Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1887


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Info: Die Chronik des Jahres 1887 basiert auf der Zeitung "Münsterischer Anzeiger", die fast vollständig erhalten ist, sowie der Chronik der Gemeinde Kirchspiel Wolbeck von Franz Elberfeld.
So 09.01.1887: Bei einer Schlägerei prügeln vier Wolbecker Männer einen Fremden krankenhausreif.
Mo 10.01.1887: Der Fassbinder Bernard Leiendecker aus Wolbeck steht vor der Strafkammer in Münster. Der Angeklagte wird beschuldigt, am 13. Juni 1886 den Adolph Schmedding mit einem Holzscheit niedergeschlagen und verletzt zu haben. Ursprünglich vom Schöffengericht zu drei Wochen Gefängnis verurteilt, hatten beide Seiten Berufung gegen das Urteil eingelegt. Der Gerichtshof entscheidet auf Antrag der Staatsanwaltschaft jetzt auf zwei Monate Gefängnis wegen der Gefährlichkeit der Tat.
Sa 15.01.1887: Der Tagelöhner Wilhelm Schlichtebrede beantragt die Löschung einer im Grundbuch von Wolbeck eingetragenen Schuld, da sie getilgt worden sein soll. Es geht um 700 Taler, die zu 5 Prozent von Richter Havichhorst geliehen worden waren.
Do 20.01.1887: Im Wolbecker Tiergarten werden 248 Raummeter Eichenscheite, 287 Raummeter Buchenscheite, 4 Raummeter Buchenknüppel, 3 Raummeter Aspenscheite und 96 Reiserhaufen verkauft.
So 30.01.1887: Der Westfälische Bauernverein hält um 16 Uhr in der Gaststätte Thier unter der Leitung von Herold von Loevelinkloe aus Amelsbüren eine gut besuchte Versammlung ab. Herr Jaspers aus Osnabrück spricht über die Notwendigkeit von Lebensversicherungen sowie die Möglichkeiten der Kreditnahme zu einem Zins von 4,25 Prozent bei der Landschaftskasse. Abschließend fordert er zur Gründung einer Spar- und Darlehnskasse auf, die in vielen Nachbarorten bereits besteht.
Di 01.02.1887: Im Alter von 60 Jahren stirbt der Glöckner der Pfarrkirche St. Nikolaus, Joseph Bünte. Seine Frau folgt ihm zwei Tage später nach.
Fr 04.02.1887: In den Sektionen 71 und 75 des Wolbecker Tiergartens werden 219 Eichen und 119 Buchen verkauft. Die Bäume sind allesamt sehr alt und stark.
Sa 05.02.1887: Beim Mühlenbesitzer Busse in der Nähe des Wolbecker Tiergartens steht eine Partie Bohlen und Bretter meistbietend zum Verkauf.
Mo 07.02.1887: Die Witwe Böckmann verkauft an der Gastwirtschaft eine große Partie Eschen- und Buchenbohlen, die vom Hof Schulze Schwinhorst stammen.
Fr 11.02.1887: Im Wolbecker Tiergarten werden in den Distrikten 69, 74, 76 und 85 verkauft: 40 Stück Eichenholzabschnitte, 14 Raummeter Eichenscheite, 5 Stück Buchenholzabschnitte, 111 Raummeter Buchenscheite, 4 Raummeter Birkenscheite, 216 Haufen Eichen- und Buchenreiser.
Mo 14.02.1887: In den Von-Merveldtschen Forsten bei Wolbeck werden 165 Eichenbaumpfähle, 3000 Kiefernstangen und 110 Reiserhaufen meistbietend verkauft.
Mo 14.02.1887: Als Kreistagsabgeordneter für den Amtsbezirk Wolbeck wird mit absoluter Mehrheit der Colon Gerbermann gewählt.
Di 15.02.1887: In den Forsten des Ökonomen Alex Möllenbeck im Kirchspiel Wolbeck werden 45 Eichen und 70 Stück Eschenbohlen verkauft.
Mo 21.02.1887: Bei der Reichstagswahl ergibt sich für Wolbeck das folgende Ergebnis: 343 Wahlberechtigte; 247 von Heeremann (Zentrum), 4 Kiesekamp; 1 ungültig.
