Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1959


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Info: Nachdem der erste Entwurf auf den "Westfälischen Nachrichten" basierte, die nur mit Lücken vorliegt, kommt jetzt die "Münstersche Zeitung" hinzu, die vollständig erhalten ist.
Die Unsicherheiten bei den Datumsangaben ergeben sich daraus, dass in den Quellen oftmals das exakte Datum fehlt und durch "kürzlich" oder "vor wenigen Tagen" nur angedeutet wird.
Do 01.01.1959: Die Gemeinde Wolbeck zählt 3253 Einwohner, davon 477 Flüchtlinge und 28 Ausländer.
Do 01.01.1959: In der Viehhütte auf der Weide Glanemann zwischen Albersloher Straße und Tiergarten wird der 27jährige Student Franz August Linnenberg tot aufgefunden; Der Verstorbene war zuletzt am 25.11.1958 in der Gastwirtschaft Bockholt lebend gesehen worden
 18.01.1959(?): Im überfüllten Saale Kuhlmann findet die Generalversammlung des Pfarrcäcilienchores statt. Die Zahl der aktiven Mitglieder setzt sich wie folgt zusammen: 16 Sopran-, 16 Alt-, 9 Tenor- und 11 Bassstimmen.
Anschließend feiert man einen bunten Nachmittag unter der Regie von Franz Wierling. Durch das Programm führt Willi Steup.
Mo 19.01.1959: Nachdem der RV St. Hubertus zum zweiten Mal in kurzer Zeit die Kreisstandarte gewinnen konnte, wird der Verein erneut in Wolbeck festlich empfangen. Die Mannschaft startet bei nassem Schneewetter auf dem Hof Vornholt und reitet von dort an den Menschenmassen vorbei, die am Straßenrand ein Spalier gebildet haben, nach Thier-Hülsmann, wo der Empfang stattfindet.
Fr 23.01.1959: Die Polizei verhaftet einen jungen Mann, der als Angestellter einer landwirtschaftlichen Versicherungsgesellschaft knapp 20.000 DM entwendet hat. Auf der Suche nach dem Verbleib des Geldes fährt die Kriminalpolizei mit ihm nach Wolbeck und holt mit einer langen Leiter 3000 DM aus einem Versteck zwischen Dachpfannen und Regenrinnen des Drostenhofes.
Mo 02.02.1959: Bunte Wimpel und viele Spruchbänder mit teilweise recht launigen Inschriften wie "Wer niemals eine Ziege liebt, das ist kein braver Mann" schmücken die Dorfstraßen des diesjährigen Ziegenbockmontagsumzugs (Zibomo), an dem auch eine Delegation aus Brakel sowie zahlreiche holländische Gäste teilnehmen.
Von der Schule bewegt sich der Festzug mit dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr vorne weg durch die Straßen des Dorfes, an denen sich hunderte Menschen eingefunden haben. Auf den Musikzug folgen drei Jungen in weißen Bäckeranzügen, die die "Siegenbucks-Maundag-Fahne" tragen, dahinter gehen die Vorsitzenden der Ziegenzuchtvereine. Der Hippenmajor Pewo hat auf einem gummibereiften Handwagen Platz genommen, der von zwei braunen Ziegenböcken mit weißem Lederzeug gezogen wird. Dahinter folgen die Schulkinder mit selbstgebastelten Sieggenstecken, die später auf dem Schulhof mit Geldpreisen in Höhe von 3, 5 und 10 DM prämiert werden.
Am frühen Nachmittag wird auf dem Marktplatz vor 3000 Zuschauern das Ziegenbocksdenkmal eingeweiht, das zum einen an den 1958 im Alter von 102 Jahren verstorbenen begeisterten Förderer der Ziegenzucht, Baron von Renesse erinnern, zum anderen aber auch ganz allgemein die Dankbarkeit gegenüber den Ziegen ausdrücken soll. Amtsbürgermeister Wickensack hält eine kurze Ansprache, der Bildhauer Hubert Lönecke (Düsseldorf) bedankt sich für die Arbeit und Pewo enthüllt das Denkmal, mit ein paar Ziegenversen unterlegt. Als Vertreter des Westfälischen Heimatbundes spricht Wilm Böckenholt einige Grußworte und weist darauf hin, dass in Deidesheim am Rhein ebenfalls ein Volksfest gefeiert wird, in dem der Ziegenbock an einem Pfingstdienstag im Mittelpunkt steht.
