Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1885


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Mi 14.01.1885: Es liegt eine geschlossene Schneedecke.
Mo 19.01.1885: Das Amtsgericht Münster ordnet die Zwangsversteigerung der in den Grundbüchern von Stadt und Kirchspiel Wolbeck eingetragenen Grundstücke des Hermann Große Lackmann zum 26.03.1885 an. Die Gesamtfläche der Grundstücke liegt bei gut acht Hektar. Das Amtsgericht hebt die anberaumte Zwangsversteigerung am 09.02.1885 wieder auf.
Fr 23.01.1885: Im Wolbecker Tiergarten werden unter der Leitung von Oberförster Dobbelstein in den Sektionen 71-75 insgesamt 231 Raummeter Eichen- und 276 Raummeter Buchenholz sowie 65 Haufen Reiser verkauft.
Do 29.01.1885: Heute und morgen werden im Wolbecker Tiergarten insgesamt 430 Festmeter Eichen- und 178 Festmeter Rotbuchenholz verkauft.
Mi 04.02.1885: In den Wolbecker Kiefern werden ab 09:30 Uhr insgesamt 461 Kiefern und 1098 Kiefernstangen verkauft.
Mo 23.02.1885: Hermann Große Lackmann bietet seine in der Stadt Wolbeck gelegene Ziegelei zur Pacht oder zum Kauf an. Das Angebot umfasst auch das massiv erbaute Wohnhaus mit 20 Morgen Garten, Acker, Wiesen und Weiden sowie 30 Obstbäumen.
Fr 27.02.1885: Im Wolbecker Tiergarten werden 3 Eichen, 7 Eschen, 90 Raummeter Buchenholz, 103 Raummeter Eichenreiser und 155 Haufen gemischte Reiser verkauft.
Fr 27.02.1885: Auf Hof Berl stehen heute 25 hochtragende Schweine zum Verkauf.
Mo 09.03.1885: Das Schöffengericht zu Münster verurteilt die Witwe des Colon Bernard Liefermann aus Albersloh zu 100 Mark Geldstrafe. Sie hatte den Amtmann Middeler aus Wolbeck in einem Schreiben als Urkundenfälscher, Betrüger und Räuber bezeichnet.
Mi 08.04.1885: Nachdem vor wenigen Tagen bereits der Schafstall abgebrannt war und dabei zweihundert Schafe ums Leben gekommen waren, brennt heute der gesamte Schulzenhof Berl nieder. Nur ein kleiner Teil der Gebäude sowie der Viehbestand können gerettet werden.
Zur Brandursache schreibt der "Münsterische Anzeiger": "Es liegt der Verdacht vor, daß der Brand durch eine Dynamit-Explosion freventlicher Weise herbeigeführt ist. Eine Detonation, welche kurz vor Ausbruch des Feuers gehört worden ist rechtfertigt diese Annahme und wird dieselbe bestätigt durch einen in der Nähe der Brandstelle an einem Baume befestigt gefundenen Zettel dessen Inhalt unbedingt auf vorsätzliche Brandstiftung schließen läßt."
Fr 10.04.1885: Amtmann Middeler schreibt die Stelle des Bezirksschornsteinfegers für Wolbeck, Alverskirchen und Angelmodde zur Besetzung aus.
Di 14.04.1885: Auf dem Schulzenhof Berl stehen auf Grund des Brandes heute die folgenden Tiere zum Verkauf: 10 Arbeitspferde, darunter drei tragende Stuten; 1 Hengst und 1 Fohlen; 15 milchgebende Kühe; 5 fette Kühe; 14 ein- und zweijährige Rinder, darunter mehrere Zuchtbullen holländischer Rasse; 6 Zuchtkälber; 20 tragende Schweine, 2 Eber und 6 Faselschweine.
So 19.04.1885: Der Landwirtschaftliche Lokalverein des Amtes Wolbeck hält beim Brennereibesitzer Dartmann in Rinkerode eine Versammlung ab. Auf der Tagesordnung stehen Vorträge von Dr. Göttig über Kartoffelbau und E. Ronneberg über den Stand des Molkereiwesens.