So 13.03.1887: Der bisherige kommissarische Beigeordnete Dr. Weddige wird zum Ersten Beigeordneten des Amtes Wolbeck ernannt.
Di 29.03.1887: Auf dem Schulzenhof Berl werden 40 Stück hochtragende Schweine, 3 Stück Zuchteber, 10 Ferkel, 1 Ackerpferd, 1 anderthalbjähriges Fohlen und 1 hochtragendes Rind verkauft.
Sa 02.04.1887: Heute findet der Frühjahrsappell für die Mannschaften der Reserve und Landwehr in Wolbeck statt.
Do 14.04.1887: Für den Fall einer Mobilmachung werden die folgenden Personen aus Wolbeck hinter den letzten Jahrgang der Landwehr zurückgestellt: Johann Bernard Borgmann und Joseph Hohenkirch.
Sa 16.04.1887: Der Polizeidiener Heßmann aus Wolbeck erhält vom Jagdschutzverein zu Münster als Anerkennung für seine Arbeit 40 Mark. Heßmann hatte im Herbst 1886 einen Wilderer gefasst und auf Grund der sichergestellten Beweismittel eine Verurteilung durch das Gericht erreicht.
Mi 20.04.1887: Um 1 Uhr nachts brennt das Dampf-, Mahl- und Sägewerk des Johann Busse südlich des Wolbecker Tiergartens ab. Die Mühle war erst im Vorjahr errichtet worden.
Do 28.04.1887: Bei Rechnungsabschluss der Ortskrankenkasse ergibt sich ein Überschuss von 380 Mark. Insgesamt gab es Einnahmen in Höhe von gut 1238 Mark. Im Moment gehören 129 Mitglieder der Kasse an. Im Vorjahr wurden 19 Erkrankungsfälle und 308 Krankheitstage registriert.
So 01.05.1887: Am Nachmittag bricht gegen 17 Uhr in einem Haus von Große Lackmann, das von zwei Familien bewohnt wird, ein Feuer aus. Trotz der Anstrengungen der Feuerwehren aus Wolbeck und Angelmodde brennt das Haus bis auf die Grundmauern nieder. Da das Feuer zu schnell um sich greift, kann fast nichts gerettet werden, eine Kuh und ein Kalb kommen in den Flammen um.
Mo 09.05.1887: Von heute an fährt die Landpost aus Albersloh bereits um 16:10 Uhr ab und kommt in Wolbeck um 17:00 Uhr an. Auf diese Weise besteht Anschluss an das Privatpersonenfuhrwerk nach Everswinkel um 17:10 Uhr. Die Landpost fährt dann zur selben Zeit weiter nach Münster, wo sie um 18:25 Uhr eintrifft.
Fr 27.05.1887: Auf einer Versammlung unter dem Vorsitz des stellvertretenden Landrats Freiherr von Kerckerinck-Borg wird die Spar- und Darlehnskasse in Wolbeck gegründet. Die Kasse umfasst die Gemeinden Wigbold und Kirchspiel Wolbeck sowie Angelmodde, Sitz der Kasse ist Wolbeck. Vorsitzender ist Josef Schulze Twenhöven gt. Overmann aus dem Kirchspiel Wolbeck, Vertreter ist Bernard Schulze Allhoff aus Angelmodde, Rendant wird Dr. med. Weddige aus dem Wigbold Wolbeck. Beisitzer sind Theodor Hohenkirch aus Kirchspiel Wolbeck, Apotheker Eduard Cortain aus der Stadt Wolbeck, Gastwirt Clemens Thier ebenfalls Stadt Wolbeck sowie der Ökonom Joseph Lütke-Twenhöven aus Angelmodde. (Anmerkung: Im vorliegenden Auszug Nr. 12 aus dem Genossenschaftsregister des Königlichen Amtsgerichts, Abteilung II, wird konsequent von Stadt und Kirchspiel Wolbeck gesprochen.)
An der Sitzung nehmen die Amts- und Gemeindeverordneten des Amtes Wolbeck sowie die Vorstände der Sparkassenvereine von Alverskirchen und Albersloh teil. Nach ausführlicher Diskussion hatte man von dem ursprünglichen Plan Abstand genommen, für das Amt Wolbeck eine gemeinsame Sparkasse zu gründen.
