Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1925


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So 18.01.1925: Der Winter verläuft weiterhin frostfrei und ohne Schnee bei Tagestemperaturen um 10 Grad.
So 22.03.1925: Im Saale des Gasthauses Witwe Thier feiert die gewerbliche Fortbildungsschule Wolbeck nach dreijährigem Bestehen die erste Entlassfeier der jungen Gesellen. Besonders geehrt werden der Tischlergeselle Paul Wiesmann sowie der Schmiedegeselle Bernhard Niehues. Unterrichtet wurden sie von den Herren Vikar Beike, Hengstmann und Lehrer Dammann.
So 29.03.1925: Bei der Reichspräsidentenwahl ergibt sich das folgende Ergebnis:
Wigbold Wolbeck (Wahlberechtigt: 755; Abgegebene Stimmen: 506): SPD 49; BVP 2; DDP 2; DVP 31; NSDAP 4; Zentrum 416; KPD 2
Kirchspiel Wolbeck (Wahlberechtigt: 253; Abgegebene Stimmen: 154): SPD 7; BVP 3; DDP 4; DVP 24; NSDAP 2; Zentrum 114
So 26.04.1925: Bei der Stichwahl zum Reichspräsidenten erhalten die Kandidaten die folgende Stimmenanzahl:
Wigbold Wolbeck: Hindenburg 37, Marx 575, Thälmann 5 Stimmen
Kirchspiel Wolbeck: Hindenburg 48, Marx 123 Stimmen
Mo 27.04.1925: Die Gemeindevertretung beschließt die Anlegungen von Bordsteinen und Bürgersteigen auf der Neustraße von Hoffmann am Kirchplatz vorbei bis zur Knabenschule, und von Stutter am alten Gasthof vorbei bis zur neuen Schule. Mit der Kanalisation der Straße ist bereits begonnen worden. Die Arbeiten am Bürgersteig der Münsterstraße sind inzwischen beendet. Die dabei aufgenommenen alten Steine werden zur Ausbesserung der Eschstraße verwendet.
Do 30.04.1925: Der 82 jährige Sanitätsrat Dr. Lackmann ist von seiner mehrwöchigen Pilgerfahrt nach Rom zurückgekehrt, wo ihm der Papst eine Audienz gewährt hatte.
So 10.05.1925: Die Westfälische Landeseisenbahn hat auf der Strecke Münster-Wolbeck-Alverskirchen-Everswinkel-Freckenhorst eine Probefahrt unternommen. Der Busverkehr soll ab dem 1. Juli regulär aufgenommen werden. Im Gegenzug streicht die WLE auf der Bahnstrecke Münster-Wolbeck die meisten Mittags- und Abendverbindungen.
Di 19.05.1925: Die Gemeindevertretung des Wigbolds Wolbeck beschließt den Haushaltsplan für das Jahr 1925 mit einem 300 prozentigen Zuschlag zur Grundvermögenssteuer sowie entsprechenden Zuschlägen zur Gewerbesteuer. Ebenfalls beschlossen wird die erstmalige Erhebung einer Biersteuer.
Auf Antrag von Schlautmann und einem weiteren Interessenten wird die Regulierung der Gräben an der Goldbrinkstraße und danach die Planierung des Weges beschlossen.
Direktor Brand aus Münster wird mit der Anfertigung eines Bebauungsplans beauftragt. Hintergrund ist die zunehmende Bautätigkeit in der Gemeinde.
Di 26.05.1925: Die Gemeindevertretung des Kirchspiels Wolbeck beschließt den Haushaltsplan für das Jahr 1925 in Höhe von 32.600 Mark sowie die Einführung einer Biersteuer.
Der Weg nach Wessels Placken soll bis Diekrup und Klasland instand gesetzt werden.
So 07.06.1925: Der Männergesangverein "Eintracht" nimmt in Minden am Gesangwettstreit "Porta Westfalica" teil. In der Klasse 5b erringt man unter der Leitung des Dirigenten Bloech den 1. Klassenpreis sowie den 1. Ehrenpreis. Auf die Teilnahme am Hauptehrensingen muss man verzichten, da der Sonderzug zu früh zurückfährt.
