidaten, davon ein Prüfling mit der Note "sehr gut".
So 18.03.1934: Bei Sültemeyer findet die letzte Versammlung der Freiwilligen Feuerwehr Wolbeck statt. Für treue Feuerwehrdienste werden 36 Kameraden ausgezeichnet. Anschließend wird die Wehr aufgelöst, Oberbrandmeister Overmann und Brandmeister Mentrup werden zu Liquidatoren bestellt. Das Wehrvermögen geht auf die Gemeinden Wigbold und Kirchspiel Wolbeck über. Anschließend ersteht die Wehr unter dem neuen Namen "Löschzug V (Motorzug) und VI in der Freiwilligen Feuerwehr des Amtsbezirks Wolbeck e.V." neu. Gemäß der neuen Bestimmungen müssen neun ältere Mitglieder aus dem aktiven Dienst ausscheiden und zur Ehrenabteilung übertreten.
So 01.04.1934: Hauptlehrer Casser tritt infolge Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand. Er war 32 Jahre in Wolbeck tätig, davor unterrichtete er in Hochlar bei Recklinghausen.
Di 01.05.1934: Nach dem neuen Tarif der Westfälischen Landeseisenbank (WLE) beträgt der Fahrpreis von Münster nach Wolbeck und zurück 50 Pfennig.
Do 03.05.1934: Der Verkehrsverein Wolbeck tagt unter der Leitung des Gartenbaudirektors Benack bei Sültemeyer. Man gedenkt des verstörbenen Gastwirts Martin Sültemeyer und beschließt, den von ihm errichteten Wanderweg von der Albersloher Chaussee über Mostertsbaum zum Forsthaus Tiergarten "Martinsweg" zu nennen.
So 03.06.1934: Im Saale Lasthaus findet ein "bunter Abend" mit den Operettenkünstlern des Stadttheaters Münster statt. Es treten auf: Ingo Teß, Harry Grüneke, Ilsabe Diek, Marion Ditz, Wido Weber und Emil Müller als Ansager.
Mi 20.06.1934: Bei Thier-Hülsmann referiert Gartenbauinspektor Badke über den bäuerlichen Gemüsegarten und die in den kommenden Monaten erforderlichen Gartenarbeiten.
Fr 22.06.1934: Auf der Burgmannenkampfbahn finden die Reichsjugendwettkämpfe statt. Die Siegerehrung nimmt Hauptlehrer Symann vor.
So 01.07.1934: Bei Thier-Hülsmann findet ein Rundfunkabend mit Künstlern des Stadttheaters Münster statt.
So 22.07.1934: Im Gasthof Hülsmann wird ein Tonfilmbericht über das Erntedankfest 1933 auf dem Bückeberge und anschließend der Film "Das Ringen um Verdun" gezeigt.
Mo 23.07.1934: Der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr, Oberbrandmeister Overmann, legt wegen Erreichen der Altersgrenze sein Amt als Feuerwehrchef und als Kreisfeuerwehrfachwart nieder. Im Jahr 1908 war die Wehr von ihm gegründet worden, deren Leiter er mehr als 25 Jahre gewesen war. Auf dem Kreisfeuerwehrtag 1933 in Wolbeck wurde ihm als erster aller Westfälischen Wehren das Ehrenzeichen für hervorragende Verdienste verliehen.
Do 26.07.1934: In Wolbeck findet eine Tagung der Lehrerschaft des Kreises Münsterland unter der Leitung von Kreisschulrat Dr. Knops statt. Anschließend wird das Endspiel um die Schulfußballmeisterschaft des Aufsichtsbezirkes Münsterland zwischen den Schulen Greven und Borghorst angepfiffen.
So 19.08.1934: Bei der Volksabstimmung über die Zusammenlegung des Amtes des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers ergibt sich für Wolbeck das folgende Bild: Wigbold Wolbeck: Ja 73,5 %; Kirchspiel Wolbeck: Ja 75,8 %
Mo 24.09.1934: Im Gasthof Thier-Hülsmann findet eine Versammlung der Mitglieder des Ortsbauernstandes und des Reichsnährstandes statt. In diesem Winter sollen 500 Ruhrarbeiter im Landkreis Münster untergebracht werden. Jeder Bauer, der einen Erwerbslosen in seinen Haushalt aufnimmt, erhält für sechs Arbeitstage einen Barzuschuss von 18 Mark, von denen an den Arbeiter 11,93 Mark Nettolohn zu zahlen und 3,53 Mark Sozialbeiträge abzuführen sind. Der Arbeiter hat täglich sieben Stunden zu arbeiten und soll vorrangig für Meliorationen, Kultivierung und dergleichen eingesetzt werden.
So 30.09.1934: Die Einwohner der Gemeinden Wigbold und Kirchspiel Wolbeck, Albersloh und Angelmodde feiern zusammen in Wolbeck das Erntedankfest. Die Feier wird morgens um 6:30 Uhr mit drei Böllerschüssen eröffnet, um 7 Uhr findet ein Dankgottesdienst statt und um 14 Uhr treten die Teilnehmer auf dem Kirchplatz zum Festzug an. Der Tag endet mit den Erntetanz.
Fr 12.10.1934: Im Amtshaus findet eine Sitzung des Gemeinderates von Wigbold Wolbeck statt. Da nach einer Verfügung des Regierungspräsidenten Hauptverkehrsstraßen nicht mehr zur Abhaltung von Jahrmärkten benutzt werden dürfen, muss die Margarethenkirmes im kommenden Jahr von der Münsterstraße verlegt werden. Insgesamt stehen drei Ausweichmöglichkeiten zur Auswahl, über die nach Gesprächen mit den betreffenden Grundeigentümern entschieden werden soll.