Mo 27.04.1885: Der Maurer Ferdinand Biege, der Lehrling Wilhelm Krachten und die beiden Schüler Johann Richter und Bernard Müser stehen vor Gericht, weil sie am 19. September 1884 den Rohbau des Bauunternehmers Kolvenbach gewaltsam zerstört haben. Dabei handelt es sich nach Erkenntnis des Gerichts um einen Racheakt des Ferdinand Biege, der die übrigen Angeklagten durch Zahlung von neun Mark zu dieser Tat verleitet hat. Das Gericht verurteilt den Hauptangeklagten zu drei Monaten Gefängnis und spricht die drei anderen frei.
Mi 29.04.1885: Gegen 22:30 Uhr setzt ein schweres Gewitter ein, das bis 4 Uhr morgens andauert.
Di 12.05.1885: Die durch den Abbruch des Armenhauses gewonnenen Baumaterialien stehen ab 10 Uhr zum Verkauf. Es handelt sich um eicherne Balken, Sparren, Fachwerkhölzer, Dielungsbretter und Latten sowie Ziegel und Dachziegel.
Mi 13.05.1885: Nur in Ausnahmefällen wird in der Tageszeitung mit den Preisen für Haushaltsartikel geworben. In diesem Falle bietet Löwenstein auf der Wolbecker Straße 13 in Münster seine Waren wie folgt an:
Seife, beste braune und Silberseife, Pfund zu 16 Pfennig
Seife, zweite Qualität, Pfund zu 12 Pfennig
Kernseife, Pfund zu 30 Pfennig
Toilettenseife, Pfund zu 45 Pfennig
Soda, Pfund zu 6 Pfennig
Zucker, 3 Pfund zu 1 Mark
Mehl, bestes Weizen, 8 Pfund zu 1 Mark
Salatöl, Liter zu 1 Mark 20 Pfennig
Rüböl, Liter zu 56 Pfennig
Petroleum, Liter zu 19 Pfennig
Do 14.05.1885: Auf der Wanderversammlung des landwirtschaftlichen Lokalvereins auf dem Zollhaus bei Albersloh spricht Dr. Ludloff über die Aufzucht des Rindes.
fR 15.05.1885: Das Schwurgericht verurteilt den Münsteraner Rentner Wilhelm Freise nach der Vernehmung von 28 Zeugen wegen Betrug und Erpressung zu einer Zuchthausstrafe von 3 1/2 Jahren sowie Ehrverlust. Er hatte unter anderem bei Hermann Große-Lackmann in Wolbeck Drainröhren bestellt und nicht bezahlt.
Fr 29.05.1885: Bei Temperaturen um 27 Grad Celsius folgt auf das erste Gewitter um 14:30 Uhr ein wesentlich schwereres Gewitter um 17:30 Uhr, das Hagelkörner bis zur Größe eines Hühnereis und einem Gewicht von 60 Gramm mit sich bringt und bis 21 Uhr dauert. In Wolbeck schlägt der Blitz an drei Stellen ein, ein großer Teil der Roggenernte geht verloren.
So 07.06.1885: Ab heute verkehrt die Landpostfahrt um 6 Uhr ab Münster nach Wolbeck und Albersloh. Die Rückfahrt kommt um 19 Uhr in Münster an.
Mo 08.06.1885: Die Münsterstraße wird zwischen Hofstraße und Borggarten wegen Neupflasterung für alle Fuhrwerke für zehn Tage gesperrt.
Mo 22.06.1885: Beim Gutsbesitzer Fronhoff stehen ab 8 Uhr morgens 20 Morgen Klee und 25 Morgen Gras zum Verkauf.
Fr 26.06.1885: Gegen 13 Uhr sorgen mehrere schwere Gewitter für weitere Ernteschäden.
So 28.06.1885: Der Landwirtschaftliche Lokalverein veranstaltet beim Gastwirt Thier in Wolbeck ab 17:30 Uhr ein Konzert. Es spielt die Kapelle des 13. Infanterie-Regiments.
Do 09.07.1885: Auf dem Schulzenhof Berl stehen 150 Morgen Roggen zum Verkauf, die von den schweren Unwettern verschont geblieben sind.
Do 09.07.1885: Das Tierschaufest des landwirtschaftlichen Kreisvereins wird auf der Wienburg ausgerichtet. Die Preisträger aus Wolbecker Sicht sind: Hengste (32 Tiere): 3. Middendorf
2jährige Fohlen (25 Tiere): 6. Hohenkirch
Sa 11.07.1885: Beim Wirt Kinnebrock auf der Laer stehen 4 Morgen Roggen zum Verkauf, die dem Herrn Kröger gehören.