Anschließend zieht man zum Lokal Thier-Hülsmann, wo das traditionelle Töttchenessen stattfindet. Nach einem Bummel durch die Wirtschaften beginnt abends vom angestrahlten Innenhof des Drostenhofes ein Fackelzug durch den Ort, ein bunter Abend bildet den Abschluss.
Der Umzug selbst wird in zwei Filmen festgehalten, die im Sommer öffentlich gezeigt werden. Von der Einweihung des Ziegenbocksdenkmals existiert ein Mitschnitt des Westdeutschen Fernsehens, außerdem werden erstmals Farbdias vom Umzug erstellt. Insgesamt berichten weltweit vierzig Tageszeitungen über das Ereignis. Die Ansprachen anlässlich der Einweihung des Ziegenbockdenkmals ließ Pewo heimlich mit einem Tonbandgerät mitschneiden.
Do 05.02.1959: Elisabeth Schlöter stirbt im Alter von 87 Jahren.
So 15.02.1959: Ludwig Potthoff stirbt nach kurzer Krankheit im Alter von 73 Jahren.
Do 26.02.1959: Die Ziegenbocksmontagsgesellschaft wird gegründet.
 01.03.1959(?): Am neuen Kindergarten wird Richtfest gefeiert. Bürgermeister Haves schlägt den letzten Nagel ein.
 01.03.1959(?): Die Amtsvertretung Wolbeck beschließt auf ihrer Sitzung in der Gaststätte Thier-Hülsmann den Etat für das Rechnungsjahr 1959 in Höhe von 690.000 DM. Die Amtsumlage wurde von 32 auf 31 Prozent gesenkt.
Für die Feuerwehren des Amtsbezirks sind 13.130 Mark vorgesehen. Allein 5.000 Mark werden für den Ankauf von Schlauchmaterial verwendet, das in Wolbeck gelagert werden wird.
Die landwirtschaftliche Berufsschule des Amtes Wolbeck in Albersloh wird aufgelöst und mit der gewerblichen Berufsschule zusammengelegt. Da die Schule momentan nur noch von 22 Schülern besucht wird, ist sie unrentabel geworden.
 03.03.1959(?): Die Generalversammlung des Landwirtschaftlichen Lokalvereins des Amtes Wolbeck findet in der Gaststätte Flothmann-Kinnebrock in Angelmodde statt. Der erste Vorsitzende des Vereins Schulze Dernebockholt begrüßt rund fünfzig Mitglieder.
Angesichts der schlechten Kassenlage, die keinen eisernen Bestand mehr aufweist, wird auf die Durchführung einer Lokaltierschau in diesem Jahre verzichtet. Die Preiserhöhungen bei der Ausrichtung von Festlichkeiten und die ausgeschütteten Prämien in Höhe von 1500 Mark hatten zu höheren Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr geführt.
Nach der Versammlung hält Dr. Hermann aus Albersloh einen Diavortrag über die biblischen Stätten im Heiligen Land.
Do 05.03.1959: Zu Beginn der Sitzung des Gemeinderates in der Gaststätte Kuhlmann teilt Ratsmitglied Sudmann als Fraktionsvorsitzender der CDU mit, dass sich die Ratsmitglieder Schapmann und Jürgens (bisher FDP) der CDU angeschlossen haben.
Der Einspruch eines Anliegers gegen die Umbenennung der Straße "Am Sandbach" in "Memelstraße" wird abgewiesen.
Die Kosten für die Renovierung der Lehrerdienstwohnungen betragen 1300 Mark. Angesichts der ungewöhnlichen Höhe wird der Bauausschuss eine Ortsbesichtigung vornehmen, um sich ein Bild über den Umfang der Schäden und Mängel zu machen.
Der Antrag des Bundes der Kinderreichen, die Aufschließungskosten für die Baugrundstücke an der Alverskirchener Straße auf zwanzig Jahre zu stunden und den Zinssatz auf 2 bis 3 Prozent festzusetzen, wird abgelehnt. Man wird sich stattdessen bei der Bezirksregierung in Münster um ein neues zinsgünstigeres Aufschließungsdarlehen bemühen.
 15.03.1959(?): Der Einladung des VfL Wolbeck zur Generalversammlung in der Gaststätte Stutter folgen nicht nur aktive Mitglieder, sondern auch eine große Zahl passiver Mitglieder.
