Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1916


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Do 13.01.1916: Pfarrer Alfers schreibt im "Westfälischen Merkur" einen offenen Brief an die Soldaten aus Wolbeck: "Unsere Soldaten im Felde haben wieder eine Weihnachtsbescherung erhalten wie im vorigen Jahre. Als die Ortsgruppe vom Roten Kreuz mit ihrem Plane an die Oeffentlichkeit trat, wurden aus beiden Gemeinden überraschend reichliche Beiträge eingebracht. Die Zahl unserer Soldaten ist zwar viel größer als voriges Jahr und beträgt rund 280, aber die Gaben reichten für alle. Schon frühzeitig sind die Pakete abgeschickt worden; hoffentlich haben sie euch alle, liebe Wolbecker, erreicht und auch Freude gemacht. Sie beweisen euch ja, daß alle hier, nicht nur die nächsten Angehörigen, eurer gedenken und euch Anerkennung zollen, daß wir für euch noch was übrig haben.
Es reicht noch und es geht, wie in diesem Punkte, so in jeder Beziehung, das möge euch unsere Weihnachtsgabe sagen, die ihr gewiß euch oft gefragt habt, wie soll es ohne uns gehen in Wolbeck und zu Hause, da wir alle fort sind? Alles ist nun besorgt, Ernte und Einsaat. Wer hat es getan? Alte Männer, schulpflichtige Knaben und selbst Mädchen sah man mit Pferden und Kühen auf dem Felde arbeiten; auch der Sonntag war nicht immer ein Ruhetag nach schwerer Wochenarbeit. So ging es doch, wenn sich auch die Arbeiten etwas verzögerten. Das Jahr war in wirtschaftlicher Beziehung nicht besonders gut. Im Vorsommer gab es wenig Gras und Heu, und Kraftfutter war unerschwinglich teuer. Daher gab es wenig Milch. Die rote Speisekartoffel, eure rühmlichst bekannte Spezialität, ist zuerst verfroren und dann verregnet. Die schlechte Ernte wird durch die guten Preise nur teilweise wett gemacht. Manchem Wolbecker soll aber die Kartoffelernte die hohe Landmiete aufbringen, nebst dem fetten Schwein, das verkauft wurde, in diesem Jahr aber fehlt. Wenn noch das andere nicht so schmal wäre! Es wäre euch im Felde und den Heimgebliebenen bei der vermehrten Arbeit wohl zu gönnen! Aber dennoch höre ich keine Klagen, nur Aeußerungen der Besorgnis um die Angehörigen im Felde. Aber Gott Dank! hatte Wolbeck wenig Verluste! Hoffentlich bleibt es so - dann tragt ihr weiter standhaft euer Los und eure Angehörigen wollen weiter tapfer durchhalten. Die herzlichsten Grüße euch allen! Euer Pfr."
Fr 14.01.1916: Stadtkassenassistent Potthoff aus Dorsten wird zum Rendanten der Amtskasse Wolbeck gewählt.
So 09.04.1916: Auf der Wanderversammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins beim Wirt Arning in Rinkerode spricht Dr. Sutthoff aus Münster über Düngungsmittel.
Do 17.05.1916: Die schweren Stürme und Wolkenbrüche des Vortages gehen heute in Schneetreiben über.
Di 23.05.1916: Pfarrer Anton Alfers feiert sein silbernes Priesterjubiläum.
Do 01.06.1916: Dr. Garthaus hat seine Praxis wieder eröffnet. Auch Tierarzt Friedrich Reusch öffnet seine Praxis bis zum 17.06.1916 wieder.
Do 08.06.1916: Die Sammlung für die Kriegsspende "Deutscher Frauendank" hat in Wolbeck 223 Mark ergeben.
Di 20.06.1916: Der Sohn des Hegemeisters Dinter fängt zwei geflohene englische Kriegsgefangene ein, die sich von einem Arbeitskommando im Wolbecker Tiergarten heimlich entfernt hatten.
Mo 03.07.1916: Der Landwirtschaftliche Lokalverein hält im Saale Bispink zu Alverskirchen seine Generalversammlung ab.
Sa 15.07.1916: Der Polizeihund des Gendarmeriewachtmeisters Ratz ist eingegangen. Auf der Loddenheide wird dem Landrat, dem Kreisausschuss sowie mehreren Amtmännern der neue Kreispolizeihund vorgestellt.
Do 20.07.1916: Im Kirchspiel Wolbeck wird eine Speck- und Fleischwarensammlung für Arme und Notleidende abgehalten
Mi 04.10.1916: Heute geht die zweite Gruppe der Ferienkinder wieder zurück nach Duisburg-Obermeiderich. Um einer größeren Zahl an Kindern den Landaufenthalt in den Herbstferien zu ermöglichen, wurde nach vier Wochen gewechselt. Insgesamt waren 49 Kinder untergebracht worden.
Sa 04.11.1916: Bei der Kesselexplosion einer Lokomotive in Delstrup (heute Gremmendorf) wird Arbeiter Möllers aus Wolbeck so schwer verletzt, dass er am Montagabend im Franziskushospital stirbt. Das Unglück hat damit zwei Todesopfer gefordert. Die Verletzungen der beiden Brüder Sebon sind nicht lebensgefährlich. Über die Ursache der Explosion ist noch nichts ermittelt worden.
Do 23.11.1916: In der Nacht werden dem Landwirt Störkmann ein Schwein aus dem Stall, dem Windmüller die Treibriemen und einige Säcke Mehl gestohlen.
Do 30.11.1916: Musketier Theo Laumann stirbt an den Folgen einer Gasvergiftung.
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