Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1891


<< 1890: 
So 04.01.1891: Der seit sechs Wochen herrschende strenge Frost schwächt sich kurzzeitig ab. Bei leichtem Schneefall setzt vorübergehend Tauwetter ein. Der Münsterische Anzeiger berichtet über die Schulkinder: "Bei der andauernd starken Kälte der letzten Wochen hatten die Schulen auf den Dörfern und Bauerschaften sehr unter dem schlechten Schulbesuch zu leiden. Man konnte es den Kindern, die einen weiten Schulweg zu machen haben, wahrlich nicht verdenken, wenn sie bei einer Kälte von bis zu -20 Grad Celsius, wo selbst Erwachsene scheuten, aus dem Hause zu gehen, nicht zur Schule kamen. Da der Schulunterricht in den Wintermonaten um 08:30 Uhr beginnen muß, so werden viele Kinder um 07:30 Uhr schon das Haus verlassen müssen. Daß sie auf dem weiten Schulwege vollständig durchfrieren, ist nicht zu verwundern, zumal wenn man bedenkt, daß viel arme Kinder darunter sind, die noch nichts ordentlich Warmes gegessen oder getrunken haben. Wenn sie dann ins Schulzimmer kommen, ist selbst dieses häufig noch nicht warm. Bei einer Kälte, wie sie in den letzten Wochen herrschte, genügt es nicht, daß der Schulofen eine halbe oder eine Stunde vor Beginn des Unterrichts angemacht wird; er muß wenigstens zwei Stunden vorher eingelegt und ständig geheizt werden, sonst wird das große Schulzimmer nicht durch und durch warm, und die Kinder, welche sich unterwegs auf das warme Zimmer freuten, müssen da noch weiter frieren."
Mo 05.01.1891: Beim Wirt Busse an der Chaussee nach Albersloh werden sieben hochtragende Schweine verkauft.
So 11.01.1891: Am Morgen zeigt das Thermometer eine Temperatur von -20 Grad Celsius.
Mi 14.01.1891: In den Räumen des Wirtes Lasthaus gt. Twenhöven verkauft der Vollziehungsbeamte Baak 200 eichene Speichen, einen Haufen eichene Felgen und eine Partie Bohlen.
Sa 24.01.1891: Es setzt Tauwetter mit starken Regenfällen ein. Am Mittag überschreiten die Wasserstände von Angel und Werse bereits die Marken der Katharinenflut. Große Teile von Albersloh sind überschwemmt.
Sa 24.01.1891: Die Notbrücke über die Werse ist fertiggestellt. Das Befahren der Brücke mit Fuhrwerken über vier Tonnen ist verboten, die Brücke darf zudem nur im Schritt befahren werden. Auf Grund der starken Krümmung der Fahrbahn ist der Transport von Langhölzern nicht möglich. Am Folgetag wird der Post- und Personenverkehr wieder aufgenommen.
Di 27.01.1891: Der Landkreis Münster gibt die Ergebnisse der Volkszählung bekannt. Demnach ist die Zahl der Einwohner der Stadt Wolbeck in den letzten fünf Jahren von 1211 auf 1193, im Kirchspiel Wolbeck von 278 auf 272 gefallen. Diese Entwicklung verläuft gegen den Trend des Landkreises, dessen Bevölkerung in den letzten fünf Jahren um 7 Prozent zugenommen hat.
Fr 30.01.1891: Beim Gastwirt Clemens Thier werden 900 Kiefern aus den Distrikten 5, 8d und 9c verkauft.
Sa 31.01.1891: Angesichts von stabilen Tagestemperaturen um 20 Grad Celsius sind in Münster alle Freibäder wieder geöffnet.
Do 05.02.1891: Im Buchenbusch beim Gut Möllenbeck stehen heute 20 Eichen, 60 astfreie Buchenabschnitte, 4 Nummern Eichengrubenholz, 10 Deichselbäume, 20 Klafter Buchenbrennholz und 32 Haufen Buchenstangenholz zum Verkauf.