Bei der Neuwahl des Vorsitzenden wird Herbert Forsthove vorgeschlagen, der jedoch wegen Abwesenheit gemäß Satzung nicht gewählt werden kann. Da sich kein weiterer Kandidat findet, bestätigt die Versammlung den bisherigen Vorsitzenden Jürgens in seinem Amt, der darauf hin die Wirtschaft verlässt und den gesamten Abend nicht zurückkehrt.
 19.03.1959(?): Der Gemeinderat verabschiedet den neuen Haushaltsplan, der sich im ordentlichen Etat auf 407.000 Mark und im außerordentlichen Etat auf 63.000 Mark beläuft.
Ausgebaut werden die Neustraße für 37.000 Mark, der Grenkuhlenweg für 7.500 Mark, die Straße "Am Tiergarten" für 45.000 Mark und der Goldbrink zwischen Lohmann und Münsterstraße für 18.000 Mark.
Der Gemeinderat stellt den Antrag der Freiwilligen Feuerwehr auf Planung eines Gerätehauses und Anschaffung neuen Schlauchmaterials aus finanziellen Gründen erneut zurück.
Ein Teil der Memelstraße wird in "Am Sandbach" umbenannt.
So 22.03.1959: In der evangelischen Kirchengemeinde Wolbeck konfirmiert Pfarrer Drews neun Jungen und Mädchen.
Mo 23.03.1959: Der Kaufmann August Brinkmann feiert seinen 75. Geburtstag. Er gründete 1903 in Münster auf der Windthorststraße ein Groß- und Einzelhandelsgeschäft mit Tabakwaren, das am 12.09.1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Nach dem Krieg siedelte er nach Wolbeck über und richtete dort einen neuen Betrieb ein.
Di 24.03.1959: Der langjährige Vikar Joseph Bödder wird zum neuen Pfarrer an der St.-Johannes-Kirche in Greffen ernannt.
Mo 30.03.1959: Die St.-Achatii-Bruderschaft setzt auf ihrer Generalversammlung in der Gaststätte Thier-Hülsmann den Jahresbeitrag auf 5 Mark herauf. Die erhöhte Einnahme wird in diesem Jahr für die Renovierung der katholischen Kirche verwendet.
Der Antrag auf größere Ehrung des jeweiligen Königs durch einen Parademarsch wird wegen seiner militärischen Anklänge abgelehnt.
Die Bruderschaft hat zur Zeit 306 Mitglieder.
Mi 01.04.1959: Die Münstersche Zeitung gibt am 1. April den Verkauf des Ziegenbockdenkmals für 1000 DM nach Heppenheim bekannt.
 02.04.1959(?): Im Bereich des Tiergartens gerät ein aus Birken bestehender Hochwald in Brand. Die Freiwillige Feuerwehr Wolbeck kann den Brand auf Grund der in der Nähe vorbei fließenden Angel rasch löschen.
So 05.04.1959: Heinz Sasse und Brigitte geb. Mentrup geben ihre Vermählung bekannt.
So 12.04.1959: Im Gasthof Thier-Hülsmann spricht Maria Kahle (1891-1975) über "Westfalen und der Osten". Anschließend werden die beiden beim Ziegenbocksmontag erstellten Filme und Dias gezeigt.
Fr 17.04.1959: Das Kuratorium "Unteilbares Deutschland" zeigt im Rahmen der Aktion "Macht das Tor auf" im Saale der Gastwirtschaft Kuhlmann-Lasthaus den Film "Himmel ohne Sterne".
 03.05.1959(?): Der Vorsitzende des MGV "Eintracht" begrüßt auf der ersten Gesangstunde im Mai den neuen Chorleiter Hans Stuer aus Münster. Auf Grund der Terminschwierigkeiten des bisherigen Chorleiters Theo Wiedebusch hatte der Vorstand einen Wechsel vorgenommen.
 05.05.1959(?): Der Gemeinderat Wolbeck beschließt den Ausbau der Neustraße. Bei Kosten in Höhe von 31.364 Mark wird der Auftrag an die Firma Kettler vergeben. Die Fahrbahn erhält eine Breite von fünf Metern.
Der Bau des Achtfamilienhauses durch die Gemeinde wird erneut diskutiert. Auf der einen Seite möchte man mit allen Mitteln die bestehende Wohnungsnot lindern (In Wolbeck suchen noch 48 Familien seit über zehn Jahren eine Wohnung), andererseits möchte man die Gemeindefinanzen nicht zusätzlich mit Wohnungsbauprojekten belasten (Die Kosten betragen mehr als die Hälfte des gesamten Gemeindeetats). In einer namentlichen Abstimmung votieren neun Ratsmitglieder gegen das Bauprojekt, vier stimmen dafür bei zwei Stimmenthaltungen.