So 12.06.1887: Der Landwirtschaftliche Lokalverein hält in der Wirtschaft Twenhöven in Wolbeck eine Wanderversammlung ab. Es spricht Direktor Kranz über die Verwendung des Grünfutters.
Di 14.06.1887: Auf dem Schulzenhof Fronhoff stehen 18 Morgen Klee und 15 Morgen Klee und Gras zum Verkauf.
Mo 11.07.1887: Auf dem Schulzenhof Fronhoff stehen 30 Morgen Roggen und 25 Morgen Gras zum Verkauf.
Sa 16.07.1887: Auf dem Tierschaufest des landwirtschaftlichen Kreisvereins gewinnt Mittendorf auf Wolbeck für seinen Hengst bei strömendem Regen auf der Wienburg den zweiten Platz und damit die Prämie von 20 Mark.
Mo 18.07.1887: Angesichts des Masernausbruchs schließt die Behörde die Schulen in Wolbeck vorläufig für zwei Wochen. In der Knabenschule sind 50 von 87 Kindern erkrankt, in der Mädchenschule 39 von 88 Kindern; in der Vorschule sind 88 von 110 Kindern erkrankt. Bisher sind keine Todesfälle zu verzeichnen. In der Vorschule sind 88 von 110 Kindern erkrankt.
Do 21.07.1887: Heute beginnt die Roggenernte. Man erwartet viel Korn und reichlich Stroh. Bei den Frühkartoffeln erwartet man auf Grund der lang anhaltenden Trockenzeit nur geringe Erträge.
Mo 25.07.1887: Auf dem Schulzenhof Fronhoff stehen 40 Morgen Gras sowie eine Partie Weizen und Hafer zum Verkauf.
Mi 27.07.1887: Die Stadt Münster warnt vor dem Genuss von kaltem Bier, da es zu schweren Magenleiden führt.
Fr 29.07.1887: Heute beginnen im Bereich Wolbeck-Amelsbüren-Albachten die gemischten Felddienstübungen der hiesigen Garnison.
So 31.07.1887: Das Ministerium bestätigt das erstmalige Auftreten des Colorado-Käfers im Großraum Beckum. (Anmerkung: Der Käfer erhält später den umgangssprachlichen Namen "Kartoffelkäfer".)
So 31.07.1887: Die wochenlange Trockenheit geht mit schweren Gewittern im gesamten nordwestlichen Teil Deutschlands zu Ende. Ein Blitzschlag in das südliche Querschiff des Münsteraner Doms bricht Steine der äußeren Wand heraus.
Fr 05.08.1887: Das Gras in der Menkenweide steht durch die Von-Merveldtsche Rentei zum Verkauf.
So 14.08.1887: In der Wirtschaft Clemens Thier zu Wolbeck hält der landwirtschaftliche Lokalverein eine Wanderversammlung ab. Es spricht Dr. Götting über die rationelle Bewirtschaftung des Hausgartens auf dem Lande. Anschließend gibt die Kapelle des 1. Westfälischen Infanterie-Regiments Nr. 13 ein Konzert.
Mi 17.08.1887: Zum Gemeindevorsteher von Wigbold Wolbeck für die Wahlperiode 1887-1894 wird der Regierungshauptkassenbuchhalter a.D. Hessmann gewählt, sein Stellvertreter wird der Apotheker Eduard Cortain. Der Amtsvorgänger war der Zimmermann Johann Dammann.
Mo 22.08.1887: Aus dem Nachlass der Eheleute Anton Gerdes werden heute zwei milchgebende Kühe, auch zum Fahren geeignet, sowie fünf halbfette Schweine verkauft.
Mi 24.08.1887: Gegen 22 Uhr brennen in der Nähe der Kirche zwei Häuser ab.
Do 08.09.1887: Das Königliche Kommando des II. Bataillons des Infanterieregiments Nr. 98 in Metz schreibt den Musketier Johann Bernard Kipp, geboren am 02.09.1863 in Wolbeck, wegen Fahnenflucht zur Fahndung aus. Die Personenbeschreibung: "Ackerer, katholisch, 1,65 m groß, Narbe unterm linken Auge, Haar dunkelblond".
Mo 10.10.1887: Um 15 Uhr werden die folgenden Sachen des Zimmermanns August Töns zwangsversteigert: ein 2zölliger Ackerwagen mit Flechtengestell und Schwengel sowie ein Schwungrad aus Eisen zur Häckselmaschine.
