Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1892


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So 17.01.1892: In den sechs Gemeinden des Standesamtsbezirks Wolbeck sind im vergangenen Jahre 188 Geburten, 98 Sterbefälle und 49 Eheschließungen registriert worden.
Sa 16.01.1892: Das Amtsgericht ordnet die Zwangsversteigerung der dem Sägemüller August Busse aus dem Kirchspiel Wolbeck gehörenden Grundstücke zum 5. April an. Der Besitz geht dabei an die Lobecksche Stiftung.
Sa 23.01.1892: Innerhalb von 48 Stunden sind die Temperaturen von -12 auf +2 Grad Celsius gestiegen.
Mi 27.01.1892: Am Geburtstag des Kaisers Wilhelm II. wird in der Pfarrkirche St. Nikolaus ein Festhochamt mit Te Deum abgehalten. Anschließend feuert die Artillerie des Kriegervereins Wolbeck einige Böllersalven ab, während an die Kinder der Knabenschule ein Bildnis des Kaisers in Gardeuniform übergeben wird.
Mo 08.02.1892: Am Wallfahrtskotten wird das folgende Holz aus den von Merveldtschen Forsten verkauft: 76 Raummeter Birkenklafter; 59 Reiserhaufen; 1700 Eichenbuschen; 1200 Kiefernstangen; 2800 Kiefernschleiten; 160 Kiefern; 276 Fichtenstangen.
Di 09.02.1892: In der Gastwirtschaft Clemens Thier wird das folgende Brennholz aus dem Wolbecker Tiergarten verkauft: 788 Raummeter Eichen- und Buchenscheite; 104 Haufen Eichen- und Buchenreiser; 72 Raummeter Buchenreiser schlechter Qualität.
Mi 17.02.1892: In der Gaststätte J. Böckmann im Kirchspiel Wolbeck findet die Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wolbeck statt. Direktor Geibel hält einen Vortrag über die Buchführung in der Landwirtschaft, wobei er besonders auf die Novelle des Einkommensteuergesetzes vom 24. Juni 1891 eingeht.
So 21.02.1892: In Wolbeck wird in mehreren Gaststätten der erste und eine Woche später der zweite "Fastaobend" gefeiert. Die Veranstaltungen bestehen aus einem Nachmittagskaffee mit anschließender Tanzveranstaltung am Abend. Der Sieggenbucksmaundagsumzug findet in diesem Jahre nachweislich nicht statt und wird seit mehr als vierzig Jahren durch passendes Anberaumen des vierzigstündigen Gebets verhindert.
Mo 22.02.1892: Beim Maurer J. Natrup stehen zum Verkauf: 5 Kiefernbalken; 1 Eichenbalken; 12 Kiefernsparren; 30 Eichenpfosten; 2 Eichenplatten.
Mo 07.03.1892: Kurz vor Mitternacht brennt beim Bauer Runde in Alverskirchen eine Scheune nieder. Die herbeigerufene Wolbecker Feuerwehr kann nichts mehr ausrichten. Später werden zwei junge Männer wegen Brandstiftung verhaftet.
Fr 11.03.1892: Beim Gastwirt Clemens Thier wird das folgende Holz aus Durchforstungen des Wolbecker Tiergartens verkauft: 346 Raummeter Buchen-, Eichen- und Birkenbrennscheite; 871 Raummeter Laubholzreiser; 2 Haufen Reiserwellen.
Sa 12.03.1892: In der Nacht auf den 12. März setzt starker Schneefall ein, der bis zum folgenden Mittag zu einem Schneesturm ausartet. Die Verbindungen von Wolbeck nach Everswinkel und Albersloh sind nur mit Vorspann passierbar.
Mo 14.03.1892: Im Distrikt 75 des Wolbecker Tiergartens wird das folgende Nutzholz versteigert: 337 Eichen mit insgesamt 533 Festmetern; 159 Buchen mit insgesamt 260 Festmetern; 5 Ulmen mit insgesamt 5 Festmetern. Die Eichen weisen einen Durchmesser von bis zu 113 Zentimetern auf.
Sa 19.03.1892: An der Straße nach Münster wird im Chausseegraben ein totes Schneehuhn gefunden.
Di 22.03.1892: Viele Kranichzüge werden auf dem Weg nach Norden beobachtet.
Mi 23.03.1892: Auf der Sitzung des Vorstandes des landwirtschaftlichen Lokalvereins wird beschlossen, das diesjährige Tierschaufest am 5. Juli in den Anlagen des Wirts Kinnebrock früher Pletzer zu Angelmodde abzuhalten.
