Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1862


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Mi 08.01.1862: Der vom Landwirtschaftlichen Lokalverein bereits angekaufte Hengst Kleirace, ein Rappe mit Stern, steht bei Heinrich Glasmacher zu Holthausen. Die Decktaxe für Vereinsmitglieder beträgt 2 Taler, für Nichtvereinsmitglieder 3 Taler. Geplant ist der Kauf eines weiteren Zuchthengstes.
Do 23.01.1862: An zwei Tagen werden im Wolbecker Tiergarten insgesamt 235 Eichen, 36 Buchen und 4 Erlen sowie am 25.01.1862 noch 185 Klafter Scheitholz sowie 134 Haufen Wellenholz verkauft.
Do 06.03.1862: Beim Ökonomen Nieberg in Wolbeck werden ab 9 Uhr verkauft: 3 Glasschränke, 1 Kleiderschrank, 5 Tische, 20 Stühle, 1 Hausuhr, 2 große und 2 kleine Kessel, 6 Töpfe, diverse Küchengeräte sowie Porzellan und Zink, 5 neuwertige Betten, 7 Bettladen, 1 Ofen mit Röhre, 4 Einmachfässer, mehrere Bütten und Kisten, 2 Ackerpferde, 1 Ackerwagen, 3 Pflüge, 5 Eggen und 1 eiserne Egge, 1 steinerner Kump, 2 steinerne Tröge,140 Zentner Stroh und 30 Zentner Heu.
Sa 15.03.1862: Das in der Stadt Wolbeck gelegene Wohnhaus des Ökonomen Nieborg steht zusammen mit Wirtschaftsgebäuden und Garten zum Verkauf. Auf Wunsch können auch noch 106 Morgen Land erworben werden.
Sa 15.03.1862: Zwischen dem 13. und 15. März sind dem Tischler Wohlhorn aus seiner Schlafkammer rund 10 Taler sowie 3 goldene Ringe gestohlen worden.
Do 01.05.1862: Ab dem heutigen Tage fährt die Personenpost in Münster um 19 Uhr ab und kommt um 20:15 Uhr in Wolbeck an.
Di 06.05.1862: In seltener Ausführlichkeit gibt der Münsterische Anzeiger die Ernteaussichten für das Münsterland bekannt: "Roggen, Weizen, Raps und Klee sind schwach aus dem Winter gekommen. Das schöne Märzwetter, die seltenen Nachtfröste des Frühlings und die beispiellos günstige Witterung des Maimonds, der zwanzig Regentage mit warmer, weicher Luft brachte, haben vieles wieder gut gemacht. - Raps ist niedrig geblieben und dünn, er war in seiner Vegetation zu weit voraus, um von der günstigen Witterung noch aufgeholfen werden zu können. Roggen hat sich merkwürdig erholt, zeigt zwar nirgends einen sehr dichten oder massiven Stand, aber auch selten Fehlstellen. Seine Blüthezeit ist Ende Mai günstig verlaufen, die Aehren sind groß und schön und die Halme haben eine ganz ungewöhnliche Länge. Verhältnismäßig steht der Roggen auf dem leichten Boden besser wie auf dem Klei. Lagerkorn habe ich nirgends gesehen. Weizen steht im Ganzen dichter wie Roggen, zum Theil sehr üppig, hat sich gut bestockt und beginnt in Blüthe zu treten. Ein einzelnes Feld auf warmem Boden und sehr früh gesäet hatte am 31. Mai sogar blühende Aehren, was hier zu Land seit Menschengedenken nicht vorgekommen ist. Klee, obgleich an sich dünn, ist ganz fabelhaft zusammengewachsen, und da die Fehlstellen durch dichtes üppiges Gras ausgefüllt sind, zeigen die Felder überall eine dichte massige Fülle. Der zweite Schnitt, wo der erste zur Grünfütterung bei Zeiten weggenommen, verspricht noch besser zu werden, als der erste. Gerste und Hafer sind ganz vorzüglich, haben das dazwischen wachsende Unkraut überholt und erstickt und versprechen einen colossalen Ertrag. Erbsen und Bohnen blühen bereits und haben durchweg ein schönes, vielversprechendes Ansehen. Wiesengras berechtigt zu den schönsten Hoffnungen; das Mähen auf den frühen Wiesen ist im Gange und zeigt einen mächtigen Schwad. Kleinigkeiten von Heu sind bereits geborgen. Kartoffeln, die hier zu Lande viel früher gesetzt werden als in den östlichen Provinzen, sind bereits angehäufelt. Ihr jetziges Ansehen ist tadellos und vielversprechend."
Mo 16.06.1862: Das Schwurgericht in der Stadt Münster verurteilt den Angeklagten Moritz Giesselmann aus Eidinghausen wegen eines Einbruchs in der Nacht vom 16. auf den 17. November vorigen Jahres beim Kötter Telger im Kirchspiel Wolbeck zu 8 Monaten Zuchthaus und 1 Jahr Polizeiaufsicht. In seiner Wohnung hatte man die gestohlenen Gegenstände gefunden. Der Angeklagte war bereits mehrfach wegen Diebstahl und Raub verurteilt worden und verbüßt gegenwärtig wegen eines im Jahre 1849 begangenen Raubüberfalls eine 14jährige Zuchthausstrafe. Er war am 16.11.1861 aus der Strafanstalt entkommen.
Do 06.11.1862: In der Stadt Wolbeck wird das Hubertusfest gefeiert.
Mi 19.11.1862: In der Nacht werden dem Schuhmacher Anton Overmann zwölf frische Mettwürste, ein schwarzer Frauenmantel, 3 Mannsröcke aus Winterstoff, zwei blaugestreifte Schürzen und eine blaue Leinenbluse gestohlen.
Mi 17.12.1862: Nachdem vor zwei Jahren die Vermessungsarbeiten zum Bau einer Chaussee Havixbeck-Roxel-Münster-Wolbeck in Auftrag gegeben worden waren, befasst sich der Kreistag in Münster heute mit einer möglichen Ausführung der Straße. Dabei wird eine Anlage als Kreis-Chaussee abgelehnt und sowohl Bau als auch Unterhaltung den drei betroffenen Ämtern aufgebürdet. Der ursprünglich geplante Zuschuss der Kreiskasse in Höhe von 10.000 Talern pro Meile wird ebenfalls abgelehnt.
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