Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1920


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Sa 10.01.1920: Vor der Strafkammer Münster wird der vorbestrafte 19jährige Bauschüler Hubert Krabbe aus Wolbeck unter anderem wegen Einbruchdiebstahls beim Wirt Bischof auf der Hammer Straße zu vier Monaten Gefängnis.
Am 22.01.1920 wird Grabbe wegen Wilderei zu weiteren 25 Monaten Gefängnis verurteilt.
Mo 12.01.1920: Der Zahnarzt W. Heiler hält ab sofort seine Sprechstunden in Wolbeck jeweils mittwochs von 11 bis18 Uhr im ersten Stock der Wirtschaft Mentrup ab.
Di 03.02.1920: Nach dem Zusammenbruch des Stauwerks an der Horstmühle sind große Flächen in Wolbeck von der Angel überschwemmt. Es wurden zwar vor einigen Jahren größere Geldbeträge gesammelt, um die Angel vor der Markfortschen Brücke zu begradigen, die Arbeiten bisher aber nicht ausgeführt. Bisherige Regulierungen wurden 1848 bei Brückhausen und 1891 bei Bischoff vorgenommen.
Di 10.02.1920: Im Alter von fast 77 Jahren stirbt in Warendorf Fräulein Anna Hauschop. Fast die Hälfte ihres Lebens war sie an der Wolbecker Schule als Lehrerin tätig.
Do 12.02.1920: Auf bisher ungeklärte Weise bricht gegen 15 Uhr auf dem Gut Bischoff an der Alverskirchener Straße ein Brand aus. Das Feuer nimmt auf dem Boden über den Stallungen seinen Anfang und springt auf das direkt angrenzende Stallgebäude über. Da die Freiwillige Feuerwehr Wolbeck den Brand nicht alleine bekämpfen kann, wird auch die Münstersche Feuerwehr alarmiert, die gegen 19 Uhr eintrifft. Da die Stalldecken aus Eisenbeton bestehen, brennen lediglich die Dachstühle ab, weshalb große Mengen Heu dem Feuer zum Opfer fallen. Das Vieh kann gerettet werden.
So 22.02.1920: Bei Adolf Markfort ist ein neun Monate alter Schäferhund in gute Hände abzugeben.
Di 20.04.1920: Im Forsthaus im Tiergarten hält Pastor Jürgensmeyer ab heute wieder regelmäßig eine Bibelstunde ab.
So 25.04.1920: Zur Vorbereitung auf die bevorstehenden Wahlen findet eine Volksversammlung statt, auf der Sanitätsrat Dr. Lackmann einen Überblick der politischen Lage gibt. Danach spricht der ehemalige Kriegsgefangene Waldemar Grote über seine Erlebnisse in der französischen Gefangenschaft und widmet sich vor allem der Frage, ob in der Zukunft ein Zusammengehen von Frankreich und Deutschland möglich sein kann. Anschließend referiert der Geschäftsführer des Volksvereins, Vikar Reukes, über das Thema "Was tut der Volksverein für uns Katholiken?". Die Veranstaltung wird von Liedern des MGV "Eintracht" eingerahmt.
Di 27.04.1920: Der Nachlass des verstorbenen Metzgermeisters Karl Hinkelmann wird verkauft.
Mi 12.05.1920: Hegemeister Hansoh verkauft aus dem Wolbecker Tiergarten 471 Eichen, 163 Buchen, 259 Hainbuchen, 63 Eschen, 29 Ahorn, 108 Birken sowie 6 Erlen.
Mo 24.05.1920: Unter der Leitung von Hans Neuhaus gibt der Männergesangverein Eintracht ein Konzert im Saale der Witwe Lasthaus.
Do 03.06.1920: Am heutigen Fronleichnamstag spricht Freiherr von Landsberg im Gasthof Thier für die Deutschnationale Volkspartei.