Fr 25.03.1892: Der Wirt Max Sandfort stirbt im Alter von 82 Jahren. Das Wohnhaus nebst großem Garten und Wiese wird am 22. April auf zwölf Jahre verpachtet. Eine Woche steht wird das gesamte Inventar verkauft: ein Küchenschrank, Tische, Stühle, drei eichene Kleiderschränke, Koffer, Uhr, zwei Öfen, Ladenbank, neun zinnerne Schüsseln, zwei kupferne Kessel, fünf Betten, Bettladen, ein vierzölliger Ackerwagen, Wannemühle, Schneidlade und drei Klafter Brennholz.
So 27.03.1892: Die Landwirten erwarten nach aktuellem Stand eine überdurchschnittliche Ernte. Die Wintersaaten stehen im Vergleich zum Vorjahr prächtig, der letzte Frost hat dem Roggen nicht geschadet. Der Weizen hat ebenfalls gut überwintert und steht kräftig, lediglich die fremden Sorten sind zu Schaden gekommen. Raps und Klee stehen sehr gut.
Fr 01.04.1892: Ein mehrfach vorbestrafter Knecht hatte seinem Dienstherrn im Laufe des Jahres für rund 500 Mark Roggen vom Speicher gestohlen. Ein Schnepfenjäger hatte die Säcke in einem Kieferndickicht gefunden und den Bauern, dessen Name auf den Säcken stand, sowie die Polizei benachrichtigt. Als der Knecht heute bei seinem neuen Dienstherrn im Kirchspiel Wolbeck erscheint, leiht er sich dort einen Wagen, um angeblich seinen Koffer aus Angelmodde zu holen. Der bestohlene Bauer hatte sich jedoch bei den Säcken auf die Lauer gelegt und fasst den Dieb, der nach Wolbeck in Gewahrsam gebracht wird.
So 10.04.1892: Gegen 12:30 Uhr bricht in einem Schuppen des Bauern Langkamp gt. Merten im Kirchspiel Wolbeck ein Brand aus. Durch den stürmischen Ostwind breitet sich das Feuer rasch aus, weshalb das vor dreißig Jahren erbaute Wohnhaus, beide Stallungen und das alte Holzhaus innerhalb von drei Stunden vollständig abbrennen. Lediglich das alte Backhaus bleibt von den Flammen verschont. Ein Kalb und der Hofhund kommen in den Flammen um, das übrige Vieh sowie das Hausmobiliar können gerettet werden.
Die Feuerwehren aus Wolbeck, Alverskirchen und Albersloh können ihre Tätigkeit nur auf die Rettung des Backhauses beschränken, während die Wehr aus Everswinkel den Brand im nahe gelegenen Kiefernforst des Freiherrn von Ketteler bekämpft.
Die Gebäude sind bei der Provinzial mit 10.380 Mark und das Inventar bei der Thuringia mit 12.329 Mark versichert.
Am 27. April plündern drei Männer die Brandstelle und stehlen rund achtzig Pfund Dachrinnen und Rohre aus Zink. Sie werden jedoch in Werse-Delstrup vom dort stationierten Gendarmen angehalten und verhaftet.
Mo 11.04.1892: Die Mannschaften der Landwehr der Gemeinden Wigbold Wolbeck, Kirchspiel Wolbeck, Alverskirchen und Angelmodde treten um 10:30 Uhr in Wolbeck am Ausgang der Stadt auf der Chaussee nach Albersloh zum Frühjahrsappell an. Der Herbstappell findet am 14. November statt.
So 17.04.1892: Am Ostersonntag schneit es ununterbrochen seit Tagesanbruch.
So 01.05.1892: Heute tritt der neue Fahrplan für die Busverbindung zwischen Wolbeck und Münster in Kraft, die vom Fuhrunternehmer Hagenschneider betrieben wird. Der Münsterische Anzeiger schreibt am 28. April: "Die Gelegenheit, welche sogar während der ungünstigeren Jahreszeit recht fleißig benutzt wurde, ist namentlich denen besonders zu empfehlen, welche in gesunder Waldesluft, dem ca. 1200 Morgen großen Thiergarten, für einige Stunden Erholung schöpfen wollen. Außerdem bieten die Anlagen auf dem nahegelegenen frühern Hofe Fronhoff in baulichem, ökonomischem und gärtnerischem Interesse, besonders die schloßartig ausgeführte Villa, die Stallungen und der Sehenswürdigkeiten so viele, daß sich ein Besuch derselben wohl lohnt."