Di 10.02.1891: Auf dem Wolbecker Postamt wird die erste Altersrente ausgezahlt. (Anmerkung: Am 22. Juli 1889 traten Bismarcks Sozialgesetze in Kraft. Da die Einzahlungen zur Rentenversicherung erst ab 1891 überhaupt möglich waren, wurde Alten und Invaliden eine Rente ohne Beiträge gewährt.)
Fr 13.02.1891: Der Königliche Oberförster Linnenbrink verkauft zusammen mit seinem Forstaufseher Romanus in der Gastwirtschaft Clemens Thier das folgende Holz, das aus den Distrikten 75 und 79 des Wolbecker Tiergartens stammt: 202 Raummeter Eichenholz, 399 Raummeter Buchenholz, 7 Haufen Birken- und Erlenholz, 72 Haufen Buchen- und Eichenwellen sowie 162 Raummeter Buchenreiser.
Mo 16.02.1891: In den von Merveldtschen Forsten in Wolbeck stehen heute zum Verkauf: 300 Eichen, 10 Reiserhaufen Eichenholz, 100 Rottannen, 20 Kiefern, 2000 Kiefernschleiten und 1200 Kiefernstangen.
Fr 20.02.1891: Im Gasthof Thier findet die Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins des Amtes Wolbeck unter der Leitung von Direktor Schulze Althoff statt, der einen Rückblick auf das 25 Jahre Bestehen des Vereins gibt. Sekretär Ehrlich spricht über die Haftpflicht der Arbeitgeber in der Landwirtschaft, Dr. Potthast referiert über die Frühjahrsbestellung unter Anwendung von Kunstdünger. Abschließend findet eine Verlosung von Sämereien sowie kleineren Haus- und Wirtschaftsgeräten statt.
Sa 21.02.1891: Domkapitular Adolph Tibus berichtet über seine Forschungsergebnisse zur Bedeutung der Flussnamen des Münsterlandes. Für die Angel gibt er das Herkunftswort "angil" an, dessen Bedeutung er aber nicht entschlüsseln konnte. Für die Werse kommt er zu dem Ergebnis, dass es sich um eine andere Schreibweise des Wortes "Wasser" handelt.
Fr 27.02.1891: Das Schöffengericht in Münster verurteilt den Ökonomen Garthaus wegen unberechtigter Ausübung der Heilkunde zu einer Geldstrafe von 96 Mark. Der Gerichtsgutachter Dr. Kopp hatte festgestellt, dass die als Medizin abgegebenen Kügelchen zum größten Teil aus Milchzucker bestehen. Der Berufungsantrag wird am 3. Mai abgewiesen.
Di 03.03.1891: Der Pächter Everding auf Gut Holthausen verkauft vierzehn hochtragende Schweine.
Fr 06.03.1891: Auf Grund des Abbruchs des Wohnhauses beim Fronhof steht das folgende Baumaterial zum Verkauf: Eicherne Balken, Sparren und Pfosten; Riegelholz und Latten; 18 Türen, 20 Fenster, Jalousien, steinerne Fensterbänke, Treppen, Beschussbretter und 5000 Dachpfannen.
Fr 06.03.1891: Der Handelsgehilfe Hermann Meihoff aus Wolbeck wird wegen Betrugs und Urkundenfälschung in Magdeburg zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
Mo 16.03.1891: Im Distrikt 79 des Wolbecker Tiergartens werden 250 Eichen zu 336 Festmetern, 165 Buchen zu 261 Festmetern, 2 Ulmen und 4 Aspen verkauft. Bei den Eichen handelt es sich um sehr alte Bäume.
Mi 25.03.1891: Die Ernteaussichten sind angesichts des bisherigen Wetters sehr schlecht. Der Weizen steht dünn, die Roggenfelder sind teilweise schon wieder umgepflügt worden. Zu diesem Zeitpunkt kann niemand ahnen, dass es noch schlimmer kommen wird.
Mi 25.03.1891: Der Kreistag des Landkreises Münster stellt für den Wiederaufbau der Wersebrücke bei Stapelskotten 30.000 Mark bereit.
So 29.03.1891: Am Ostersonntag setzt starker Schneefall ein, der Verkehr kommt zum Erliegen.