Der Ansiedlungsantrag von August Schmitz wird genehmigt. Die Kaufangebote von Dr. Becker, Prof. Lengeling und Lehrer Weidlich für ein Grundstück an der Alverskirchener Straße werden genehmigt.
Für den Bau der Reithalle in Angelmodde wird ein Zuschuss von 1000 Mark bewilligt.
 26.05.1959(?): Der Gemeinderat muss sich mit dem Zustand des Schuttplatzes befassen. In den vergangenen Monaten hatte die Feuerwehr mehrfach eingreifen müssen, um Müllbrände zu löschen. Das Gelände soll durch die Polizei stärker überwacht werden.
Die Siedlungs- und Wohnbau GmbH des Landkreises Münster ist bereit, das Achtfamilienhaus an der Alverskirchener Straße zu bauen, wenn die Gemeinde das Grundstück im Werte von etwa 6000 Mark als Geschäftsanteil einbringt, worauf eine jährliche Dividende ausgeschüttet werden wird.
Das Straßenverkehrsamt des Landkreises wird den Verkehrserziehungsunterricht in einem Klassenraum der alten Schule am Kirchplatz erteilen. Bisher war dieser Unterricht in der landwirtschaftlichen Berufsschule in Albersloh durchgeführt worden.
Sa 06.06.1959: Am Neubaugebiet an der Alverskirchener Straße sind die ersten Häuser im Rohbau fertig.
Sa 06.06.1959: Am Bahnübergang Westermannweg kommt es zu einem schweren Verkehrsunfall. Ein Borgward wird von einem Triebwagen der WLE erfasst und 100 Meter weit mitgeschleift, der Fahrer überlebt schwer verletzt. Der Triebfahrzeugführer hatte das Fahrzeug auf den Schienen stehen sehen, die Notbremsung angesichts der Fahrgeschwindigkeit von 60 km/h jedoch nicht mehr ausgereicht.
Fr 12.06.1959: Wilhelm Leuker stirbt im Alter von 56 Jahren.
Sa 20.06.1959: Metzgermeister Josef Thier stirbt im Alter von 75 Jahren.
 21.06.1959(?): Der aus Ostbevern stammende Vikar Hugo Horstmann hat seine Seelsorgetätigkeit in Wolbeck aufgenommen. Für die Pfadfinder ist er ein alter Bekannter aus den Ferienlagern bei Wettringen.
So 21.06.1959: Beim Schützenfest der St.-Achatii-Bruderschaft wird Ferdinand Hamsen neuer Schützenkönig.
 27.06.1959(?): An den zwei großen Reihenhäusern mit insgesamt dreizehn Wohnungen am Eichendorffweg wird Richtfest gefeiert. Die Wohnungen besitzen eine Grundfläche von 78 Quadratmetern und besitzen einen Mietpreis zwischen 1,20 und 1,45 DM pro Quadratmeter.
Mo 29.06.1959: Dr. med. Wilhelm Lackmann stirbt im Alter von 82 Jahren.
Mi 01.07.1959: In Wolbeck leben 3311 Einwohner, davon 507 Flüchtlinge und 27 Ausländer.
Sa 04.07.1959: Das Allgemeine Bürgerschützen-Corps ABC Wolbeck feiert bei bestem Wetter erstmals ein Schützenfest.
Am Samstag wird Adolf Timm nach einem Stechen der erste Scheibenkönig. Abends beginnt der Festball beim Festwirt Willy Kuhlmann. Beim Schießen am Sonntag auf dem Gelände am Sportplatz wird Kurt Fragel der erste Schützenkönig des Vereins.
 07.07.1959(?): Auf der ordentlichen Generalversammlung der Spar- und Darlehnskasse in der Gaststätte Sültemeyer erstattet der Rendant in seinem Bericht unter anderem die folgenden Zahlen: Die Summe der Einlagen beträgt 1.236.000 DM, der Umsatz hat erstmals die 20-Millionen-Grenze überschritten. Von dem Reingewinn wird eine Dividende von sechs Prozent auf die Geschäftsguthaben der Mitglieder ausgeschüttet.