So 01.05.1892: Im Saale der Witwe Homeyer zu Albersloh findet die Generalversammlung der Ortskrankenkasse Wolbeck statt.
Mi 04.05.1892: Rückwirkend zum 1. Januar werden der Tagelöhnerin Witwe Töns geb. Sendker sowie der Tagelöhnerin Witwe Tappmeier geb. Osthues eine Altersrente gewährt.
Fr 06.05.1892: Während sich die Nachttemperaturen bereits nahe am Gefrierpunkt bewegen, kommt heute gegen 19 Uhr Schneefall auf. Zwei Tage später überspringen die Tagestemperaturen überraschend die 20-Grad-Marke. Am 12. Mai werden tagsüber sogar 23 Grad gemessen, in der folgenden Nacht stürzen die Temperaturen jedoch auf -6 Grad Celsius ab.
Mo 09.05.1892: In Alverskirchen wird die bereits im vorigen Herbst fertig gestellte Mädchenschule vom Pfarrer und Ortsschulvorsteher feierlich eingeweiht und eröffnet. Die von Wolbeck versetzte Lehrerin wird vereidigt und in ihr Amt eingeführt. Zugleich wechseln 63 Mädchen von der Wolbecker Schule nach Alverskirchen.
Am selben Tage wird in Wolbeck die an der Mädchen-Unterklasse provisorisch angestellte Lehrerin in ihr Amt eingeführt.
Fr 13.05.1892: Im Zollhaus zu Albersloh findet die alle zehn Jahre wiederkehrende Vormusterung des Pferdebestandes für das Amt Wolbeck statt. Alle Pferde über vier Jahre werden dem Königlichen Landrat und der militärischen Kommission vorgeführt. Die Zahl der kriegsdiensttauglichen Pferde ist wesentlich höher als in früheren Jahren, was auf die Qualität der Landbeschäler des Gestüts Warendorf zurückgeführt wird.
Di 24.05.1892: Beim Wirt Meyer in Alverskirchen findet eine Wanderversammlung des landwirtschaftlichen Lokalvereins statt. Landwirtschaftslehrer Schopmann spricht über das Thema: "Was ist Raubbau und wann betriebt man ihn?".
Fr 27.05.1892: Das gesamte Land wird von einer Hitzewelle erfasst. Münster meldet heute 34,3 Grad Celsius.
Sa 28.05.1892: Im Falle einer Mobilmachung werden Bernard Borgmann, Georg Freisfeld, Josef Hohenkirch und Wilhelm Homann von der Kommission zurückgestellt.
Mi 01.06.1892: Auf einer Vorstandssitzung des landwirtschaftlichen Lokalvereins wird beschlossen, die Tierschau vom 5. auf den 4. Juli vorzuverlegen.
Di 07.06.1892: Ein Jäger aus Münster findet im Kirchspiel Wolbeck die stark verweste Leiche eines männlichen, neugeborenen Kindes.
Do 09.06.1892: Die Tageshöchsttemperaturen liegen weiterhin stabil bei 30 Grad.
Mo 13.06.1892: Nach dreijähriger Pause feiert der Kriegerverein Wolbeck in den Anlagen des Gastwirts Clemens Thier ein Fest der Erinnerung an die letzten Feldzüge der preußischen und deutschen Armeen.
Do 16.06.1892: Am frühen Morgen kommt überraschend Frost auf, später ist alles von Reif bedeckt. Gurken und Bohnen sind gänzlich vernichtet, Buchweizen und Kartoffeln größtenteils stark angefroren.
Do 23.06.1892: Bei einem schweren Gewitter wird gegen 17 Uhr eine Frau im Kirchspiel Wolbeck an der Grenze zu West II vom Blitz getroffen und bleibt bewusstlos eine halbe Stunde liegen.
Do 30.06.1892: Beim diesjährigen Tierschaufest des landwirtschaftlichen Kreisvereins am Bahnhof Sankt Mauritz gehen die folgenden Preise nach Wolbeck:
Stuten: 1. Hohenkirch, 6. Hohenkirch, 7. Twenhövel gt. Overmann
Einjährige Fohlen: 3. Hohenkirch
Kühe: 8. Bischof, 9. Hohenkirch
So 03.07.1892: Heute tritt zum ersten Mal die neue Polizeiverordnung in Kraft, wonach zu Zeiten des Hauptgottesdienstes die Geschäfte geschlossen werden müssen. Für Wolbeck wird diese Pause sonntags für 9 bis 11 Uhr festgelegt.
