Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1930


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Info: Nachdem der erste Entwurf des Jahres 1930 bisher auf den erhaltenen Ausgaben des "Münsterischen Anzeigers" beruhte, konnte inzwischen die "Münstersche Zeitung" zusätzlich eingearbeitet werden, die für sieben Monate (Januar-März, Juli, Oktober-Dezember, zzgl. Einzelausgaben) vorliegt. Viele Ereignisse des Jahres können allerdings weiterhin nicht genau datiert werden. Bei einigen Datumsangaben steht ein Fragezeichen: Hier kann das Datum um mehrere Tage variieren, da die Quellen keine präzisen Angaben machen.
So 19.01.1930: Auf dem Winterfest der Gartenbauschule im Saale der Geschwister Lasthaus wird das Theaterstück "Der Wassergötze" aufgeführt. In Anwesenheit des Amtsbürgermeisters Böckers und der Gemeindevorsteher Haves und Gerbert singt man zu Ehren der Stadt das Lied "Mein Wolbeck kann ich nicht vergessen".
 22.01.1930(?): Auf der Straße von Wolbeck nach Alverskirchen wird ein 16jähriger Mann aus Wolbeck schwer verletzt, als er von einem Schlossergesellen aus Alverskirchen mit dem Motorrad überfahren wird. Er muss mit mehreren Beinbrüchen und schweren Kopfverletzungen in das St. Vitus-Hospital in Everswinkel eingeliefert werden.
Fr 24.01.1930: Die Wolbecker Amtsvertretung tritt unter Vorsitz von Amtsbürgermeister Böckers zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. In Anwesenheit von Landrat Dr. Stiff werden die achtzehn Amtsverordneten begrüßt und per Handschlag verpflichtet. Zu Amtsbeigeordneten werden die Gutsbesitzer Bischof aus Wolbeck und Dernebockholt aus Albersloh durch Zuruf wiedergewählt.
So 02.02.1930: Der St. Franziskuschor Münster unter der Leitung des Dirigenten Schaphorn veranstaltet im Saale Lasthaus eine Familienfeier. Pater Alexander O.F.M. hält eine Rede über das Thema "Ist die katholische Kirche modern?". Das Theaterstück "Lünings Lena" beschließt die Veranstaltung.
Di 11.02.1930: Ein Schwan ist vom Aasee ausgerissen und auf der Angel wieder aufgetaucht.
Fr 21.02.1930: Auf der Gemeinderatssitzung des Wigbold Wolbeck im Amtshaus nimmt Bürgermeister Böckers die Amtseinführungen des Gemeindevorstehers Haves und des stellvertretenden Gemeindevorstehers Mentrup vor. Für Haves rückt Hamsen in die Gemeindevertretung nach.
 : Die Jahresrechnung 1928 wird wie folgt abgenommen: Einnahmen 45.155,77 Mark, Ausgaben 34.480,22 Mark bei einem Bestand von 10.675,55 Mark.
 : Die Kosten für den Volkstrauertag will das Wigbold zu zwei Dritteln übernehmen, wenn das Kirchspiel das restliche Drittel trägt.
 : Die Gemeinde hat gegen die Festsetzung der Beiträge zur Berdelniederung Einspruch erhoben. Der von der Genossenschaft angelegte Graben soll auch von dieser unterhalten und die Forstflächen von Beiträgen freigestellt werden.
Mi 26.02.1930: Auf der Münsterstraße kommt es in Höhe der Einmündung Herrenstraße zu einem schweren Verkehrsunfall, als dem Molkereibesitzer Th. das Pferd samt Dogkart durchgeht und mit dem leeren Düngerwagen des 47jährigen Holzschuhmachers Josef Heinrich Barwe zusammenstößt, der von zwei Kühen gezogen wird. Beide Personen werden von ihrem Fuhrwerk geschleudert und schwer verletzt ins Clemenshospital Münster gebracht, wo Barwe am Folgetag seinen Verletzungen erliegt. (Anmerkung: Der Zeitungsartikel nennt die Namen der Unfallbeteiligten nur mit den Initialen des Nachnamens. Erst das Sterberegister nennt den vollen Namen des Toten)
Mo 03.03.1930: Auf der Sitzung der Gemeindevertretung des Kirchspiel Wolbeck bestätigt Bürgermeister Böckers die Wahlen des Gemeindevorstehers Gerbert und seine Stellvertreters Hohenkirch. Für Gerbert rückt Brockhausen in die Gemeindevertretung nach.
