Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1894


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Do 04.01.1894: Bei stürmischem Nordostwind fallen die Temperaturen in der Nacht auf -10 Grad Celsius. Angesichts der fortdauernden Hochdrucklage frieren nun auch die großen Flüsse zu.
Mo 22.01.1894: Beim Gutspächter Everding auf Gut Holthausen werden acht hochtragende Schweine, zwei hochtragende Kühe und zwei hochtragende Rinder verkauft.
xx.02.1894: Der Kreisausschuss des Landkreises Münster beschließt die Steuersätze der einzelnen Gemeinden für das laufende Jahr. Für Wigbold und Kirchspiel Wolbeck bleiben die Zuschläge für Grund-, Gebäude- und Einkommensteuer bei unverändert 250 resp. 230 Prozent. Damit erheben beide Wolbecker Gemeinden durchschnittlich weiterhin doppelt so hohe Zuschläge im Vergleich zu den anderen Gemeinden des Landkreises.
Do 01.02.1894: Beim Gastwirt H. Lohmann in Rinkerode findet die Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wolbeck statt. Der Landwirtschaftslehrer Schoppmann aus Freckenhorst hält einen Vortrag über Futterbau.
Sa 03.02.1894: Im Hause des Wirtes Lasthaus werden ein großes Schwein, drei mittelmäßige Ackerwagen, zwei Schock Roggenstroh, eine Wannemühle, eine Rübschneidemaschine und eine Dezimalwaage mit Gewichten meistbietend versteigert.
Mi 07.02.1894: Für die Errichtung eines massiven Anbaus an das Förstereigebäude zu Wolbeck werden die Bauarbeiten und Materiallieferungen, veranschlagt zu 1882 Mark, öffentlich vom Kreisbauinspektor Borggreve ausgeschrieben.
Mo 12.02.1894: In den Forstdistrikten Molkenbredenbusch und Haidbusch des Reviers Möllenbeck wird das folgende Holz verkauft: 3 Buchenabschnitte, 9 Kiefern zu Bauholz, 410 Kiefern zu Latten und Stangen, 23 Raummeter Klafterholz und 60 Haufen Birkenstangen und Reiserholz.
Mo 12.02.1894: Ein schwerer Orkan sorgt für Schäden.
Mi 14.02.1894: Zur Durchführung der am 17. März 1826 beschlossenen Teilung der Gemeinheit Berdelheide, die zu den Gemeinden Kirchspiel Wolbeck, Kirchspiel Telgte und Alverskirchen gehört, wird von der Königlichen Generalkommission der Amtmann Schirmer zu Telgte bestimmt.
Mi 14.02.1894: Beim Zimmermeister Breul im Kirchspiel Wolbeck gegenüber der Windmühle werden 24 Eschen auf dem Stamme mit einem Mittendurchmesser von 40-60 Zentimetern bei einer Länge von 13 Metern sowie verschiedene Packen Eichenbretter und Kirschbaumschalen meistbietend verkauft.
Mo 19.02.1894: In der Gastwirtschaft Clemens Thier verkauft der Königliche Förster Dinter insgesamt 622 Raummeter Buchen-, Eichen- und Erlenscheite sowie 346 Raummeter Reiser und 49 Wellenhaufen aus dem Tiergarten.
Do 01.03.1894: Im Wolbecker Tiergarten werden in der Sektion 79 insgesamt 285 Eichen und 268 Buchen, jeweils sehr alt und stark, sowie 2 Espen und 8 Eschen verkauft.
Mo 12.03.1894: In den Gräflich-Merveldtschen Forsten am Tiergarten werden 120 Fichten, 2300 Kiefern und 180 Reiserhaufen verkauft.
Sa 24.03.1894: Im Münsterischen Anzeiger wird das Lackmannsche Kurhaus in einer Anzeige mit den Worten "Solide eingerichtetes Kurhaus bietet Platz für 40 Personen. Ländliche Stille, waldreichste Gegend. Wohnung und Verpflegung im Ort zu angemessenen Preisen" beworben.