Sa 04.04.1891: Der Unternehmer Hagenschneider kündigt an, ab der kommenden Woche regelmäßige Omnibusfahrten zwischen Münster und Wolbeck aufnehmen zu wollen.
Sa 04.04.1891: Die Mehlschwalben sind zurückgekehrt.
Do 09.04.1891: Zu Vertrauensmännern der Landwirtschaftlichen Unfallversicherung für den Bezirk Wolbeck werden auf drei Jahre gewählt: Schulze Althoff zu Angelmodde, Schulze Feldmann zu Albersloh und Colon Bösendorf zu Rinkerode.
Mo 13.04.1891: In der Gastwirtschaft Clemens Thier wird das folgende Holz aus dem Tiergarten verkauft: 494 Raummeter Buchenscheite, 8 Raummeter Eichenscheite, 1 Raummeter Erlenscheite und 624 Raummeter Buchen- und Eichenreiser.
Sa 18.04.1891: Die Mannschaften der Landwehr der Gemeinden Wigbold Wolbeck, Kirchspiel Wolbeck, Alverskirchen und Angelmodde treten um 10:30 Uhr in Wolbeck am Ausgang der Stadt auf der Chaussee nach Albersloh zum Frühjahrsappell an. Der Herbstappell findet am 16. November statt.
Mo 20.04.1891: Im Gasthof Thier wird auf fünf Jahre das Gras an den Chausseen Wolbeck-Münster, Wolbeck-Alverskirchen und Wolbeck-Rinkerode verpachtet.
Sa 25.04.1891: Johann Busse möchte die an der Chaussee nach Albersloh gelegene Wirtschaft mit Sägewerk und acht Morgen Acker verkaufen. Am 5. Juni kommt es zur Zwangsvollstreckung des Mobiliars.
Sa 25.04.1891: Heute nimmt Hagenschneider den Omnibusverkehr zwischen Wolbeck und Münster auf. Die Abfahrten sind: Münster Markt um 8 Uhr und 14:30 Uhr; Wolbeck ab 11 Uhr und 18:30 Uhr.
Fahrpreise: bis Stapelskotten 30, Kinnebrock 35, Elberfelt/Böckmann 40, Angelmodderweg 45 und Wolbeck 50 Pfennig. Handgepäck frei, größere Körbe 25 Pfennig.
Do 30.04.1891: Das Wohnhaus Garthaus brennt vollständig nieder.
Sa 02.05.1891: Mit dem Pirol ist nun auch der letzte Zugvogel zurückgekehrt.
Di 19.05.1891: Die Ernteaussichten verschlechtern sich weiter, nachdem Wintergerste und Winterweizen wetterbedingt vollständig vernichtet sind. Bei Sommerweizen und Roggen wird höchstens eine mittlere Ernte erwartet, beim Obst hofft man auf ein gutes Jahr.
Fr 22.05.1891: Im Rahmen einer Zwangsvollstreckung wird beim Wirt Twenhöven eine schwarze Stute verkauft.
Fr 29.05.1891: Der Landrat gibt bekannt, dass Hermann Bäumker, Gerhard Kösters, Heinrich Sierlecke und Christof Kloppenburg, jeweils aus Wolbeck, eine Altersrente bewilligt worden ist.
Do 04.06.1891: Das Amtsgericht beraumt die Zwangsvollstreckung der in der Stadt Wolbeck gelegenen Grundstücke des Anton Natrup für den 6. August an.
Di 16.06.1891: An der Schwegmannschen Sägemühle werden fünfzig Packen trockene Eichenbretter sowie Nussbaum- und Eichenschalen verkauft.
Do 25.06.1891: Der Königliche Förster Josef Fahney stirbt im Alter von 68 Jahren.
Do 25.06.1891: Der Anstrich der neuen Wersebrücke wird ausgeschrieben.
Mi 01.07.1891: In Wolbeck und Alverskirchen sorgen drei Gewitter in rascher Folge für verheerende Zerstörungen. Das erste Gewitter um 10:30 Uhr verursacht mit sintflutartigen Regenfällen Überschwemmungen in der Gegend, das zweite Gewitter um 16:45 Uhr bringt Hagelkörner in der Größe von Sperlingseiern mit sich, das dritte Gewitter mit vier Zentimeter großen Hagelkörnern setzt gegen 18:00 Uhr ein, dauert vier Stunden und führt endgültig zur Katastrophe.