Mo 13.07.1885: Bei Ökonom Brockhausen auf Gut Möllenbeck stehen 25 Morgen Roggen zum Verkauf.
Mi 15.07.1885: Heute finden in Wolbeck vier große Verkäufe statt:
1. Um 8 Uhr werden auf der von Wersebeckmann gepachteten Ziegelei 20.000 Drainröhren, 300 dreizöllige Röhren, 200 fünfzöllige Röhren, eine sehr starke Drainröhrenmaschine mit Formen und Zubehör, mehrere tausend Fuß gut erhaltene eicherne Dachlatten sowie ebenfalls mehrere tausend Fuß Bretter und Dielen, ein vierzölliger Ackerwagen, eine Stürzkarre, ein Kochofen, ein antiker dreitüriger Schrank, ein großer sechstüriger Schrank und ein Eckschrank verkauft.
2. Im Berdel in der Nähe der Ziegelei stehen 10 Morgen Roggen, 5 Morgen Weizen und 4 Morgen Gras zum Verkauf.
3. In der Wohnung von Große Lackmann werden eine Viehwaage für bis zu 20 Zentner, ein Kutschwagen, eine junge Milchkuh und eine Partie Birken- und Kiefernholz, in der Laerheide gelegen, abgegeben.
4. Beim Wirt Lasthaus werden zwei neu gebaute Wohnhäuser verkauft:
- Die Nummer 196 auf der Dreckstraße, für Ackerwirtschaft und Bäckerei eingerichtet und mit zwei Morgen Ackerland versehen.
- Die Nummer 220 auf der Münsterstraße nebst zwei Morgen Ackerland.
- Ein Bauplatz am Ende von Wolbeck.
So 19.07.1885: Heute beginnt in Wolbeck das zweitägige Margarethenfest.
Di 28.07.1885: Das Gras in der Menkenweide wird ab 15 Uhr an Ort und Stelle verkauft.
Mo 10.08.1885: Auf Gut Berl stehen 40 Morgen Hafer zum Verkauf.
So 20.09.1885: Auf der Wanderversammlung des landwirtschaftlichen Lokalvereins bei Hoffschulte in Angelmodde spricht Dr. Ludloff über die Düngung.
So 27.09.1885: Die außerordentliche Generalversammlung der Ortskrankenkasse Wolbeck findet beim Wirt B. Twenhöven in Wolbeck statt.
Mo 28.09.1885: Ab 15 Uhr werden an der Sägemühle der Witwe Schwegmann insgesamt 4000 Quadratfuß trockene Eichenbretter in unterschiedlichen Stärken in dreißig Abteilungen verkauft.
Do 15.10.1885: Ab 14 Uhr werden auf dem Schulzenhof Berl rund 200 fette Hammel- und Mutterschafe verkauft.
Do 29.10.1885: Bei den Urwahlen zur 16. Wahlperiode des Preußischen Abgeordnetenhauses werden im Amt Wolbeck die folgenden Personen aus Wolbeck gewählt:
Friedrich Homan, Seelsorger
Clemens Thier, Gastwirt
Hermann Große-Lackmann, Ökonom
Eduard Cortain, Apotheker
Adolf Fronhoff, Schulze
Do 26.11.1885: Auf der Wanderversammlung des landwirtschaftlichen Lokalvereins in der Gastwirtschaft Böcker zu Alverskirchen spricht Molkereiinstruktor Flaack über rationelle Behandlung der Milch und Butterbereitung.
Di 08.12.1885: Die Ortskrankenkasse Wolbeck hält beim Wirt B. Twenhöven ihre ordentliche Generalversammlung ab.
So 20.12.1885: Gestüts- und Kreistierarzt E. Long aus Warendorf spricht auf der Wanderversammlung des landwirtschaftlichen Lokalvereins über die geschichtliche Entwicklung der Pferdezucht zwischen Rhein und Weser. Dabei geht er insbesondere auf das Münsterländer Kleinpferd ein. Anschließend gibt er praktische Hinweise zur Verbesserung der Pferdezucht in Westfalen.
Do 31.12.1885: Das Haus Wigbold 94 auf der Hofstraße von A. Hoffmann steht mit Stallungen und Garten weiterhin zum Verkauf.
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