Mo 10.10.1887: Dr. Weddige gibt bekannt, dass er seine ärztliche Praxis in Wolbeck in dieser Woche aufgeben wird. Der Wolbecker Stadtrat hofft, dass die hiesige Arztstelle mit einem fixen Einkommen von 1200 Mark rasch neu besetzt werden kann.
Sa 15.10.1887: Gegen Mittag setzt anhaltender Schneefall ein.
Di 18.10.1887: Auf dem Lagerplatz von Hamsen in Wolbeck wird der Nachlass der Bretterhandlung des verstorbenen Anton Gerdes verkauft: 15.000 Quadratfuss trockene Eichenbretter von 1 bis 5 Zoll Stärke sowie zehn ungeschnittene Eichen und eine Buche mit zusammen 320 Kubikfuss.
Di 25.10.1887: Auf dem Münsterschen Kreistag werden Pächter Thiemann gt. Middendorff aus Kirchspiel Wolbeck und Schulze Althoff aus Angelmodde zu Schiedsmännern des Bezirks Kirchspiel Wolbeck-Angelmodde berufen.
Mo 07.11.1887: Die Stadt Münster gibt die folgende Erklärung ab: "Es werden die beiden Bauerschaften Delstrup und Werse sehr oft mit den dem Namen Klein-Wolbeck bezeichnet, auch wird viel über Schlägereien etc berichtet, wodurch das Ansehen der Einwohner der beiden Bauerschaften sehr leidet. Es diene daher folgendes zur Berichtigung und Aufklärung: Diejenigen Häuser, welche von der Stadt aus rechts von der Chaussee liegen, gehören zur Bauerschaft Delstrup, die links von der Chaussee zur Bauerschaft Werse, beide zum Amt Mauritz gehörend. Es muß daher heißen: Delstrup resp. Werse, aber niemals Klein Wolbeck. Es ist den Einwohnern dieser Bezirke amtlicherseits gerathen worden, Briefe etc, welche mit der Aufschrift Klein Wolbeck versehen, nicht anzunehmen, da es circa zwei Stunden von der Stadt gelegen wohl ein Wolbeck gibt, aber kein Klein Wolbeck. Was öftere Schlägereien anbetrifft, so wollen wir gerne zugeben, das selbige wirklich stattgefunden haben, es sind jedoch dieselben gewöhnlich von ein und denselben Personen ausgeführt worden. Es darf daher doch den sämmtlichen Einwohnern nicht angerechnet werden, wenn es unter ihnen einige Subjecte giebt, welche nicht leben können, ohne Unfrieden. Es wohnen hierselbst zum allergrößtentheil Beamten, anständige Handwerker und ehrliche Arbeiter die es sich sehr sauer werden lassen, um ihre Familie vor Sorgen und Noth zu schützen, und sollte man es vermeiden, sich dieses gewissermaßen verächtlichen Ausdruckes Klein Wolbeck zu bedienen."
So 13.11.1887: Die Ortskrankenkasse Wolbeck hält beim Wirt Twenhöven ihre Generalversammlung ab.
So 20.11.1887: Die Franziskaner halten in Wolbeck eine achttägige Mission ab. Es ist die erste Veranstaltung dieser Art seit dem Jahre 1862.
Mo 28.11.1887: Im Genossenschaftsregister werden die folgenden Mitglieder des Vorstandes des Wolbecker Spar- und Darlehnskassenvereins eingetragen:
- Ökonom Josef Schulze Twenhöven, Kirchspiel Wolbeck, Vorsitzender
- Ökonom Bernard Schulze Althoff, Angelmodde, Stellvertreter
- Ökonom Theodor Hohenkirch, Kirchspiel Wolbeck, Beisitzer
- Ökonom Josef Lütke Twenhöven, Angelmodde, Beisitzer
- Anstreichermeister Josef Genius, Wolbeck, Beisitzer
- Apotheker Eduard Cortain, Wolbeck, Besitzer.
Do 22.12.1887: Ab 14 Uhr werden an der Wirtschaft der Witwe Böckmann vor dem Nientiet im Kirchspiel Wolbeck an der Chaussee nach Münster sieben hochtragende Schweine und ein Ackerpferd verkauft.
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