Am Ende des Tages ist die gesamte Ernte vernichtet, an den Bäumen hängt die Rinde zerfetzt herab, zahllose Kühe sind durch Blitzschläge getötet worden, hunderte Fensterscheiben sind zerschlagen und tausende Dachziegel zerborsten. Auf den Feldern findet man zahllose erschlagene Hühner und Hasen.
In der Gegend werden später am Abend ebenfalls Zerstörungen gemeldet. Betroffen sind vor allem die Bauernschaft Rummler und die Ortschaften Rinkerode, Alverskirchen, Everswinkel, Freckenhorst, Hoetmar, Ottmarsbocholt sowie Venne, das völlig zerstört wird. Münster wird nur vom morgendlichen Gewitter getroffen, das die Flügel der Windmühle Hakenes vor dem Aegidiitor zerstört. Das Kirchspiel Wolbeck scheint westlich der Stadt Wolbeck kaum betroffen gewesen zu sein.
Am 5. Juli erklärt Everswinkel den Notstand: "In den Abendstunden des 1. Juli ist unsere Gemeinde von einem furchtbaren Unglück heimgesucht worden. Zwei Hagelschläge, von Wolkenbruch und Sturm begleitet, haben entsetzlich verheerende Wirkungen über unsere Fluren verbreitet. Die ganze Ernte ist vernichtet. Das Getreide und die Sommerfrucht liegt wie zerstampft und zerhackt am Boden; nichts ist geblieben. Über zweitausend Hektar Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Futterpflanzen sind vollständig ruiniert. Nach oberflächlicher Schätzung beläuft sich der angerichtete Schaden auf über 1 Million Mark. Durch die Versicherungsanstalten wird nur ein winziger Bruchteil davon entschädigt, weil fast nichts versichert war. Dazu kommt, dass das Unglück am meisten die kleineren Leute mit wenigem, aber teurem Pachtlande trifft, die an Versicherung ihrer Früchte nicht denken. Etwa 250 wenig bemittelte Familien sind durch dieses furchtbare Naturereignis für ein Jahr lang aller Nahrungsmittel beraubt."
Am 10. Juli erklärt Warendorf für Freckenhorst und Hoetmar den Notstand: "Ein schreckliches Unwetter hat am 1. Juli den Kreis Warendorf heimgesucht. Gegen fünf Quadratmeilen, die halbe Bodenfläche des Kreises, sind verhagelt. Der Rest hat von verheerenden Regenschauern und in Folge dessen großen Fluten sehr zu leiden gehabt. Der Schaden an Gemüsen, Feldfrüchten und Graswuchs wird auf drei Millionen Mark geschätzt, die Ernte ist größtenteils vernichtet, der sehr erhebliche Schaden in den Waldungen ist vorläufig nicht zu ermitteln. Die Kartoffeln [...] beginnen in der Erde zu faulen."
Am 19. Juli erklären Ottmarsbocholt und Venne den Notstand: "Am Nachmittage des 1. Juli wurden unsere Gemeinden von einem schweren Gewitter, begleitet von verheerendem Hagelschlag und Wolkenbruch heimgesucht. Ein circa eine halbe Stunde anhaltender Hagelschlag vernichtete die ganze Ernte. Gegen 2000 Hektar Getreide, Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Futterpflanzen sind vollständig vernichtet. Hoffte man auch anfangs, daß die Sommerfrüchte sich etwa erholen würden, so zeigt sich doch jetzt, daß darauf mit Ausnahme ganz weniger Parzellen nicht mehr zu rechnen ist. Der Hagelschlag dauerte zu lange und die Verheerung desselben war eine zu große. [...] Dazu kommt noch der entsetzliche große Schaden, der an den Waldungen und besonders an den Gebäuden angerichtet ist. Sind doch auf manchen Häusern alle Dachziegel zerschlagen und durch das in Folge davon eindringende Wasser im Innern der Häuser große Schäden angerichtet."