Mo 04.07.1892: Die Tageshöchsttemperaturen liegen wieder stabil bei deutlich über 30 Grad.
Mo 04.07.1892: An der Gaststätte Kinnebrock vormals Pletzer in Angelmodde findet die Tierschau des landwirtschaftlichen Lokalvereins Wolbeck verbunden mit Konzert und Ball statt. Dabei sind die folgenden Prämien ausgesetzt: Für Stuten 68 Mark; für ein-, zwei- und dreijährige Fohlen je 20 Mark; für Kühe 57 Mark; für Rinder 29 Mark; für Stiere 45 Mark; für Säue 28 Mark und für Eber 21 Mark.
Das Programm:
14:30: Aufstellung der Tiere
15:00: Beginn der Prämierung und Konzert
16:30: Vorführung der prämierten Tiere
17:30: Beginn des Festballs
Die Preise aus Wolbecker Sicht:
Stuten: 3. Joh. Hohenkirch 12 Mark, 4. Overmann 9 Mark, 6. Th. Hohenkirch 6 Mark
Dreijährige Fohlen: 2. Brockhausen 7 Mark
Zweijährige Fohlen: 3. Th. Hohenkirch 7 Mark, 4. Garthaus 5 Mark, 5. Möllenbeck 4 Mark
Kühe: 2. Möllenbeck 12 Mark, 3. Bischof 10 Mark, 5. Elberfeld 6 Mark, 7. Joh. Hohenkirch 4 Mark
Stiere: 4. Bischof 8 Mark, Möllenbeck 6 Mark
Sauen: 5. Middendorf 5 Mark
Mi 06.07.1892: Bei der Witwe Hilmer im Kirchspiel Wolbeck in der Nähe der Wirtschaft Kinnebrock stehen acht Morgen Roggen zum Verkauf.
Do 14.07.1892: In der Nähe der Wirtschaft Kinnebrock stehen die Grundstücke Buschkamp, Dreistück und Großestück zum Verkauf.
Fr 15.07.1892: Seit einigen Tagen sind Offiziere mit trigonometrischen Vermessungsarbeiten beschäftigt. Sie haben sich im Uhrtürmchen der Pfarrkirche eingerichtet und außen etliche Schirme als Sonnenschutz angebracht.
So 17.07.1892: Die Margarethenkirmes verzeichnet starken Besuch, jedoch ist den Händlern nur bis 20 Uhr der Verkauf gestattet.
Di 19.07.1892: Der Viehmarkt ist stark mit Schweinen und einigen Kühen und Rindern beschickt, Pferde werden gar nicht aufgetrieben.
Sa 20.08.1892: Gegen 23 Uhr bricht ein schweres Gewitter, begleitet von orkanartigen Winden, los. Das Dach der Kirche sowie die Dächer einiger Häuser werden erheblich beschädigt. An Dr. Lackmanns Ziegelei im Kirchspiel stürzen drei Ziegelhütten um. Die auf den Feldern stehenden Getreidehaufen und Garben werden in angrenzende Wälder fortgeweht, die Obstbäume verlieren die wenigen vorhandenen Früchte. Bei unklarer Nachrichtenlage ist von mehreren Bränden in der nahen Umgebung die Rede. (Anmerkung: In Rinkerode brennen in dieser Nacht die Bockwindmühle Bruland und der Hof Schemmelmann ab.)
Fr 26.08.1892: Nach wochenlanger Hitze mit Temperaturen um 35 Grad Celsius stellt sich heute herbstliche Witterung mit leichtem Regen ein, der nach der langen Dürre jedoch zu spät kommt: Die Bäume haben das Laub bereits größtenteils abgeworfen.
So 04.09.1892: Angesichts der Cholera-Epidemie in Hamburg dürfen Fremde aus dieser Gegend in der Stadt Wolbeck nicht mehr beherbergt werden.