Die Genossenschaft hat 259 Mitglieder, die sich wie folgt zusammensetzen: 68 Bauern; 66 Gewerbetreibende; 63 Handwerker; 53 Arbeiter, Angestellte und Beamte; 9 sonstige Mitglieder.
Do 09.07.1959: Im Steinersee bei Hiltrup ertrinkt am frühen Nachmittag ein 29jähriger Landarbeiter aus Wolbeck.
Fr 10.07.1959: Josef Langkamp feiert seinen 85. Geburtstag.
Di 14.07.1959: Der Gemeinderat lehnt den Ausbau des Handorfer Weges endgültig ab, da mit den betroffenen Eigentümern keine Einigung erzielt werden kann.
Der Bauausschuss wird beauftragt, die Planung für den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in die Wege zu leiten.
Die Arbeiten für das Pumpwerk und die Druckrohrleitung an der Alverskirchener Straße werden an die Firma Horstkötter aus Rinkerode vergeben. Aus Kostengründen werden Eternit- statt Gussrohre verwendet. Die Lieferung der Pumpen erfolgt durch eine Dortmunder Firma.
So 19.07.1959: Heute beginnt die zweitägige Margarethenkirmes in Wolbeck.
Do 30.07.1959: Am Steintor ist an der Stelle der alten Polizeistation zwischen Dammann und dem alten Gasthaus ein modernes Mehrfamilienhaus fertiggestellt worden.
Do 06.08.1959: Berthold Beilmann und Magret geb. Tollen geben ihre Vermählung bekannt.
Mo 10.08.1959: Karlheinz Rose und Erika geb. Schlüter geben ihre Vermählung bekannt.
Mi 12.08.1959: An der Pfarrkirche St. Nikolaus gehen die Instandsetzungen voran. An der eingerüsteten Nordwand wird mit Pressluftbohrern der alte Putz abgeschlagen, an der Südseite ist er bereits durch einen Verputz aus Altenberger Sandstein ersetzt.
Do 13.08.1959: Der neue Kindergarten wird nach zehnmonatiger Bauzeit in einem Festakt seiner Bestimmung übergeben. Der Kindergarten wird von Schwester Konrada geleitet.
 16.08.1959(?): An der Hofstraße öffnet das neue Café der Bäckerei und Konditorei Franz Natrup.
So 30.08.1959: Beim Schützenfest der St.-Nikolai-Bruderschaft wird Linnemann neuer Schützenkönig.
Mo 31.08.1959: Im Baugebiet an der Alverskirchener Straße ist mit der Errichtung des Fabrikationsgebäudes der Firma Dinslage begonnen worden. Die Gemeinde hat die Ansiedlung des Unternehmens stark gefördert, da es 50 Arbeitskräfte beschäftigen seinen Betrieb zum 01.09.1959 aufnehmen wird. Momentan werden noch 20 bis 30 weibliche Arbeitskräfte ab 16 Jahren gesucht, die über keine Vorkenntnisse verfügen müssen.
Do 03.09.1959: An der Pfarrkirche St. Nikolaus gehen die Instandsetzungsarbeiten weiter. Auf Vorschlag von Sachverständigen sollen sowohl Nord- als auch Südportal umgebaut werden, die Haupttür ist nach wie vor mit Beton zugemauert.
Ursprünglich war an der Südseite genau in der Außenwand eine Doppeltür, deren Portalcharakter durch einen um die Tür hochgezogenen gotischen Bogen aus Sandsteinrippen unterstützt wurde. Der spätere Vorbau betont in seiner ungotischen Wuchtigkeit mehr die Waagerechte und soll nun abgerissen werden. Die frei werdenden Sandsteinplatten sind an der Nordseite zur Verblendung der Stützpfeiler vorgesehen.
Sa 05.09.1959: Nach 25 Jahren wird im Tiergarten der Stacheldrahtzaun entfernt, der einen Teil des Tiergartens für die Kuranstalt abgetrennt hatte. Damit steht der früher so beliebte Spazierweg von Mostertsbaum zur Angel wieder zur Verfügung. Im Rahmen des damaligen Kleinkriegs mit Drahtschere und Überwachung war das Martinspättken als genehmigte Alternative entstanden.
Do 10.09.1959: In Folge der seit Wochen anhaltenden Trockenheit herrscht in Wolbeck Wassermangel. Viele Brunnen sind trocken oder geben nur noch wenig Wasser. Vielfach wurden schon neue Brunnen gebohrt. Viele Frauen spülen die Wäsche bereits wieder in der Angel, was auf Grund des großen Andranges zu Warteschlangen führt.