Mo 09.04.1894: In der Gastwirtschaft von Clemens Thier wird das folgende Holz aus dem Tiergarten verkauft: 3 Eichenholzabschnitte zu 1,11 Festmetern; 72 Raummeter Eichenscheite; 636 Raummeter Eichenreiser; 130 Buchenholzstangen; 130 Raummeter Buchenscheite; 296 Raummeter Buchenreiser; 960 Weichholzstangen; 14 Raummeter Weichholzscheite; 280 Raummeter Weichholzreiser sowie 200 Fichten.
Mi 11.04.1894: Die Mannschaften der Landwehr der Gemeinden Wigbold Wolbeck, Kirchspiel Wolbeck, Alverskirchen und Angelmodde treten um 13 Uhr in Wolbeck am Ausgang der Stadt auf der Chaussee nach Albersloh zum Frühjahrsappell an. Der Herbstappell findet am 16. November um 9 Uhr statt.
Mo 23.04.1894: Wegen Überfüllung der Schulklassen sind im Amtsbezirk Wolbeck in diesem Jahr der Neubau einer Knabenschule in Rinkerode und in Wolbeck beschlossen worden. Am heutigen Tag erfolgt für die Wolbecker Schule die Vergabe an einen der sechs Unternehmer, die Angebote zwischen 4,25 und 10,5 Prozent unter der veranschlagten Summe von 11.200 Mark abgegeben haben. Der Bau soll bis zum 1. September fertig gestellt werden.
Do 26.04.1894: Die Abfuhr von fünfzig Doppelwaggons Pflastersteine vom Bahnhof Münster nach Wolbeck wird vom Kreisbaumeister Middeler ausgeschrieben. Gleichzeitig setzt er für den 5. Mai den Verkauf von 700 Quadratmetern alter Pflastersteine auf der Kreisstraße in Wolbeck an.
Mo 30.04.1894: Bischof Hermann kommt von Münster nach Wolbeck, um etwa 120 Firmlingen das heilige Sakrament zu spenden. Die Gemeinde empfängt ihn gegen 08:30 Uhr an der Grenze des Kirchspiel Wolbeck in der Nähe der Wirtschaft Kinnebrock, wo man einen bekränzten und beflaggten Ehrenbogen mit der Inschrift "Benedictus qui venit in nomine domini" aufgestellt hat. Der Bischof entsteigt dort seinem Wagen und wird vom Kirchenchor mit einem Hymnus begrüßt. Danach tritt er unter einen Traghimmel, der von Mitgliedern des Kirchenvorstandes gehalten wird. Der Zug zur Pfarrkirche wird von den Schulkindern angeführt, ihnen folgen die Sodalitäten, danach die weißgekleideten Mädchen mit Frühlingsblumen, am Ende die Reiter, welche gelbweiße Schärpen tragen.
Nach der Firmung besucht der Bischof die Schulen und das Krankenhaus, bevor er zu einer Reise durch den Amtsbezirk aufbricht, die erst am 7. Mai in Albersloh zu Ende geht. Dabei wird in Alverskirchen und Angelmodde der Hochaltar geweiht, in Angelmodde sind zudem die Restaurierungsarbeiten an der Kirche abgeschlossen.
Mo 07.05.1894: Beim Ökonomen Anton Giesbert stehen heute Nachmittag zum Verkauf: ein schwerer, fast neuer Frachtwagen mit Zubehör; zwei Paar Ringsen; eine fast neue Löffelegge; neun Ferkel, sechs Wochen alt; zwölf Fenster; acht Paar Jalousien; 2000 Dachziegel und ein Braubottich.
Di 15.05.1894: Das aus dem Abbruch des Zimmermannschen Wohnhauses zu Wolbeck gewonnene Baumaterial wird verkauft: 3 eichene Balke; 22 eichene Sparren; eichene Pfosten und Riegelholz; Dachlatten; Beschussbretter; fenster und Türen; rund 5000 Dachziegel; Ziegelsteine; Sohl- und Tennenplattensteine.