Di 06.09.1892: Über die Bauarbeiten an der Kuranstalt schreibt der Münsterische Anzeiger heute: "Ein in weiten Kreisen bekannter Arzt hat sich entschlossen, in unserem Orte eine Kuranstalt für Nervenkranke etc. - auch nach dem System Kneipp - zu errichten, und zu diesem Zwecke den Bau eines großen Logirhauses bereits in Angriff genommen. Nach Fertigstellung der erforderlichen Baulichkeiten soll die Anstalt möglichst bald im Frühjahr eröffnet werden. Das Bauterrain, auf welchem sich ein schönes Wohnhaus für den Arzt und seine Familie befindet, ist günstig gewählt. Isolirt, aber noch im Dorf belegen, wird es von dem wasserreichen, reinen und klaren Angelflüßchen begrenzt, ist ringsumher von den schönsten Wiesen, in deren Hintergrund sich ein mächtiger Hochwald erhebt, umgeben, und soll nach Vollendung des Baues durch schöne Parkanlagen bereichert werden, so daß es dem Kenner der Lage und der Umgebung unseres Ortes nicht zweifelhaft erscheinen wird, wie practisch und glücklich diese Wahl getroffen ist. Die in stiller Zurückgezogenheit weilenden Kranken, denen überdies die Fühlung mit der großen Welt verbleiben muß, haben täglich zweimal Post- und Omnibus-Verbindung sowie Telegraphen-Anschluß nach Münster pp.".
Mi 07.09.1892: Der Kreisausschuss des Landkreises Münster gibt das Verzeichnis der Grundbesitzer, Gewerbetreibenden und Bergwerksbesitzer heraus. Die nachfolgenden Zahlen nennen den Jahresbeitrag der wirtschaftlichen bzw. fiktiven Grundsteuer der Eigentümer in den jeweiligen Gemeindebezirken.
Abteilung A. Grundbesitzer:
Fiskus: Wigbold Wolbeck 1,42; Kirchspiel Wolbeck 590,53
Erbdroste und Rittergutsbesitzer Clemens Graf von Droste zu Vischering: Kirchspiel Wolbeck 106,72
Rittergutsbesitzer Fritz Freiherr von Ketteler: Wigbold Wolbeck 40,67; Kirchspiel Wolbeck 371,64
Erbmarschall und Rittergutsbesitzer Ferdinand Graf von Merveldt: Wigbold Wolbeck 130,50; Kirchspiel Wolbeck 328,60
Stiftung von der Tinnen: Wolbeck 4,61
Kreisgerichtsrat a.D. und Gutsbesitzer Ludwig Ficker: Kirchspiel Wolbeck 75,13
Mo 19.09.1892: Nachdem die lang anhaltende Dürre den Ernteaussichten bereits geschadet hat, sorgt das epidemische Auftreten der Raupe des Kohlweißlings für zusätzliche Schäden.
So 25.09.1892: Im Lokal des Wirtes Fels in Albersloh findet eine Außerordentliche Generalversammlung der Ortskrankenkasse Wolbeck statt.
So 25.09.1892: In der Pfarrkirche St. Nikolaus erklingt heute erstmals die neue Orgel. Das Instrument stammt aus der Werkstatt des Orgelbauers Fleiter zu Münster und umfasst 22 Register.
Fr 14.10.1892: Die ersten Kranichzüge nach Süden werden beobachtet.
Sa 22.10.1892: Ab 09:30 Uhr verkauft der Gerichtsvollzieher Hemeyer auf dem Platz an der Kirche: eine Nähmaschine, ein Regulator, eine Rübenschneidemaschine, einen Ackerwagen, ein Ledersofa, drei Tischen, achtzehn Stühle, vier Bilder, einen Kleiderschrank, drei große Lagerfässer, eine Bierpumpe, eine Dezimalwaage, acht Schock Roggenstroh und fünfzehn Zentner Heu.
Sa 22.10.1892: Die Schwalben sind nach wie vor nicht abgeflogen und sammeln sich auch nicht. Auch die Lerchen sind noch vor Ort.
Di 25.10.1892: Im Hause des Gastwirts J. Lasthaus zwei Schweine zwangsversteigert. Danach werden beim Schreinermeister F. Göhr ein eintüriger Kleiderschrank, zwei Koffer, ein Kleiderschrank, ein Lamm, eine Wannmühle sowie zwei Schweine meistbietend verkauft.
Sa 05.11.1892: Im Gasthaus Thier werden ab 16 Uhr die folgenden vor dem Steintor gelegenen Grundstücke auf zwölf Jahre verpachtet: Vorderster Langestraßenkamp (6 Morgen), Hinterster Langestraßenkamp (6 Morgen) sowie Gröningskamp (4 Morgen).
Mi 09.11.1892: Die Treibjagd im Gräflich von Merveldtschen Revier Albersloh-Wolbeck-Angelmodde erbringt 57 Hasen und einen Rehbock.