So 13.09.1959: In Wolbeck findet der "Tag der Heimat" statt, an dem mehr als 1000 Heimatvertriebene und Flüchtlinge teilnehmen. Ausgerichtet wird die Veranstaltung vom BvD-Kreisverband Münster-Land. Nach den Festgottesdiensten am frühen Morgen und der Kranzniederlegung am Ehrenmal findet im Saale Kuhlmann eine Feierstunde statt.
 28.09.1959(?): Der Gemeinderat Wolbeck muss sich auf seiner Sitzung in der Gaststätte Thier-Hülsmann mit dem Konkurs der Siedlungsgesellschaft "Heimat und Scholle" befassen, die sich im Besitz des 39jährigen Heinrich Buhrmester befindet. Mit der Gesellschaft war 1958 ein Anbauvertrag für die Schimmelsiedlung geschlossen, die Aufschließungskosten in Höhe von 178.000 Mark jedoch nie von der Gesellschaft gezahlt worden. Daraufhin hatte die Gemeinde die Anliegerbeiträge auf ein gesperrtes Sparbuch bei der Kreissparkasse einzahlen lassen, um eine unberechtigte Entnahme zu verhindern und war später in gleicher Form mit den Aufschließungskosten verfahren. Insgesamt konnten daher 109.024 Mark sichergestellt werden. Der Bauausschuss wird sich in Zukunft mit der Verwendung der Gelder befassen.
Der Architekt Bernhard Bröcker aus Münster hat einen Entwurf für das geplante neue Feuerwehrgerätehaus vorgelegt, bei dem auch ein Trockenturm vorgesehen ist. Vor einer Entscheidung wird man in der Umgegend verschiedene Gerätehäuser besichtigen.
Der Bebauungsplan für das Baugelände Bischoff wird offengelegt, nachdem die letzten Wünsche des Bauausschusses berücksichtigt worden sind.
In dem Baugelände von elf Morgen Größe wird eine Straße parallel zur Alverskirchener Straße bis zur Telgter Straße führen.
Die von Pennekamp erworbene Baracke wird dem VfL Wolbeck als Umkleidekabine zur Verfügung gestellt. Dem Sportverein wird die kostenfreie Benutzung auf zehn Jahre zugesichert, sofern auch der Schuljugend sowie anderen Organisationen nach Rücksprache mit dem VfL Zutritt gewährt wird.
Mi 30.09.1959: Der Plan für ein zentrales Klärwerk verzögert sich durch den Tod des Bochumer Ingenieurs Janssen. Möglicherweise wird nicht mehr im Mersch, sondern auf dem Esch gebaut. Das viel zu kleine Klärbecken in der Mersch besitzt keine Reinigungskraft mehr, weshalb Wolbeck als Hauptverschmutzer der unteren Angel bis in die Werse hinein gilt.
Fr 02.10.1959: Unter dem Begriff "Zementstraße" wird die Planung einer "Umgehungsstraße 2" diskutiert, die der Schwerverkehr von Sendenhorst nach Münster benutzen soll. Die Streckenführung soll von Albersloh kommend oberhalb Möllers Scheune abzweigen, hinter der Lönsstraße direkt am Tiergarten verlaufen, über das Ribbesche Gelände durch den Park Lackmann, um über Schuttplatz, Runtenberg und Grenkuhlenweg auf die Münsterstraße zu treffen.
Diskutiert wird auch eine Trasse durch den Tiergarten, um über die Nord-Süd-Achse eine mehrspurige Fernstraße zu legen, wie es auch beim Bau der Hansalinie in der Davert geschehen ist.
Als Alternative wird eine andere Trassenführung vorgeschlagen: Der Verkehr von Sendenhorst soll bereits bei Strohbücker aufgenommen und über Holling, Beumer und durch den Berdel zur Everswinkeler Straße geführt werden.
 04.10.1959(?): Eine Übung der Freiwilligen Feuerwehr im Südviertel im Rahmen der Herbstübung des Amtes Wolbeck offenbart die gravierenden Probleme im Feuerlöschwesen: Erst nach zwanzig Minuten kann aus zwei Rohren Wasser gegeben werden, weil die nächste Wasserentnahmestelle über 1000 Meter entfernt ist, zudem halten die alten Schläuche dem Druck nicht mehr stand und platzen weg.
