Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1866


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Info: Die Chronik des Jahres 1866 basiert auf den Zeitungen "Münsterischer Anzeiger" und "Westfälischer Merkur" sowie der Chronik der Gemeinde Kirchspiel Wolbeck von Franz Elberfeld.
So 21.01.1866: Die Zitronenfalter schwärmen aus, nachdem einige Tage zuvor im Münsterland bereits Maikäfer gesichtet worden waren.
Di 23.01.1866: Angesichts der extrem milden Wetterlage beginnt im Landkreis Münster heute die Heuernte. Am selben Tag wird auch mit der Kartoffelernte begonnen, da die Pflanzen den Winter überstanden haben.
Do 08.02.1866: Die Königliche Oberförsterei Münster führt im Schutzbezirk Wolbeck einen Holzverkauf durch. Angeboten werden 85 Klafter Eichenscheitholz, 12 Klafter Eichenknüppel, 52 Haufen Eichenreiser, 77 Klafter Buchenscheitholz, 34 Klafter Buchenknüppel, 87 Klafter Eichenreiser, 44 Klafter Weichholzknüppel und 54 Haufen Weichholzreiser.
Mo 12.03.1866: Der Colon M. Rolf verkauft seinen fünf Minuten vor Wolbeck an der neuen Chaussee gelegenen Hof einschließlich 64 Morgen vorzüglichen Landes.
Do 19.04.1866: Simon Stolzberg aus Wolbeck und Amalie Jacobssohn aus Beckum geben ihre Verlobung bekannt.
Fr 11.05.1866: Für den Bau der Chaussee von Wolbeck über Münster, Roxel, Havixbeck nach Billerbeck wird die Lieferung von 351 Nummersteinen, 702 Grenzsteinen sowie 400 Schutzsteinen durch Baumeister Niedick in sechs Losen nach öffentlicher Ausschreibung vergeben.
Di 22.05.1866: Die dem Schmiedemeister Mönning in Wolbeck gehörenden Wohnhäuser werden mit Hofraum und Garten meistbietend verkauft. Das Dreschhaus aus Eichenholz mit feststehendem hölzernen Gangwerk, womit Kornmahlmühle sowie Dresch- und Hexelmaschine betrieben werden, wird zum Abbruch verkauft. Zwei noch fast neue Dreschmaschinen werden meistbietend angeboten. Ebenfalls verkauft werden alle Grundstücke, darunter der Antoniuskamp. Das von der Stadt Wolbeck bereits angepachtete Ackerland (64 Morgen) wird auf sechs Jahre abteilungsweise verpachtet.
Di 22.05.1866: Beim Gastwirt Thier wird die Anfuhr von 55 Schachtruthen Steinmaterial vom Bahnhof Münster zur Wolbecker Chaussee öffentlich verdungen.
Mo 04.06.1866: Nachdem in den vergangenen Tagen eine ungewöhnliche Hitze geherrscht hat, zieht am Abend von Südost eine schwere Gewitterfront heran, die um 19:25 Uhr auf Wolbeck und Angelmodde trifft. Nachdem sich der gesamte Himmel verfinstert hat, bricht ein Orkan mit hühnereigroßen Hagelkörnern los.
Der Münsterische Anzeiger schreibt am 06. Juni: "Die Niederlagen und Verwüstungen, welche das Unwetter hier und in der nächsten Umgebung angerichtet hat, überschreiten in der That die Vorstellungen. Die Saaten, am meisten der Roggen, weniger der Weizen, sind stellenweise so zu Boden geschlagen, daß man sie, um doch einigen Nutzen davon zu haben, gänzlich abmäht und zur Streu verwendet. Auch Wolbeck selbst hat Ursache, lange von diesem verheerenden Sturme nachzusagen. Die nach Osten gelegenen Dächer sind in ihrer Bedeckung, gleichviel ob Ziegeln oder Schiefer, so durchlöchert und zerschlagen, daß die Scherben wallartig in den Straßen aufgehäuft liegen. Einzelne Fenster sind ihrer Verglasung gänzlich beraubt, die Gartengewächse liegen darnieder. Nur die Kartoffel erhebt üppig wieder ihr Kraut. Weinstöcke sind kahl, fast gänzlich ihrer Blätter und Blüthen entblößt. Selbst einzelne Stämme der hiesigen Gehölze hat der Sturm gebrochen. Am tiefsten beklagen die Leute natürlich den Verlust ihrer Feldfrüchte, da mit ihnen der Verdienst und die Nahrung eines ganzen Jahres zu Boden liegt. Vordem schon waren Pockenerkrankungen eingetreten. Möchte der Himmel nun noch vor dem dritten Uebel, dem Kriege, bewahren!"
Wenige Tage später bricht in Telgte und Sendenhorst die Cholera aus, am Ende der Woche beginnt der Deutsche Krieg.
Am Ende werden in Wolbeck 150.000 zerschlagene Dachziegel ermittelt. Der Sturm trifft auf seinem Zug vor allem die Orte Sendenhorst, Albersloh, Alverskirchen, Angelmodde, Wolbeck, Münster, Coerde, Nienberge und Neuenkirchen. In den Straßen der Stadt Münster steht das Wasser einen Meter hoch, auf dem Domhof stürzt der größte Lindenbaum um. In der Bauernschaft Coerde werden vier Menschen unter einer zusammenbrechenden Scheune begraben und schwer verletzt.
Do 21.06.1866: Beim Wirt Böckmann wird die Ausführung der Erdarbeiten an der Wersebrücke für den Ausbau der Chaussee von Wolbeck nach Münster im Wert von 1500 Talern öffentlich vergeben.
Mo 02.07.1866: Das zum Kirchenfonds Albersloh gehörende Grundstück "Hollingerfeld" wird von Pfarrer Helmers an Ort und Stelle meistbietend verkauft. Es handelt sich um eine Weide (4 Morgen 172) und einen Acker (2 Morgen 90), die im Moment an den Kötter Markfort in Wolbeck verpachtet sind.
Di 30.10.1866: Bei Caspar Thier wird das Hubertusfest gefeiert.
Do 15.11.1866: Auf der Chaussee von Wolbeck nach Münster wird der Abschnitt zwischen Farwick und Stapelskotten wegen Einbau der Steinbahn bis auf weiteres gesperrt.
Mo 19.11.1866: Zum Ausbau der Chaussee von Wolbeck nach Billerbeck wird die Lieferung von 5800 Baumstangen in fünf Losen öffentlich vergeben.
Fr 23.11.1866: Der Deckhengst "Castor" des Landwirtschaftlichen Kreisvereins steht ab heute bei H. Glasmacher.
Mi 26.12.1866: Der 69jährige Johann Albermann ertrinkt im Kirchspiel in einer Kuhle.
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