 : Die Jahresrechnung 1928 wird wie folgt abgenommen: Einnahmen 49.072 Mark, Ausgaben 42.128 Mark.
 : Von den Kosten des Volkstrauertages will das Kirchspiel ein Drittel übernehmen.
 : Für die Instandsetzung des Angelmodder Weges bewilligt die Gemeinde zwei Waggon Hochofenschlacke unter der Bedingung, dass die Interessenten die Anfuhr selbst übernehmen.
Sa 22.03.1930: Zum Semesterschluss an der Gärtnerlehranstalt bestehen neun Kandidaten die Abschlussprüfung. Am Abend finden sich sämtliche Schüler der Lehranstalt für einen Fackelzug durch die Stadt zusammen, der am Vereinslokal Moddemann endet.
So 23.03.1930: Die Jünglingssodalität führt in der Wirtschaft der Geschwister Lasthaus das Theaterstück "Die Marienritter" auf, das am folgenden Sonntag wiederholt wird.
Mo 07.04.1930: Ein tödlicher Verkehrsunfall ereignet sich auf der Landstraße nach Alverskirchen, als ein Kraftwagen aus Nienberge in Höhe des Fronhofes beim Überholen eines Fuhrwerks ins Schleudern gerät und gegen einen Baum prallt. Während Tierarzt Hölken mit dem Schrecken davonkommt, erleidet Schmiedemeister Schlüter derart schwere innere Verletzungen, dass er in das Franziskus-Hospital in Münster eingeliefert werden muss, wo er in der Nacht verstirbt.
Mi 23.04.1930: Die St.-Achatius-Bruderschaft beschließt angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage, das Schützenfest für 1930 ausfallen zu lassen.
Mo 02.06.1930: Nachdem am 31.07.1929 die öffentlichen Bausparkassen vom preußischen Innenminister zum Geschäftsbetrieb zugelassen worden sind, veranstaltet die Westfälische Landesbausparkasse bei Sültemeyer einen Beratungsabend.
Mi 11.06.1930: Die Amtsvertretung Wolbeck lehnt den Antrag der Amtsverordneten aus Albersloh und Rinkerode ab, das Amtsgebäude in Wolbeck zu verkaufen und den Amtssitz nach Albersloh zu verlegen. Auf Grund des Andranges muss die öffentliche Sitzung aus dem Amtsgebäude in den Saal des Gasthofes Thier verlegt werden.
So 15.06.1930: Heinrich Wegmann besteht vor dem Ausschuss der Handwerkskammer Münster seine Prüfung als Böttchermeister.
Fr 04.07.1930: Die Straße nach Albersloh wird wegen Straßenbaumaßnahmen auf einer Länge von 2,3 Kilometern vom 4. bis 13. Juli für jeglichen Verkehr gesperrt. Die Umleitung erfolgt über Römerwirt.
Do 17.07.1930: In der Kirmesnacht wird nach Schluss der Veranstaltungen ein Wirt überfallen und bewusstlos geschlagen, weil er nach der Polizeistunde den Eintritt verweigert hatte. Später überfallen dieselben Personen den Milchwagen der Molkerei Thier, werden aber von den Kutschern mit Peitschenhieben in die Flucht geschlagen.
Do 28.08.1930: Zu einem tragischen Unglücksfall kommt es am Nachmittag an der Angel in der Nähe der Wassermühle Schwegmann. Der 7jährige Anton Konermann sitzt am Rand des Flusses, um mit der Hand Fische zu fangen, als er Übergewicht bekommt, in die Angel stürzt und ertrinkt.
Sa 20.09.1930: Ein Pkw aus Sünninghausen stößt mit dem Fuhrwerk eines Wolbecker Landwirts zusammen. Die Unfallbeteiligten werden schwer verletzt.
 23.09.1930(?): Auf der Herrenstraße bemerkt ein Anwohner, dass die Umschalung des Rauchfangs bei einem Nachbarhaus in Brand geraten ist. Das Feuer in dem Fachwerkhaus, das große Mengen an Heu und Stroh enthält, kann noch rechtzeitig gelöscht werden.
Mo 06.10.1930: An der Gartenbauschule beginnt das Wintersemester mit 35 Schülern.
So 19.10.1930: Landrat Dr. Stiff besucht die Jahresschlussübung der Freiwilligen Feuerwehr Wolbeck. Die Alarmübung soll die Vorzüge der neuen Motorspritze gegenüber den alten Handdruckspritzen demonstrieren.