Di 08.06.1920: Bei den Wahlen zum Deutschen Reichstag sind in Wolbeck 971 Personen wahlberechtigt, von den 862 ihre Stimme wie folgt abgeben: Zentrum 587, Deutsche Volkspartei 160, Sozialisten 70.
Mi 09.06.1920: In der Nacht werden der Witwe Gerbersmann von ihrem Gig das Leder sowie die Schontücher gestohlen.
Do 24.06.1920: Im Dezember des Vorjahres fanden sich in Telgte eine Anzahl Pferdezüchter zusammen, um die durch den Krieg erlittenen Verluste wieder zu kompensieren. Die Beratungen führten zur Gründung des "Vereins zur Hebung der Pferdezucht für das östliche Münsterland" mit Sitz in Telgte. Von 36 Personen gegründet, verfügt der Verein aktuell über 450 Mitglieder.
Auf der großen Weide hinter der Kaffeewirtschaft Wesselmann-Zitter an der Chaussee zwischen Telgte und Ostbevern findet heute die erste Pferdeausstellung des Vereins mit 118 Tieren statt. Die Prämien aus Wolbecker Sicht:
Zweijährige Stuten: 3. Th. Laumann (30 Mark)
Zweijährige Hengste: Lobende Anerkennung für "Landstürmer I" von Josef Hohenkirch
Fr 25.06.1920: Aus dem Wolbecker Tiergarten werden 71 Eichen, 16 Fichten und 5 Lärchen verkauft.
So 04.07.1920: Dr. med. Garthaus hat seine Praxis von Wolbeck nach Münster, Viktoriastraße 6, verlegt.
Do 19.08.1920: Beim Schützenfest kommt es zu einem schweren Zwischenfall, als ein Schütze das geladene Gewehr aus Spaß auf einen 10jährigen Jungen richtet. Der Schuss löst sich und trifft das Gesicht des Jungen. Er wird ins Krankenhaus nach Münster gebracht.
So 14.11.1920: In der Nacht zum Sonntag brechen mehrere Personen in die Pfarrkirche ein und stehlen die Monstranz und fünf Kelche. Auf der Suche nach Geld brechen sie auch das Tabernakel auf und verstreuen die Hostien auf dem Boden. Die Einbrecher werden gestört und müssen auf ihrer Flucht die Fahrräder zurücklassen.
Am 29.11.1920 werden in Oldenzaal (Holland) mehrere Männer verhaftet, die das Wolbecker Diebesgut bei sich führen.
So 14.11.1920: Am frühen Morgen sieht der Landjäger Weiß aus Wolbeck im Tiergarten drei junge Männer, die mit Paketen beladen davonzulaufen versuchen. Er gibt mehrere Schüsse auf die Männer ab und kann eine Person stellen.
Am Nachmittag trifft aus Münster unter der Leitung von Kriminalwachtmeister Laumann die "Ortsgruppe für Deutsche Schäferhunde" ein und setzt die Tiere auf die Spuren an. Nach einiger Zeit findet man in einer laubbedeckten Grube einen 23jährigen Mann, der heftigen Widerstand leistet, weshalb man die Hunde auf ihn loslässt. Später entdeckt man eine weitere Grube mit Pelzwaren. Gegen 19:30 Uhr stöbern die Hunde auch den dritten Mann auf, der in Richtung Wolbeck flieht und dort Landjäger Ratz in die Arme läuft. Bei beiden Männern findet man diverse Hinterlegungsscheine des Dortmunder Bahnhofs, die zu Diebesgut aus Münster führen.
So 05.12.1920: Das Weihespiel "Quo vadis" von Religionslehrer Flinterhoff wird vom hiesigen Jugendverein aufgeführt und zwei Tage später wiederholt.
So 19.12.1920: Wegen Verdachts des Diebstahls in der Pfarrkirche St. Nikolaus verhaftet die Polizei in Hamm einen Mann.
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