Mi 16.05.1894: Auf einer Versammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wolbeck in Angelmodde spricht Herr Waldeyer aus Driburg über die Notlage der Landwirte und zeigt mögliche Lösungen durch Spezialisierung auf.
Fr 18.05.1894: Nach 17 Uhr stellt sich starker Haarrauch aus dem Emsland ein, der auch die Sonne verdunkelt und zu einer bedeutenden Abkühlung führt.
Mi 06.06.1894: Im Anschluss an die diesjährige Musterung wurden die folgenden Personen zurückgestellt: Colon Wilhelm Homann.
Sa 15.06.1894: An Stelle des verstorbenen Joseph Genius ist der Wirt Bernard Elberfeld in den Vorstand des Wolbecker Spar- und Darlehnskassenvereins gewählt worden.
Di 26.06.1894: Das Tierschaufest des Landwirtschaftlichen Lokalvereins Wolbeck wird beim Gastwirt Carl Thüsing in Alverskirchen gefeiert. Es spielt die Kapelle Debbelt aus Drensteinfurt.
Vorgeführt werden 15 Stuten, darunter 8 mit Fohlen, 3 einjährige, 8 zweijährige und 4 dreijährige Fohlen; 21 Kühe, 7 Rinder, 9 Bullen, 5 Sauen und 6 Eber. Insgesamt werden 328 Mark an Prämien ausgesetzt. Die Ergebnisse aus Wolbecker Sicht:
Stuten: August Brockhausen, Josef Overmann
2jährige Fohlen: Wilhelm Bischof (Ehrenpreis), Josef Overmann
3jährige Fohlen: August Brockhausen
Kühe: Wilhelm Bischof (Ehrenpreis)
Di 03.07.1894: Nach langer tropischer Hitze bringt ein Gewitter erstmals wieder Regen. (Anmerkung: Das Wohnhaus von Joseph Brockmann in West I brennt nach Blitzeinschlag nieder, drei Personen im Haus werden vom Einschlag direkt getroffen und schwer verletzt.)
Do 05.07.1894: Bei bestem Sommerwetter findet das Tierschaufest des Landwirtschaftlichen Kreisvereins beim Wirt Schwarte in Sankt Mauritz statt. Die Prämien aus Wolbecker Sicht:
- Hengste (5 Tiere): 1. Brockhausen
- Stuten (24 Tiere): 2. Overmann; 5. Brockhausen
-2jährige Fohlen (25 Tiere): 4. Bischoff
So 08.07.1894: Das Margarethenfest findet eine Woche früher als gewöhnlich statt. Bei den Wirten Joseph Lasthaus und Heinrich Roer findet jeweils ein Ball statt.
Di 10.07.1894: Am heutigen Dienstag ist in Wolbeck Viehmarkt. Der ursprünglich vorgesehene Termin am 17. Juli wäre mit dem Viehmarkt in Münster zusammengefallen und führte daher zusammen mit dem Margarethenfest zu einer Vorverlegung um eine Woche.
Der Markt ist ungewöhnlich stark besucht. Bei Rindvieh zeigt sich der Handel mittelmäßig bei einem Durchschnittspreis von 140 Mark; bei den Ferkeln ist der Handel lebhaft bei einem Preis von 2,50 bis 3 Mark pro Alterswoche.
Fr 20.07.1894: Die Roggenernte hat bei gutem Ertrag begonnen, jedoch findet sich in Proben ungewöhnlich viel Mutterkorn.
So 22.07.1894: Der Landwirtschaftliche Lokalverein Wolbeck hält im Gasthof Clemens Thier eine Mitgliederversammlung ab. Es sprechen Landwirtschaftslehrer Hinsken aus Velen über "Behandlung des Stalldüngers im Stalle, auf der Düngstätte und im Feld" sowie Generalsekretär Dr. Schleh über die Exkursion westfälischer Landwirte nach Braunschweig und über den Besuch der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zu Berlin.