 : Für die Gemeinde Wigbold Wolbeck wird eine Chronik angelegt, in der die wichtigen Ereignisse niedergeschrieben werden sollen. (Anmerkung: Über die Chronik des Wigbold Wolbeck gibt es keine Unterlagen. Die Chronik des Kirchspiels Wolbeck ist erhalten)
Fr 02.11.1934: Ein Arbeiter des Bauern H.-N. fällt mit einer Forke in der Hand durch eine Bodenluke und schlägt nach einem sechs Meter hohen Fall auf eine landwirtschaftliche Maschine. Er kommt mit leichten Hautabschürfungen am Hinterkopf davon.
So 11.11.1934: Die NSDAP gedenkt am Ehrenmal der für Deutschland und der nationalsozialistischen Bewegung Gefallenen.
Mo 12.11.1934: Im Gasthaus Lasthaus findet eine Kaninchenausstellung statt. Der "Kaninchenzuchtverein 32 Wolbeck" hat ca. 100 Tiere zur Schau gestellt, darunter Deutsche Widder, Deutsche Riesenschecken, Marburger Fee, Schwarzloher, blaue Wiener, belgische Riesen, Angora, Hermelin, Chinchilla und Lux. Die angeschlossene Schau für Pelze- und Fellverwertung macht mit den verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten des Kaninchenfells bekannt. Die Schau wird vom Vereinsvorsitzenden Heinrich Herbst eröffnet, als Preisrichter fungiert Herr Becker aus Hamm. Abends findet eine Verlosung von Zuchttieren statt.
Mi 14.11.1934: Im Sitzungszimmer des Amtshauses findet eine Sitzung des Gemeinderates in Anwesenheit von Bürgermeister Breuker statt. Zur Auflassung des an den Schlossermeister Heinrich Dammann verkauften Grundstücks an der Münsterstraße werden der Bürgermeister und der Gemeindeschulze bevollmächtigt.
 : An Bürgersteuer für 1935 werden wie im Vorjahr 500 % Zuschlag zum Grundbetrag erhoben. Es wird der Erlass einer Ortssatzung beschlossen, wonach der Gemeinderat aus acht Mitgliedern und zwei Schöffen besteht. In einem weiteren Ortsstatut wird festgelegt, dass die ortsübliche Bekanntmachung in der Gemeinde Wigbold zu erfolgen hat durch Publikation, durch Aushang und durch Hinweis in den Zeitungen und zwar in der National-Zeitung, dem Münsterischen Anzeiger und der Münsterischen Zeitung.
 : Eine Ortschronik für die Gemeinde Wigbold Wolbeck wurde angelegt. Sie wird eingeleitet durch einen kurzen Überblick über die Geschichte Wolbecks. Beginnend mit der Meinhövel-Zeit umfasst sie die fürstbischöfliche und preußische Ära bis zur Gründung des zweiten Kaiserreiches. Auf eine eingehende Würdigung dieser Zeit wird mit Rücksicht auf die bereits 1926 erschienene Broschüre von Dr. Casser verzichtet. Mit dem Jahre 1933 setzt eine ausführliche Schilderung der Geschehnisse ein. Der künstlerische Einband wurde von der Kunstbuchbinderei Dürselen (Münster) ausgeführt. Außerdem sollen Fotos von Wolbecker Gebäuden, von der Landschaft und alten Bräuchen gesammelt werden. (Anmerkung: Diese Ortschronik konnte bisher nicht gefunden werden)
Sa 17.11.1934: Um 17 Uhr bricht auf ungeklärte Weise beim Bauern B. Ribbe eine Feuer aus, das durch einen Kaminbrand verursacht worden war. Als die Freiwillige Feuerwehr eintrifft, schlagen die Flammen bereits aus dem Dachstuhl des Gebäudes.
Fr 23.11.1934: Im Sitzungssaal des Amtshauses findet unter dem Vorsitz von Bürgermeister Breuker eine Tagung der Amtsältesten statt. Die Kosten für das Feuerlöschwesen werden in Zukunft auf den Amtsetat übernommen, mit Ausnahme der Errichtung und Unterhaltung der Gerätehäuser.
Do 29.11.1934: Der Reiterverein "Hubertus" veranstaltet seine diesjährige Fuchsjagd. Die Reiter versammeln sich auf dem Platz des Gasthofes Sültemeyer und ziehen von dort durch den Tiergarten und über Haus Dahl nach Angelmodde, wo bei Twenhöven die Werse durchquert wird. Hans Hohenkirch erringt den Fuchsschwanz. Nach der Siegerehrung klingt der Abend bei Kinnebrock aus.
So 09.12.1934: Im Saal Lasthaus findet ein Pfarrfamilienabend unter der Leitung von Pfarrer Alfers statt, der die Veranstaltung auf das Nikolausfest gelegt hatte, das in Wolbeck nicht am 6. Dezember, sondern erst am nachfolgenden Sonntag gefeiert wird. Der Grund dafür liegt am Namenspatron der Pfarrkirche, St. Nikolaus.
Sa 15.12.1934: Nachdem der Sportbetrieb in Wolbeck lange Zeit fast geruht hatte, liegt seit dem 04.12.1934 die Bestätigung des Sportvereins "Burgmannen Wolbeck" durch das Reichssportamt Berlin vor. Zum Vorsitzenden wird der technische Landesinspektor Hengstmann bestimmt. In der Wirtschaft Bockholt findet eine Generalversammlung statt, in der sich die noch bestehenden Sportvereine der neuen Führung unterstellen.
Es werden drei Grundsportarten gebildet, und zwar der Schießverein "Wilddieb", die Fußballgruppe und die zu einer Fachsäule zusammengefasste Leichtathletik- und Turnergruppe.
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