Sa 24.10.1959: Mit speziellen Gebläsen einer Essener Firma wird im Tiergarten Kalk als Dünger ausgebracht.
 01.11.1959(?): Im Gasthof Bockholt wird ein Kneipp-Verein gegründet mit den Herren Hoebink und Hünebeck als ersten und zweiten Vorsitzenden. Zunächst soll die Erfassung der Privatquartiere erfolgen, danach wird ein Verkehrsverein und eine Kurverwaltung geschaffen. Der Heimatverein wird dem Kneippverein unterstellt, die Kurtaxe festgelegt und die Umgehungsstraße gebaut. Das Schöllingheim, der Fronhof und das Kurhaus werden zu Behandlungshäusern umgebaut. Für das gesamte Projekt rechnet man mit Kosten von maximal 60.000 Mark. (Anmerkung: Die Quellen nennen einen "Apotheker Höping" als Vorsitzenden. Der zu vermutende Schreibfehler wurde hier stillschweigend berichtigt.)
Mo 02.11.1959: Bäckermeister August Lasthaus stirbt nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren.
 03.11.1959(?): Der Gemeinderat beschließt den Ausbau der Hofstraße. Das Pflaster wird aufgenommen, der Untergrund ausgekoffert, das alte Pflaster wieder eingebaut und mit einem sechs Zentimeter starken Spezialbelag versehen.
In der Frage nach der Unterstützung des Kneipp-Vereins bleibt man uneins, da man den Einfluss eines Kurorts auf die Ansiedlung von Industrieunternehmen nicht abschätzen kann.
Nach Verhandlungen mit den Eigentümern werden sechs neue Löschwasserreservoirs bei Möllenbeck, Rosengarten, Richter, Thiemann, Surmann und Buddenbäumer geschaffen. Die bestehenden Wasserstellen werden ausgebaggert und vertieft.
 17.11.1959(?): Der Gemeinderat befasst sich erneut mit dem Ausbau der Hofstraße. Offen bleibt die Frage, was mit den Treppenstufen geschehen soll, die bis an die jetzige Straße heranreichen, da der Bürgersteig ohnehin höher gelegt wird. Die Ratsmitglieder drängen darauf, die Pfeiler am Anwesen Meier-Freisfeld zurückzusetzen, um eine weitere Ausweichstelle wie vor der Spar- und Darlehnskasse zu erhalten.
 : Der Regierungspräsident hat die Genehmigungen für die Erweiterung der Schule und den Neubau der Turnhalle erteilt. Im nächsten Schritt wird die Baugenehmigung beantragt.
 : Der Gemeinderat bestätigt nochmals die Bebauung des Grundstückes Dammann an der Münsterstraße. Die geplante innerörtliche Umgehungsstraße wird das Grundstück nicht anschneiden.
 : Das Allgemeine Bürgerschützen-Corps ABC beabsichtigt die Anschaffung einer Fahne. Der Gemeinderat genehmigt das Führen des Wolbecker Wappens.
 : Die Inneneinrichtung des Kindergartens wird von den Firmen Pellmann, Sudmann und Telges geliefert, die Spielgeräte kommen von der Firma Turnmeyer aus Hagen.
Do 26.11.1959: Der Heimatverein stellt weitere Ruhebänke im Ort und in den Außenbezirken auf. Auf Grund ihrer eigenwilligen Formgebung fallen zwei Bänke besonders auf, die in Rundbauweise aus metallenen Radreifen erstellt wurden. Der Unterbau besteht dabei aus einem hölzernen Wagenrad mit Speichen und Metallreif, das auf mehreren Pfählen aufgestellt wurde und die Rundbank trägt. Eine Bank steht am Heiligenstuhl, die andere am Kellingholz.
So 29.11.1959: Brigitte Höhn feiert ihren 80. Geburtstag.
 29.11.1959(?): Bei der vierten Meisterschaft des Wolbecker Knobel-Clubs 54 (WKC 54) wird K. H. Drosselmeier mit 43 von 60 möglichen Punkten zum zweiten Male Meister.
Di 01.12.1959: In Wolbeck leben 3389 Einwohner, davon 509 Flüchtlinge und 31 Ausländer.
 05.12.1959(?): Der seit zwei Jahren bestehende Sparclub "Män drin" führt in der Gaststätte Mentrup seinen diesjährigen Auszahlungsabend durch. Unter dem Vorsitz von Paul Rickert haben die 24 Mitglieder die Summe von 4190 DM gespart.