Anschließend begrüßt der Chef der Wehr, Oberbrandmeister Overmann, die Männer zur Generalversammlung im Saale der Geschwister Lasthaus. Nach den Ansprachen von Landrat Dr. Stiff und Pfarrer Alfers findet die Verpflichtung neuer Mitglieder statt. Anschließend singt der MGV "Eintracht", danach spielt die Firma Forsthove auf ihrer neuen Großlautsprecheranlage Militärmärsche.
Do 23.10.1930: Auf der Hofstraße wird ein Habicht gefangen, der einen Buchfink bis ins Wohnzimmer eines Anwohners gejagt hatte.
Sa 15.11.1930: Fräulein Dr. med. Agnes Lackmann, Stadtärztin in Bochum, besteht in Berlin das Kreisarztexamen.
Do 20.11.1930: Die Gemeindevertretung des Kirchspiel Wolbeck beschließt die Annahme der Jahresrechnung 1929 wie folgt: Einnahmen 40.518,06 Mark, Ausgaben 30.863,71 Mark.
 : Die bereits im Frühjahr beschlossene Instandsetzung der Chaussee nach Geismann mit drei Waggon Hochofenschlacke und 75 Kubikmetern Hochofenschlackensplitt soll jetzt ausgeführt werden.
Sa 22.11.1930: Die Nachforschungen des Oberlandjägers Lorenz nach dem Verbleib eines Rehs, das dem Holzhändler Haves entwendet worden war, sind erfolgreich. Das Tier, das bereits getötet und zerlegt worden war, wird beschlagnahmt und das Fleisch dem Wolbecker Krankenhaus übergeben.
Die Verhandlungen vor Gericht gehen später als "Das Wolbecker Märchen vom fliegenden Reh" in die Geschichte ein.
Mi 26.11.1930: Der Gemeinderat des Wigbold Wolbeck beschließt die Annahme der Jahresrechnung 1929 wie folgt: Einnahmen 50.990,98 Mark, Ausgaben 34.428,57 Mark bei einem Bestand von 16.562,41 Mark.
 : Für die Gemeindegrundstücke im Kuhplacken wird der Pachtpreis neu festgesetzt.
 : Für die Ausbesserung der Eschstraße werden 8 Waggon Altmaterial von der Reichsbahn unter der Bedingung bewilligt, dass die Interessenten die Abfuhr von einer Reichsbahnstation selbst übernehmen.
 : Der Antrag von Brockhausen auf Ausbesserung des Grenkuhlenwegs wird bis zum Frühjahr 1931 zurückgestellt, da die erforderlichen Mittel in diesem Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen.
Sa 29.11.1930: Die Amtsvertretung tagt im Amtshaus unter Vorsitz des Bürgermeisters Böckers. Dabei gedenkt man des verstorbenen Amtsverordneten Schmiedemeister Schlering aus Rinkerode, für den der Reichsbahnarbeiter Joseph Ontrup aus Rinkerode berufen wird.
Mi 03.12.1930: Der Schmied Kuhlmann wird beim Beschlagen eines Pferdes so unglücklich getroffen, dass er mit schweren Fußverletzungen ins hiesige Krankenhaus gebracht werden muss.
Sa 06.12.1930: Der 71jährige Gastwirt Johannes Angsmann ertrinkt gegen 17 Uhr in Höhe der Gärtnerei Lütkenhaus in der Werse.
So 14.12.1930: Der neu gegründete Geflügelzuchtverein Wolbeck hält in den Räumen des Thierschen Gasthauses eine Werbeveranstaltung ab. Der erste Vorsitzende Zimmer begrüßt im überfüllten Gasthaus zahlreiche Besucher, anschließend spricht Kreisverbandsvorsitzender Löwe über die praktische Hühnerzucht.
Fr 19.12.1930: Bei einem Einbruch in die Metzgerei W. Hinkelmann erbeuten die Täter Rollschinken und Speck. Sie werden durch ein von Münster kommendes Auto gestört und fliehen mit geringer Beute. Auf Grund der Spuren schließt die Polizei, dass die Einbrecher mit der Örtlichkeit sehr vertraut gewesen sein müssen.
Mi 24.12.1930: Im großen Saal der Geschwister Lasthaus feiert der Kreisverband der Deutschen Kriegshinterbliebenen sein diesjähriges Weihnachtsfest.
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