Am 20. Juli erklärt Alverskirchen den Notstand und führt für ein Jahr die Armenspeisung ein, auch wenn der Gemeinderat nicht weiß, woher er die finanziellen Mittel dafür nehmen soll. Alle Gebäude in Alverskirchen sind beschädigt.
Do 02.07.1891: Das Tierschaufest des Amtes Wolbeck findet am Zollhaus zu Albersloh statt. Trotz der schweren Schäden in den beteiligten Gemeinden hatte man sich entschieden, das Fest nicht abzusagen.
Bei den Stuten erhalten Theodor und Johann Hohenkirch aus dem Kirchspiel Wolbeck eine Prämie, ebenso wie August Brockhausen für ein dreijähriges Fohlen. Für ihre vorgeführten Rinder werden Thiemann gt. Middendorf sowie Bernhard Elberfeld ausgezeichnet.
So 05.07.1891: Der Kriegerverein Wolbeck sagt auf seiner heutigen Generalversammlung das Kriegerfest sowie alle weiteren Veranstaltungen des Jahres ab.
So 05.07.1891: Am Nachmittag ertrinkt der 15jährige Schneiderlehrling Wilhelm Kortenkämper beim Baden in der Angel.
So 05.07.1891: Amtmann Middeler nimmt Anträge auf Grundsteuer-Nachlass in Folge Hagelschadens binnen acht Tagen an.
So 12.07.1891: Heute wird in der Stadt Wolbeck das Margarethenfest gefeiert. (Anmerkung: Eine andere Quelle lässt eine kurzfristige Absage des Festes vermuten.)
Di 14.07.1891: Trotz der schweren Schäden in der Stadt Wolbeck wird der Viehmarkt am heutigen Dienstag abgehalten. Aufgetrieben werden jedoch nur 3 Rinder und 46 Ferkel.
Do 16.07.1891: Auf dem Tierschaufest des Landwirtschaftlichen Kreisvereins am Bahnhof Sankt Mauritz gehen die folgenden Preise nach Wolbeck:
Stuten (20 Stück): 5. Th. Hohenkirch; 6. Joh. Hohenkirch; 10. Overmann
Rinder (9 Stück): 5. Middendorf
Erstmals seit vielen Jahren wird auf der Tierschau wieder ein Esel gezeigt.
Sa 18.07.1891: Die Herbstferien dauern in diesem Jahr vom 13. August bis zum 16. September. (Anmerkung: Die Schulferien werden heute neu veröffentlicht, da auf Grund eines Fehlers die Daten für Rheinland und Westfalen vertauscht worden waren.)
So 19.07.1891: Die Königliche Regierung gibt die Schäden im Amt Wolbeck bekannt. Von den 6468 Hektar Ackerfläche sind 5470 Hektar ganz oder teilweise vernichtet, was einem Verlust von 1.094.000 Mark entspricht. Die Schäden an den Gebäuden und in den Wäldern können noch nicht beziffert werden.
Mi 22.07.1891: Der Wolbecker Spar- und Darlehnskassenverein gibt seine Bilanz zum 31.12.1890 bekannt. Demnach haben die Aktiva 18509,62 Mark bei einer Unterdeckung von 69,37 Mark betragen. Der Mitgliederbestand liegt unverändert bei 69, nach drei Zugängen und drei Abgängen.
Sa 01.08.1891: Der Gerichtsvollzieher verkauft auf dem Goldbrink die Ackerflächen des Anton Natrup.
So 02.08.1891: Die St.-Nikolai-Bruderschaft sagt ihr Schützenfest ab.
Mo 03.08.1891: Auf dem Fronhof stehen achtzig Morgen Gras zum Verkauf.
Mi 12.08.1891: Der Landrat gibt bekannt, dass Kath. Niewöhner geb. Beckel, Bernardine Siemer, Heinrich Haves, Heinr. Gerh. Bröskamp, Joh. Heinr. Daldrup, jeweils aus Wolbeck, eine Altersrente bewilligt worden ist.
Mi 26.08.1891: Die neue Wersebrücke "Hohes Schemm" ist endgültig fertiggestellt. Dabei wurden die erhaltenen beiden Pfeiler der alten Brücke verwendet. Die Fahrbahn besteht aus Steingeröll mit Zementüberguss.