Di 24.07.1894: Die Tageshöchsttemperaturen liegen weiterhin stabil bei 35 Grad Celsius. Auf den Feldern kommt es immer wieder zu Todesfällen in Folge Hitzschlags.
Mi 25.07.1894: Am Abend ziehen aus drei verschiedenen Himmelsrichtungen schwere Gewitter auf, die sich ab 20:30 Uhr entladen. In Münster brennt die Hakenessche Windmühle vor dem Aegidiitor ab, in Nordwalde wird die Pfarrkirche größtenteils eingeäschert. Insgesamt wechselt nun das Wetter und es regnet fast durchgängig bis zum 14. August.
Sa 28.07.1894: Dr. Wilhelm Lackmann feiert im Kurhaus mit zahlreichen Gästen seine Promotion vor 25 Jahren.
So 12.08.1894: In der Kneipp'schen Kuranstalt von Dr. Wilhelm Lackmann findet um 15 Uhr ein Konzert unter der Leitung des Bochumer Kaufmanns F.W. Lex statt. Es singen und spielen unter anderem Anna Kleine aus Lippstadt, Maria Filbry aus Münster und Adele Hähner aus Gelsenkirchen. Der Erlös der Veranstaltung in Höhe von 100 Mark ist für das Wolbecker Krankenhaus bestimmt.
Mi 22.08.1894: Die ersten Zugvögel starten in Richtung Süden.
Mo 09.09.1894: Im Landkreis Münster häufen sich die Meldungen einer zweiten Obstblüte.
Mo 10.09.1894: Auf der Strecke zwischen Wolbeck und Münster wird am Gasthaus "Westfälischer Hof" des Herrn Pauli eine Posthaltestelle eingerichtet.
Mi 10.10.1894: Am Haus des Holzarbeiters Th. Overmann werden zwei Schweine zwangsversteigert.
So 14.10.1894: Heute gehen die sechswöchigen Herbstferien zu Ende.
Di 30.10.1894: Beim Wirt Josef Lasthaus wird heute das der Witwe des Metzgers Theodor Thier gehörende Wohnhaus an der Münsterstraße, in der sich früher die Metzgerei befunden hat, auf acht Jahre verpachtet.
Do 08.11.1894: Gegen 13:30 Uhr brennt das Wohnhaus des Kötters Krampe, Kirchspiel Wolbeck Nr. 33b, aus ungeklärter Ursache bis auf die Grundmauern nieder. Trotz des Einsatzes der Wolbecker Feuerwehr kann aus dem Gebäude nur wenig gerettet werden. Das Haus war bei der Westfälischen Provinzial-Feuer-Sozietät mit 1890 Mark versichert.
Di 13.11.1894: Der Landwirtschaftliche Lokalverein hält beim Wirt Bernard Meyer zu Alverskirchen eine außerordentliche Generalversammlung ab. Zum einen geht es um den Anschluss an den Kreisverein, zum anderen um die Ersatzwahl für ein verstorbenes Vorstandsmitglied. Landwirtschaftslehrer Schoppmann aus Freckenhorst hält einen Vortrag zum Thema "Regeln und Grundlagen für die richtige Fütterung der Haustiere".
Di 13.11.1894: Im Kirchspiel Wolbeck brennt der Schuppen von Adolf Markfort mit zwei Anbauten nieder. Die Wolbecker Feuerwehr erscheint nach einer halben Stunde, muss sich aber wegen des stürmischen Windes auf den Schutz des Wohnhauses beschränken.
Do 15.11.1894: Mit dem heutigen Beginn des Winterhalbjahres fängt gemäß eines Regierungserlasses der Unterricht statt um 8 Uhr erst um 8:30 Uhr an. Da die vorgeschriebene wöchentliche Stundenzahl nicht gekürzt werden darf, werden am Nachmittag jetzt drei Stunden von 13 bis 16 Uhr erteilt.
So 30.12.1894: Am Nachmittag fällt der erste Schnee des Winters.
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