Mi 10.06.1925: In der Nacht wird in das Stationsgebäude der WLE eingebrochen, indem man ein Fenster einschlägt. Dabei wird der ein Meter hohe Fahrkartenschrank gestohlen, da man in ihm eine größere Summe Bargeld vermutet. Die WLE gibt die Nummern der gestohlenen Fahrkarten heraus und lässt diese sperren.
Do 11.06.1925: Die "Große Prozession" an Fronleichnam wird gekürzt und beschränkt sich ab heute auf die Gemarkungen der Stadt Wolbeck.
Do 11.06.1925: Durch ein achtlos weggeworfenes Streichholz bricht im Tiergarten in der Sektion 69 auf dem Pättken kurz vor dem Hof Markfort ein Feuer aus. Zufällig vorbeikommende Spaziergänger können das brennende Laub eingrenzen und das Feuer ersticken.
Mo 22.06.1925: Am heutigen Montag beginnt das zweitägige Schützenfest der Achatii-Bruderschaft. Neuer Schützenkönig wird August Kruse, der damit die mit 136 Schildern geschmückte Königskette erhält.
Di 23.06.1925: Der "Münsterische Anzeiger" schreibt: "Schwierigkeiten mancherlei Art, insbesondere die Ungunst der Witterung haben die Arbeiten an dem Kriegerehrenmal lange Zeit ruhen lassen. Erst in den letzten Wochen konnte durch Auffahren von großen Erdmassen das Fundament des am Schnittpunkt der Münster- und Mühlenstraße tief in die Angelwiese eingebauten Denkmals gefestigt und höhergeführt werden. Dank der Opferwilligkeit des Mühlenbesitzers Schwegmann, der in anerkennenswerter Weise nicht nur den Platz, sondern auch die Erde zur Verfügung stellte, dank der uneigennützigen Arbeit der Landwirte und Pferdehalter, die mit nur wenigen Ausnahmen die Erdmengen tagelang anfuhren, nicht zuletzt dank der unermüdlichen Tätigkeit der arbeitenden Bevölkerung, die ihre freien Stunden gerne opferte, ist es gelungen, mit fast 150 Waggon Erde einen festen vor der Angelumflut gesicherten Untergrund zu schaffen. Das Denkmal selbst, dessen Plan vom heimischen Architekten Grabbe stammt, zeigt im Entwurf den bewußten Verzicht auf eine Wiederholung alltäglicher symbolisierender Figuren und will durch die Wucht und Formenstrenge einer ganz gebundenen Masse rein architektonisch wirken. Gärtnerische Anlagen und Baumpflanzungen sind als wesentlicher Teil des Werkes vorgesehen. In dem 3,60 Meter hohen und 3,40 Meter breiten Stein, den Feuerbecken tragende Pfeiler abgrenzen werden 3 je 1,20 Meter hohe Bronzetafeln mit dem Namen der 65 toten Helden eingelassen. Die Ausführung dieser Tafeln ist dem Kunstgewerbehaus Bach u. Wildt in Münster übertragen. Der ganze Versuch dieser durchaus eigenartigen Gestaltung des Kriegerdenkmals ist angesichts der häufig leider so schablonemäßigen Ehrenmale auf dem Lande besonders erfreulich."
Fr 26.06.1925: Der "Münsterische Anzeiger" beklagt, dass in Wolbeck seit vielen Jahren die alten Traditionen wie Ziegenbocksmontag mit dem Gänsereiten, Pfingstfest mit Maibrautsuche sowie das Kinderschützenfest nicht mehr gefeiert werden.
Do 02.07.1925: Der Landwirtschaftliche Lokalverein des Amtes Wolbeck hält beim Gastwirt Grauße in Alverskirchen sein diesjähriges Tierschaufest ab. Bei strahlendem Sommerwetter werden vor allem Pferde vorgeführt, während nur wenige Kühe gezeigt werden.
Die Prämierung aus Wolbecker Sicht:
- Stuten (Warmblut): 2. Rohlmann
- 2jährige Fohlen (Warmblut): 2. Tiemann, 4. Ostrop
- 1jährige Fohlen (Warmblut): 2. Schlatmann
- 3jährige Stuten (Kaltblut): 2. Hohenkirch
- 2jährige Fohlen (Kaltblut): 1. Hohenkirch-Reithaus
- 1jährige Fohlen (Kaltblut): 2. Hohenkirch-Reithaus
So 05.07.1925: Der Spar- und Darlehnskassenverein hält im Gasthof der Witwe Thier seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende, Gutsbesitzer Josef Hohenkirch, gibt die Jahresrechnung und Bilanz für das Jahr 1924. Demnach betragen Einnahme und Ausgabe insgesamt 144.427,16 Mark. Die Aktiva belaufen sich auf 48.858,35 Mark, der Reingewinn beträgt 1240,49 Mark und wird für Rückstellungen verwendet. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Pfarrer Alfers, bestätigt die von ihm vorgenommene Prüfung der Bilanz.
