Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1893


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Mi 18.01.1893: Im Standesamtsbezirk Wolbeck, bestehend aus den Gemeinden Wigbold und Kirchspiel Wolbeck sowie Angelmodde und Alverskirchen wurden im vergangenen Jahre 78 Geburten angemeldet. Für das gesamte Amt Wolbeck sind 185 Geburten, 109 Sterbefälle und 50 Eheschließungen registriert worden.
Do 19.01.1893: In einem Kiefernwald im Kirchspiel Wolbeck wird der 26jährige Steinhauer Wilhelm Helmers aus Mettingen erhängt aufgefunden. In einem Gebetbuch bei der Leiche findet man auf der zweiten Seite einen Abschiedsbrief.
Do 02.03.1893: Bei Hoffschulte in Angelmodde findet die Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wolbeck statt, auf der Schulze-Althoff als Vorsitzender in seinem Amt bestätigt wird. Anschließend spricht Generalsekretär Jaspers aus Münster über die Frühjahrsbestellung bei Verwendung von Kunstdünger. Reichskonsul a.D. Schenking erläutert seine bisherigen Erfahrungen mit dieser Anbaumethode.
Mo 20.03.1893: Nachdem die Maul- und Klauenseuche im gesamten Regierungsbezirk eigentlich erloschen ist, bricht sie auf dem Pachthof Holthausen im Kirchspiel Wolbeck erneut aus. Nach Angaben des Amtstierarztes sind alle Kühe von der Seuche befallen, während der übrige Viehbestand gesund ist.
So 30.04.1893: Mit dem heutigen Tage sind die auf der letzten Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Wolbeck beschlossenen An- und Verkaufsmeldestellen vollständig errichtet und zwar wie folgt: Im Wigbold Wolbeck beim Wirt H. Roer; in Angelmodde beim Wirt Theodor Kinnebrock; in Albersloh beim Wirt Theodor Fels; in Rinkerode beim Wirt Lohmann.
Di 09.05.1893: Die Gemeindevertretungen von Wigbold und Kirchspiel Wolbeck beschließen, die im Herbst dieses Jahres pachtlos werdenden Gemeindejagden für das Wigbold in einem und für das Kirchspiel in drei Bezirken auf jeweils sechs Jahre gegen Höchstgebot zu verpachten.
Do 11.05.1893: Am heutigen Himmelfahrtstag besichtigen viele Besucher die neue Kuranstalt von Dr. Lackmann.
Fr 12.05.1893: Nach Ansicht der Behörden ist es gelungen, die in Wolbeck und Angelmodde ausgebrochenen Kinderkrankheiten durch ärztliche Hilfe soweit einzudämmen, dass von der ursprünglich vorgesehenen Schließung der Schulen abgesehen werden kann.
Di 30.05.1893: Auf der Versammlung des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Wolbeck im Zollhaus zu Albersloh wird die Einrichtung einer Hengststation für das Amt Wolbeck beschlossen. Die Entscheidung für eine bestimmte Gemeinde muss vertagt werden.
Anschließend spricht Veterinärassessor Dr. Steinbach über die Möglichkeiten der Pferdezucht im Münsterland. Dabei empfiehlt er vor allem die Rassen Oldenburger, Ardenner und Dänen. Mit Missfallen lässt er sich über die Pferdeställe im Münsterland aus, die seiner Ansicht nach zu niedrig, zu dunkel und zu schmutzig sind.
Mo 05.06.1893: Bei einem Gewitter mit Platzregen schlägt um 11:45 Uhr der Blitz in den gemeinschaftlichen Schornstein des Tischlers Gerks und des Korbmachers Franz Burges ein und zündet unter den Ziegeln sofort. Das Feuer kann von den Einwohnern erfolgreich bekämpft werden, die herbei gerufene Feuerwehr muss nicht mehr eingreifen.
Mo 05.06.1893: Die Verpachtungen der Gemeindejagden erbringt folgendes Ergebnis:
Stadt Wolbeck: 185 Mark für 112 Hektar
Kirchspiel Wolbeck: Bezirk I: 885 Mark für 287 Hektar; Bezirk II: 745 Mark für 383 Hektar; Bezirk III: 640 Mark für 343 Hektar.
Mit einer Ausnahme werden alle Jagden von Grundbesitzern aus dem Kirchspiel Wolbeck ersteigert. Die Neuverpachtung erbringt jährlich 782 Mark höhere Einnahmen gegenüber der letzten Periode.
Di 13.06.1893: In den Gemeinden Wigbold und Kirchspiel Wolbeck findet die alle vier Jahre wiederkehrende technische Überprüfung der Maße, Gewichte und Waagen durch den zuständigen Eichmeister statt.
Mi 14.06.1893: Heute nimmt ein zweites Busunternehmen den Betrieb zwischen Wolbeck und Münster auf. Die Fahrten beginnen am Gasthof Pauli um 8 bzw. 15 Uhr, und von Wolbeck um 11 Uhr und um 19 Uhr. Der Fahrpreis beträgt nur 40 Pfennige.
Fr 16.06.1893: Die lang anhaltende Dürre führt zu extremen Problemen beim Vieh, da auf den Wiesen und Weiden kein Futter mehr ist. Die Bauern treiben die Tiere daher auf die Weiden, die für die Heuernte vorgesehen waren. Runkel- und Steckrüben können nicht gepflanzt werden.
So 16.07.1893: In Wolbeck wird bei bestem Sommerwetter das Margarethenfest gefeiert.
Mo 17.07.1893: Der Kram- und Viehmarkt wird von Schweinen dominiert, von denen rund sechzig Stück aufgetrieben werden.
Mo 17.07.1893: Bei der Arbeit in der Nähe eines Weizenfeldes bei Alverskirchen bemerken mehrere junge Leute zwei Rehe, ein Bock und eine Ricke. Als die Tiere fliehen wollen, läuft der Bock direkt auf einen der Männer zu, der in das Geweih greift und das Tier zu Boden reißt. Anschließend gelingt es den Männern, das Tier zu überwältigen und einzusperren. Nach Rücksprache mit dem Jagdpächter Bischoff wird das 25 Kilogramm schwere Tier zum Fronhof gebracht.
So 10.09.1893: Der Kriegerverein Wolbeck veranstaltet im Garten des Gastwirts Clemens Thier ein Instrumentalkonzert. Der Erlös der Veranstaltung ist für die Errichtung eines Denkmals für die 1870/71 gefallenen Kameraden des 13. Infanterie-Regiments bestimmt.
Mi 11.10.1893: Der dreijährige Sohn Bernard Wilhelm des Bauern Möllers fällt am Abend in die Angel und ertrinkt.
Mi 18.10.1893: Der zweijährige Sohn Bernard Hermann des Tischlers Barwe zieht einen Topf mit kochendem Wasser vom Herd, das sich über seinen Unterleib ergießt. Das Kind stirbt am Folgetag an den Verbrennungen.
Mi 29.11.1893: Auf einer Versammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wolbeck beim Wirt Gerhard Pletzer in Alverskirchen spricht Landwirtschaftslehrer Dr. Potthast aus Billerbeck über Schweinezucht.
Sa 02.12.1893: Für die Periode 1894-1896 wird für die Gemeinde Wigbold Wolbeck der Regierungshauptkassenbuchhalter a.D. Franz Heßmann zum Schiedsmann und der Gastwirt Clemens Thier zu seinem Stellvertreter gewählt.
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