Mo 07.12.1959: Der Ausbau der Hofstraße hat begonnen. Die Arbeiten sollen nach einem Monat beendet sein.
Di 08.12.1959: Auf Grund der extremen Trockenheit sind viele Brunnen versiegt, weshalb sich der Gemeinderat erneut mit der Schaffung einer zentralen Wasserversorgung befassen muss. Diskutiert wird ein Anschluss an das Wasserwerk in der Hohen Ward, da der nächste Anschluss an die Leitungen der Gelsenkirchener Wasserwerke zu weit entfernt ist. Vom Bau eines eigenen Wasserwerks nimmt man wegen der hohen Kosten Abstand.
 : Der Gemeinderat muss sich mit dem Verkauf des Leichenwagens befassen. Der Unternehmer Freisfeld hatte den Vertrag mit der Gemeinde gekündigt, nachdem eine Erhöhung der Gebühren abgelehnt worden war. Später erklärte er sich bereit, den Leichenwagen zu kaufen und den Transport zu den bisherigen Konditionen durchzuführen. Da sich inzwischen zwei weitere Interessenten gemeldet haben, die den Transport mit eigenen Wagen durchführen wollen, wird Freisfeld der Wagen für 300 Mark zum Kauf angeboten.
 : Nach den Entwürfen des Architekten Bröcker erreicht das Feuerwehrgerätehaus mit dem Trockenturm eine Höhe von 21,50 Metern, was dem Gemeinderat optisch missfällt. Der Architekt soll einen weiteren Entwurf anfertigen, bei dem der Turm seinen Platz hinter dem Gerätehaus findet.
Der Bauantrag der Firma Zeis & Sauerwein wird ohne Vorlage von Plänen genehmigt. Die Firma möchte gegenüber des Tiergartens ein mehrstöckiges Textilversandhaus sowie einige Bungalows errichten.
 : Der Landeskonservator möchte den Drostenhof einer zweckentsprechenden Verwendung zuführen, konkrete Pläne liegen jedoch nicht vor.
 : Der Bau der evangelischen Kirche ist von der Landessynode genehmigt und in den Plan für 1961 aufgenommen worden. Die Kirche wird an der Paul-Gerhardt-Straße gebaut und steht damit bewusst in unmittelbarer Nachbarschaft zur katholischen Pfarrkirche, was für den Gemeinderat von großer Bedeutung ist, um das Gewicht der historischen Siedlung zu verstärken und die Bildung eines zweiten Ortskerns im Süden zu vermeiden.
Sa 12.12.1959: Der Bund der Kinderreichen veranstaltet in der Gaststätte Sültemeyer eine Nikolausfeier.
 13.12.1959(?): In der Gaststätte Hermann Siebeneck findet erstmals der Auszahlungsabend des frisch gegründeten Sparclubs "Dummen drupp" statt. Der Leiter der Sparkasse Wolbeck, H. Ruhe, nimmt die Auszahlung von 2542 DM vor.
 26.12.1959(?): Der MGV "Eintracht" Wolbeck führt im Saale Kuhlmann-Lasthaus das plattdeutsche Lustspiel "De Twiärsbrenner" von Hermann Homann (Warendorf 1955) auf. Angesichts von Erkrankungen war die Besetzung der zwölf Rollen ein schwieriges Problem, zudem sollten die vier Bühnenbilder Ansichten aus Wolbeck zeigen, die von Augustin jun. aus Albersloh geschaffen wurden.
Nach sechs Aufführungen ist der Saal immer noch ausverkauft und wird damit zur bisher erfolgreichsten Theatersaison des Männergesangvereins.
So 27.12.1959: Die Ziegenbocksmontagsgesellschaft "Ziebomo" hält in der Gaststätte Sültemeyer ihre erste, schwach besuchte Jahreshauptversammlung ab. Der Verein umfasst momentan nur dreißig Mitglieder. Im Mittelpunkt der Tagesordnung steht die Planung des kommenden Ziegenbocksmontagsumzuges, der größer und prächtiger ausgestaltet werden soll. Geplant ist die Verpflichtung eines Kinderballetts aus dem Ruhrgebiet und die Einführung von Mottowagen durch Wolbecker Vereine. Der Feuerwehr soll alle Zugangsstraßen zum Ort absperren und dort Eintrittskarten verkaufen.
Die Ziegenstecken des letzten Umzugs sind spurlos verschwunden.
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