Fr 18.11.1892: Die Ergänzungswahlen für die Gemeindevertretungen ergeben das folgende Resultat:
Wigbold Wolbeck: In der Abteilung II wird der Apotheker Eduard Cortain wiedergewählt; in der Abteilung III wird der Bauer Heinrich Dikrup neu gewählt
Kirchspiel Wolbeck: In der Abteilung I werden die bisherigen Mitglieder Bauer J. Maten und Zimmermeister Joh. C. Breul wiedergewählt.
Mi 23.11.1892: In der Wirtschaft C. Dartmann zu Rinkerode spricht Landwirtschaftslehrer Dr. Potthast auf Veranlassung des Vorstandes des landwirtschaftlichen Lokalvereins über die Winterfütterung des Rindviehs und über den neu gegründeten Rinderviehzuchtverein für die Provinz Westfalen.
Do 01.12.1892: Auf der Chaussee von Wolbeck nach Münster wird am Vormittag in Höhe der Gaststätte Kinnebrock der Knecht Schmitz aus Delstrup von seinem eigenen Fuhrwerk überfahren. Da ein Rad über den Hals geht, tritt der Tod sofort ein. Der Tote wird später von seinem Vater abgeholt.
So 04.12.1892: Beim Gastwirt M. Hülskötter in Albersloh findet die zweite ordentliche Generalversammlung der Ortskrankenkasse statt.
Fr 09.12.1892: Am Abend setzt starker Schneefall ein, der stundenlang anhält.
So 11.12.1892: Auf Anordnung der bischöflichen Behörde wird in der Wolbecker Pfarrkirche zugleich mit dem Patronatsfest das Fest des ewigen Gebetes gefeiert. Der Chor der Kirche ist mit Fahnen reichlich ausgestattet und der Altar mit blühenden Gewächsen dekoriert.
Fr 16.12.1892: Angesichts der günstigen Herbstwitterung gehen die Arbeiten an der Kuranstalt Lackmann rasch voran. Der "Münsterische Anzeiger" schreibt: "Ein dreistöckiges ca. 24 Meter langes und 13 Meter breites Gebäude mit geräumigem Kellergeschoß ist seit 14 Tagen im Rohbau fertiggestellt, mit Blitzableiter versehen und Platzziegeln eingedeckt. Behufs Vollendung der inneren Arbeiten, auch bei Frostwetter, wird in einigen Tagen die Central-Wasserheizung vollendet werden, welche zur Erwärmung von 40 Räumen bestimmt ist. Durch den Ankauf einer größeren Wiesenparzelle ist es dem Unternehmer möglich gewesen, aus dieser und den vorhandenen Garten- und Wiesengrundstücken in kurzer Zeit, aber nicht ohne erheblichen Kostenaufwand, einen an Abwechslungen reichen Park zu schaffen. Mehrere Alleen und Wege ziehen sich durch die Anlagen. Rasen- und Wiesen-Flächen und 4 reizende Brücken vermitteln die Uebergänge über einige Gräben und die Zugänge zum Thiergarten. Ein mit der Angel in Verbindung gesetzter großer Fischteich, der unter mühsamer Arbeit seiner Vollendung entgegengeht, wird durch seine demnächstigen Bewohner den Besuchern der Anstalt Unterhaltung verschaffen. Die Angel ist auf eine weite Strecke um das Doppelte erbreitert und bespült die vorgeschriebene Terasse (Rondel) des Kurhauses."
Mo 26.12.1892: Der vierjährige Josef Borgmann kommt einem eben vom Feuer genommenen Kessel mit heißer Wurstbrühe zu nahe, stolpert und stürzt mit beiden Armen in die heiße Brühe. Das Kind stirbt kurze Zeit später an den erlittenen Verbrennungen.
Mi 28.12.1892: In den von Kettelerschen Forsten des Gutes Möllenbeck werden am Buchenbusch verkauft: 12 Eichen mit bis zu 60 Zentimetern Durchmesser; 20 Buchenabschnitte; 1 Haufen Eichengrubenholz; 2 Eschen; 12 Klafter Buchenbrennholz; 20 Haufen Buchenstangenholz.
Fr 30.12.1892: Die Oberpostdirektion Münster hat angewiesen, amtliche Depeschen auch außerhalb der Dienststunden von Wolbeck nach Münster zu befördern, wenn nachts bei Bränden, Überschwemmungen oder schweren Unfällen Hilfe aus der Stadt Münster benötigt wird.
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