Die Mitgliederzahl ist seit Anfang des Jahres um 27 auf 102 gestiegen. Der Geschäftsanteil wird von der Versammlung auf 50 Mark festgesetzt.
So 12.07.1925: Der Kriegerverein Wolbeck hält in der Gaststätte Mentrup seine Generalversammlung ab. Nach lebhafter Diskussion beschließt man den Austritt aus dem Kriegerbund, da man die abzuführenden Beiträge für zu hoch hält, gleichwohl man die Bestrebungen des Kyffhäuserbundes anerkennt. Das Kriegerehrenmal soll am ersten Sonntag im September entüllt werden.
Mi 15.07.1925: Die neu gegründete Verkehrsgesellschaft Münsterland nimmt heute auf der Strecke Münster-Wolbeck-Alverskirchen-Everswinkel-Freckenhorst den Busverkehr auf. Täglich sind drei Fahrten vorgesehen, an drei Tagen (Mittwoch, Samstag und Sonntag) kommt eine vierte Fahrt hinzu. Dazu kommen täglich zwei Fahrten zwischen Münster und Ostrop, damit der beliebte Ausflugsort Angelmodde erreicht werden kann.
Es werden die folgenden Haltestellen bedient (in Klammern die Fahrpreise): Freckenhorst-Ort (4,80), Eschholte, Mehringen, Everswinkel (1,40), Alverskirchen (1,20), Wettendorfer Weg, Wolbeck (0,70), Ostrop (0,50), Stapelskotten (0,30), Münster Emdener Straße, Servatiiplatz, Hauptbahnhof, Bahnhof Westfälische Landeseisenbahn.
Do 16.07.1925: Der Landwirtschaftliche Verein für den Kreis Münster hält in Telgte seine diesjährige Tierschau ab, die erstmals ein Reitturnier beinhaltet. Abends findet im Hotel Althaus ein Festessen statt.
Die Ergebnisse aus Wolbecker Sicht:
- Stuten mit Fohlen (Kaltblut): 1. Bischoff-Frohnhof mit "Bremerin v. Frohnhof", 3. Bischoff-Frohnhof mit "Caramella v. Frohnhof"
- Vierjährige und ältere Stuten, gedeckt (Kaltblut): 1. Bischoff-Frohnhof mit "Diva v. Frohnhof", 2. Bischoff-Frohnhof mit "Breiste v. Frohnhof"
- 3jährige Stutfohlen (Kaltblut): 2. Josef Hohenkirch mit "Fuchs"
- 2jährige Fohlen (Kaltblut): Bischof-Frohnhof mit "Leoni", 2. Hohenkirch mit "Betty"
- Sonderpreis für beste Gesamtleistung: Ewald Bischoff-Frohnhof
- 2jährige Fohlen (Warmblut): 3. Witwe Ostrop mit "Nobel"
- Bullen über zwei Jahre: 2b. Hohenkirch mit "Neptun"
Fr 17.07.1925: Der 24jährige Kassengehilfe Anton Haves erhängt sich im Geräteraum des Amtshauses.
So 19.07.1925: In Wolbeck findet die Margarethenkirmes statt. Die Westfälische Landeseisenbahn setzt für die vielen hundert Besucher um Mitternacht einen Sonderzug ein, der über Angelmodde und Gremmendorf nach Münster zurückfährt.
So 19.07.1925: An zwei aufeinander folgenden Sonntagen findet in verschiedenen Gasthäusern ein Preiskegeln zur Finanzierung des Kriegerehrenmales statt. Am 26.07. findet zusätzlich ein Preisschießen statt, das vom Ausschuss unter der Leitung der Herren Hengstmann, Grabbe und Overmann organisiert wird. Als Preise sind drei Kälber, Gänse, Federvieh sowie Haushalts- und (nicht näher bezeichnete) Luxusgegenstände ausgesetzt. Der Gesamterlös aller Veranstaltungen beträgt weit über 2000 Mark.