Die Notbrücke war aus Tannenholz gebaut worden und war 61 Meter lang und 3,60 Meter breit.
Di 08.09.1891: Bei spätsommerlichem Wetter liegen die Tagestemperaturen stabil bei über 25 Grad Celsius, während sie nachts bis nahe an den Gefrierpunkt absinken.
Sa 26.09.1891: Die Unfälle auf den Strontianitschächten in Rinkerode reißen nicht ab. Nachdem am 4. August ein Zündplättchen explodiert war, ereignen sich am 21., 22. und 24. September drei weitere Unfälle auf dem Schacht "Theresia 2". Die Schwerverletzten werden jeweils ins Wolbecker Krankenhaus gebracht.
Di 29.09.1891: Im Forsthaus wird der Nachlass des verstorbenen Försters Fahney verkauft: Zwei Kühe (zum Fahren verwendet), ein tragendes Rind, ein Ackerwagen, Pflug, Kuhgeschirre, Wannemühle, Häcksellade, Dezimalwaage, Jauchefass, Küchenschrank, Kleiderschrank, Milchschrank, Aktenschrank, Backtrog, zwei Sofas, Tische, Stühle, Koffer, Spiegel, Hausuhr, Bettstelle, Bilder, Uhrmachertisch, Scheibenbüchse, Jagdflinten, Kisten, Kästen, Töpfe und Ackergeräte.
Mo 12.10.1891: Gegen 17:15 Uhr bricht in der Kornscheune auf dem Gut Holthausen (Kirchspiel 20) des Pächters Everding ein Feuer aus. Trotz des Einsatzes von fünf Feuerwehren brennt das Gebäude vollständig ab. Dabei bricht die Freiwillige Feuerwehr Werse-Delstrup ihr laufendes Stiftungsfest ab, um zu Hilfe zu kommen. Die Scheune ist mit 6200 Mark und der Inhalt mit 7870 Mark bei der Westfälischen Provinzial versichert.
So 18.10.1891: Die Königliche Regierung setzt für die Unwettergeschädigten vom 1. Juli die Grundsteuer aus und lässt von der Kreisverwaltung stattdessen Unterstützungsgelder in Höhe von 6000 Mark auszahlen.
Mi 11.11.1891: Amtmann Middeler bietet die gute erhaltene Chaussee-Walze des Amtes zum Verkauf an.
Fr 27.11.1891: Am Morgen fällt der erste Schnee des Winters, der jedoch nicht liegenbleibt.
Sa 05.12.1891: Als vom Kreistierarzt in Münster bei der Fleischprobe einer von zwei Wolbecker Metzgern geschlachteten Kuh eine Vergiftung festgestellt wird, kann mit Hilfe der Polizei das gesamte Fleisch in Wolbeck noch rechtzeitig beschlagnahmt werden.
So 27.12.1891: Der Gastwirt Pauli aus Münster nimmt auf der Strecke von Münster nach Wolbeck die Personenbeförderung auf. Neben den vom Unternehmer Hagenschneider betriebenen zweimal täglich durchgeführten Fahrten gibt es täglich zwei Postenfahrten mit Personenbeförderung auf der Strecke Münster-Wolbeck-Everswinkel-Sendenhorst. Zudem werden an den Markttagen Mittwoch und Samstag zwei zusätzliche Personenwagen eingesetzt. Der "Münsterische Anzeiger" sagt all diesen Unternehmungen das Ende voraus, wenn die Eisenbahn von Münster nach Wolbeck gebaut wird.
Am 31. Dezember wird die Abfahrt in Münster von Polizeiwachtmeister Harpenau zusammen mit zwei Polizeisergeanten gestoppt, da er nicht im Besitz einer polizeilichen Genehmigung zur Durchführung dieser Fahrten ist.
Mi 30.12.1891: Im Buchenbusch beim Gut Möllenbeck stehen 14 Eichen, 54 astfreie Buchenabschnitte, 13 Eschen, 7 Haufen Eichenholz, 12 Buchenklafter sowie 25 Haufen Buchenstangen zum Verkauf.
1892 >>:  Zurück