Mo 20.07.1925: In Wolbeck findet der Vieh- und Kornmarkt statt.
Sa 25.07.1925: Die wegen Krieg und Inflationszeit zum Erliegen gekommene Bautätigkeit ist in der Stadt Wolbeck wieder aufgenommen worden. An der Hiltruper Straße ist der Neubau Dieckmann fertig gestellt worden, das Haus Ringbeck an der Münsterstraße hat einen neuen Anstrich erhalten ebenso wie das Haus Jürgens an der Erbdrostenstraße (sic!). An der Hofstraße wird die Front der Häuser bis unmittelbar an die Straße vorgeschoben.
Fr 24.07.1925: In der Werse ertrinkt der Gärtner Adolf Rumphorst aus Bonn, der bei seinen Eltern in Wolbeck den Urlaub zubringt. Erst am nächsten Morgen gelingt es Oberwachtmeister Böhm und Unterwachtmeister Engel von der 2. Hundertschaft der Schutzpolizei Münster, die Leiche in vier Metern Tiefe zu bergen.
So 16.08.1925: Auf Grund der Aufnahme des regelmäßigen Autobusverkehrs auf der Linie Münster-Wolbeck-Freckenhorst streicht die Westfälische Landeseisenbahn vier Fahrten zwischen Münster und Wolbeck.
Mo 17.08.1925: Am heutigen Montag beginnt das zweitägige Schützenfest der St.-Nikolai-Bruderschaft. Neuer Schützenkönig wird Josef Gallenkämper.
Fr 21.08.1925: Angesichts der außergewöhnlich sonnigen und trockenen Witterung ist die Getreideernte bereits zu großen Teilen abgeschlossen. Der hervorragenden Qualität des Getreides steht ein geringer Ertrag beim Stroh gegenüber. Wiesen und Weiden leiden unter der fortgesetzten Trockenheit, da es seit dem 28. Juli(?) nicht mehr geregnet hat.
Einen Tag später setzt eine dreiwöchige Regenperiode ein, die zu großen Ernteausfällen im Paderborner Land und südlich der Ruhr führt.
So 27.09.1925: Der MGV "Eintracht" erringt auf dem Gesangswettstreit in Heeßen unter der Leitung von Herrn Bloech in der 3. Klasse den ersten Klassenpreis, den ersten Ehrenpreis, den ersten Hauptehrenpreis und den Dirigentenpreis.
Fr 09.10.1925: Die Westfälische Landeseisenbahn streicht den "Theaterzug", der Freitag- und Sonntagabend jeweils um 23 Uhr aus Münster abgefahren ist.
So 11.10.1925: In Wolbeck wird das Kriegerehrenmal eingeweiht, das nach einem Entwurf des Architekten Grabbe in Eigenleistung der Einwohner erstellt wurde. Die drei Ehrentafeln wurden in den kunstgewerblichen Werkstätten der Firma Bach und Wildt in Münster gefertigt. Die vorgesehene Anpflanzung von Tannen wird vermutlich noch kurzfristig zu Gunsten von Buchen oder Linden verworfen.
Ein Auszug aus dem Bericht der Münsterschen Zeitung vom 14.10.1925 im Wortlaut: "Die Enthüllung des Denkmals fand am Sonntag statt. Ein umsichtiges Komitee hatte dafür eine Trauerfeier vorbereitet, an der sämtliche Nachbargemeinden teilnahmen. Selbst die Kriegervereine der einzelnen Gemeinden hatten es sich nicht nehmen lassen, zu erscheinen, obwohl bedauerlicherweise die Nichtzugehörigkeit des Wolbecker Kriegervereins zum Kreisverband diesen veranlasst hatte, seinen Mitgliedern die Teilnahme an dieser allgemeinen Gedächtnisfeier zu untersagen.
Gegen 2.30 Uhr traten die zahlreichen Vereine auf dem Kirchplatz an, wo nach einer Kranzniederlegung in der Gedächtniskapelle der Vorsitzende des Denkmalsausschusses Herr Bischof herzliche Worte der Begrüßung sprach. In der darauf in der Kirche stattfindenden Andacht für die Gefallenen führte der MGV "Eintracht" mit einer ernsten Totenklage ein in die Stimmung, aus der heraus Pfarrer Alfers die Toten sprechen ließ [...]. Ein feierlich ernster Zug bewegte sich dann zum Denkmal, wo unter düsterem, wolkenschweren Himmel eine viele Hundert zählende Menge fast eine ganze Stunde ihren Toten widmete. Die Gemeindevorsteher Haves und Möllenbeck sprachen von der Bedeutung des Zeichens für die Bürger der Stadt und des Kirchspiels.
Herr Rat Rosenberg, Vertreter des Herrn Landrats variierte das "Dulce et decorum est...". Pater Alexander (O.F.M.) ergreifende Festrede deutete den Sinn des Denkmals. [...] Und als er in seinen Gedanken wieder zurückging zu dem todesmutigen Bekennern ihres Credo, da fiel die Hülle, die die Namen der 64 Helden verborgen hatte. [...] Amtmann Böckers übernahm darauf das Denkmal in die Obhut der Gemeinden, und Graf v. Merveldt überreichte dem Erbauer, Herrn Architekten Grabbe, einen Blumenstrauß als Ausdruck des Dankes der Gemeinden.
Ein Chorgedicht, Kranzniederlegungen der auswärtigen Vereine, ein Parademarsch schlossen sich an und dann ein Festzug durch die Stadt, deren bunte Flaggen und Empfangsbögen kündeten, daß auch der Tod seine würdige Feier will. Eine Saalveranstaltung und eine kurze Abendfeier, bei der das Denkmal im Widerschein der aufflammenden Fackeln ein eigenartig stimmungsvolles Bild bot, war der Ausklang dieses für Wolbeck so bedeutungsvollen Tages."
 12.10.1925(?): Oberlandjäger Ratz feiert sein 25jähriges Ortsjubiläum.
So 25.10.1925: Ein Unfall auf der Hofstraße fordert zwei Leichtverletzte, als ein Motorradfahrer aus dem Krummen Timpen einbiegt und dabei mit einem Pferdefuhrwerk aus Richtung Alverskirchen zusammenstößt. Das Motorrad schleudert unter das Pferd, das dadurch zu Fall kommt, beide Fahrer werden fortgeschleudert, kommen jedoch mit Hautabschürfungen davon.
So 25.10.1925: Im Saal der Witwe Lasthaus findet eine Versammlung statt, die in die Gründung eines Kirchbauvereins mündet. In den Vorstand werden gewählt: Pfarrer Alfers, Amtmann Böckers, Gemeindevorsteher Haves und Möllenbeck, Rendant Potthoff, Josef Hohenkirch und August Kruse.
Der Bewurf der Kirche fällt infolge der Witterungsverhältnisse ab, das neue Kirchenfenster gefertigt von Matschinski aus Münster muss eingesetzt und die nördliche Turmwand mit ihrer schmutzigen Patina instand gesetzt werden. Völlig unklar ist die Lösung der Platzfrage, da nur wenige freie Plätze zur Verfügung stehen.
Wir zitieren in Auszügen den Zustand der Kirche aus dem "Münsterischen Anzeiger" vom 26.10.1925: "In der so schwierigen Platzfrage, wie es scheint, fast dem Kernproblem der ganzen Baufrage, hat man einen guten Schritt vorwärts getan durch Schaffung von 62 neuen und vor allem freien Kirchenplätzen. Ein von Matschinski-Münster angefertigtes Kirchenfenster wartet nur noch darauf, eingesetzt zu werden. Mit vieler Mühe wurde der Kirchplatz geebnet und gefestigt. Aber neue Aufgaben drängen. Der Bewurf der Kirche fällt infolge der starken Witterungseinflüsse ab. Die nördliche Turmwand mit ihrer schmutzigdunklen Patina muß in Ordnung gebracht werden, eine Aufgabe, die mit Vorsicht gelöst sein will. Vielleicht entschließt man sich zum völligen Verzicht auf den Verputz.
Mehr als das Äußere erfordert das Innere der Kirche durchgreifende Renovierung. Eine Beschaffung neuer Bänke zieht den Verlust von 3 bis 4 Bänken in jeder Reihe nach sich. Das ließe sich vermeiden durch Neubeizung und Umarbeitung der etwas unbequemen alten Bänke, deren gute stilvolle Form gewiß nie ersetzt werden kann. Ob es sich empfiehlt, die alten, viel Staub verursachenden Flursteine zu wenden und abzuschleifen, statt, vielleicht auch billiger, neue zu schaffen, scheint eine wesentlich praktische Frage zu sein. Die sehr ungünstigen Eingänge an der West- und Ostseite verursachen einen empfindlichen Zugwind. Die Notwendigkeit der Verlegung vielleicht beider Türen in den Turm wurde anerkannt, wenngleich man ein Fortfallen der malerischen Orgeltreppen nach Möglichkeit zu vermeiden geneigt war."
Mo 26.10.1925: Ein Händler aus Wolbeck wird wegen unerlaubten Viehhandels vom Amtsgericht zu einer Strafe von 200 Mark verurteilt. Ebenfalls verurteilt wird der Landwirt, der dem Angeklagten ein Rind verkauft hatte, ohne dessen Viehhandelserlaubnis zu prüfen. Er erhält eine Geldstrafe in Höhe von 40 Mark. Das verhandelte Rind wird für eingezogen erklärt.
Im Berufungsverfahren vor der 1. Kleinen Strafkammer werden beide freigesprochen.
Di 27.10.1925: Die Witwe Schürmann geb. Zumbusch stirbt im Alter von 76 Jahren. Damit ist die Wolbecker Linie der Zumbuschs erloschen.
So 15.11.1925: Der MGV "Eintracht" veranstaltet im Saale der Witwe Lasthaus einen Konzertabend. Die Sololieder singt Anny Schöne aus Münster.
So 22.11.1925: In den Räumen des neuen Jugendheimes wird der Handarbeitsunterricht aufgenommen.
Sa 28.11.1925: Die Freiwillige Feuerwehr Wolbeck veranstaltet bei Schulze Twenhöven trotz Schneewetters an der Werse eine Übung, die gemeinsam mit der kürzlich gegründeten Freiwilligen Feuerwehr Angelmodde abgehalten wird. Anschließend findet beim Kameraden Stratmann in Angelmodde ein gemütliches Beisammensein statt.
So 29.11.1925: Bei den Wahlen zu Kreistag und Provinziallandtag ergibt sich das folgende Ergebnis:
Wigbold Wolbeck (Wahlberechtigt 759, Stimmen 348): Zentrum 249, SPD 36, DVP 5, DNVP 8, KPD 4, DDP 1
Kirchspiel Wolbeck (Wahlberechtigt 224, Stimmen 85): Zentrum 66, SPD 3, DVP 1, DNVP 2, KPD 0, DDP 5
Di 01.12.1925: Die Kinderbewahrschule wird mit dreißig Kindern eröffnet und von den Clemensschwestern geleitet. Zu diesem Zweck wurde das alte Gemeindegasthaus , das seit zwanzig Jahren unbewohnt war, durchgreifend umgebaut und renoviert. Dabei wurde die historische Herdfeuerstelle mit dem alten Kamin abgerissen.
Fr 18.12.1925: An der Grenze zwischen Wolbeck und Telgte werden am späten Vormittag fünfzig Weihnachtsbäume von drei Männern mit einem Fuhrwerk gestohlen. Für die Hinweise auf die Täter wird eine Belohnung von 40 Mark ausgesetzt.
So 20.12.1925: Im Alter von fast 84 Jahren stirbt der älteste Einwohner Wolbecks, Heinrich Barwe.
Mo 21.12.1925: Die Verkehrsgesellschaft Münsterland nimmt an Sonn- und Feiertagen den Busverkehr zwischen Wolbeck und Münster auf. Es werden die folgenden Fahrten angeboten:
07:40 Uhr Wolbeck - 08:00 Münster Landesbahnhof
09:15 Uhr Münster Landesbahnhof - 09:34 Stapelskotten - 09:41 Ostrop - 09:48 Wolbeck
10:15 Uhr Wolbeck - 10:29 Stapelskotten - 10:42 Servatiiplatz
Am ersten Weihnachtstag ruht der Verkehr auf der gesamten Strecke Münster-Wolbeck-Freckenhorst.
Sa 26.12.1925: Am zweiten Weihnachts- und am Neujahrstag führt der Männergesangverein "Eintracht" den "Postillon von Rodendorf" auf.
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