Stadt und Kirchspiel Wolbeck
Die Chronik

Wolbecker Chronik für das Jahr 1950


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Info: Die Chronik des Jahres 1950 basiert auf der Zeitung "Münstersche Zeitung", die im Moment nur bis zum Oktober vorliegt. Vielfach können die Ereignisse nicht genau datiert werden, da sich die Berichterstattung oft auf Formulierungen wie "vor wenigen Tagen" oder "vor kurzem" beschränkt. Im Laufe des Jahres dünnt die lokale Berichterstattung außerdem zunehmend aus.
In der zweiten Fassung kommt die Zeitung "Westfälische Nachrichten" hinzu, die vollständig erhalten ist. Allerdings ist der Umfang der lokalen Meldungen stark schwankend und fällt zeitweise auch völlig aus. Im Sportteil wird jedoch ausführlich über den VfL Wolbeck berichtet.
So 01.01.1950: Im Wigbold Wolbeck leben 1545 Einheimische, 15 Ausländer und 489 Evakuierte, darunter 201 Münsteraner.
Im Kirchspiel Wolbeck leben 741 Einheimische, 25 Ausländer und 311 Evakuierte, darunter 150 Münsteraner. Neben 873 Katholiken zählt man 190 Protestanten.
Do 05.01.1950: Witwe Gerdes auf der Hofstraße feiert ihren 80. Geburtstag bei bester Gesundheit.
Sa 14.01.1950: Der Gartenbauverein hält im Gasthaus Sültemeyer seine Generalversammlung ab. Auf die geplante Beschaffung eines Motoraggregates für die Obstbaumspritzung wird verzichtet, da dem Verein in diesem Jahr ein solches Gerät leihweise zur Verfügung steht. Direktor Badke hält einen Lichtbildvortrag über Schädlingsbekämpfung im Obstbau.
Mo 16.01.1950: Bei Thier-Hülsmann findet ein Kameradschaftsabend der Freiwilligen Feuerwehr Wolbeck statt.
Mi 18.01.1950: Die Gemeinderäte müssen sich mit dem Siegel und den Stadtrechten von Wolbeck befassen, da eine Beschlussfassung durch das Innenministerium angestrebt wird.
Ein Siegel aus dem Jahre 1310 zeigt in undeutlicher Erhaltung einen Baum, ein Siegelstempel vom Ende des 14. Jahrhunderts bringt über einem gewaltigen Schildfuß einen breiten Ahornbaum und darauf zwei sitzende Vögel, flankiert von zwei kleineren Buchen. Diese Darstellung findet sich auch auf dem Stadtsiegel von 1804.
Auch die Wolbecker Farben bedürfen einer endgültigen Festsetzung. So ergeben sich die bekannten Farben Grün für den Wald und Silber für Angel zwar aus den bekannten Darstellungen, jedoch ist weder die Reihenfolge noch die Farbgebung bisher belegt.
Nach der erfolgten Erteilung von Stadtrechten an Greven befasst man sich erneut mit dem Wolbecker Stadtrecht. Zwar besitzt Wolbeck seit 1310 den Wigboldtitel, gerät aber eher zufällig seit der Inbesitznahme des Münsterlandes durch Preußen ab 1802 an die Bezeichnung einer Stadt. Erst die Bekanntmachung vom 10. August 1816 führt Wolbeck offiziell als Stadt, wobei das Kirchspiel Wolbeck dabei als eigenständige Gemeinde ausgegliedert wird. Ein allerhöchster Erlass vom 16. April 1866 bezeichnet Wolbeck wieder als Wigbold, die Deutsche Gemeindeordnung von 1935 bestätigt diese Einstufung.
Do 19.01.1950: Der Vorstand des Ortsbundes der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen hat wie in den vergangenen Jahren zu einer nachweihnachtlichen Feier eingeladen. In seiner Begrüßungsansprache führt der erste Vorsitzende Wennemann aus, die Leidtragenden sollen den Eindruck gewinnen, ihr Opfer sei "ein besonderes wertvolles Gesellschaftsglied in unserer Gemeinschaft". Der musikalische Rahmen wird vom MGV "Eintracht" gestaltet. Amtsdirektor Färber lobt besonders die Einladung der Spätheimkehrer aus russischer Gefangenschaft.
Fr 20.01.1950: Der Schulverband befasst sich mit der Frage des Schulneubaues, dessen Dringlichkeit unbestritten ist. Die alte Schule an der Neustraße/Ecke Kirchplatz mit einem einzigen Klassenzimmer war vor fast dreihundert Jahren errichtet worden, die Schule an der Neustraße mit einem Klassenzimmer und einer Dienstwohnung entstand zwischen 1890 und 1893 und erst mit der neuen Schule wurden 1912 zwei Klassenzimmer und zwei Lehrerinnenwohnungen geschaffen.
Momentan können lediglich vier Klassenzimmer benutzt werden, von denen der Raum in der alten Schule kaum geeignet ist. Eine Klasse ist in einer Kegelbahn untergebracht, andere wiederum werden in Jugendheim, Kindergarten oder dem zur Nähschule umgebauten ehemaligen Armenhaus unterrichtet. Da die Schulzimmer nicht ausreichen, muss in zwei Schichten unterrichtet werden, zudem ist in der Kegelbahn kein Tageslicht vorhanden. Für die Lehrer sind keinerlei Räume vorhanden, die sanitären Anlagen befinden sich in katastrophalem Zustand. Der momentane Schulhof kann knapp ein Viertel der Kinder aufnehmen, sofern sie über die Hauptverkehrsstraße gelangen können.
Sa 21.01.1950: Gegen 17 Uhr brennt das Doppelwohnhaus Schmitz und Voß an der Münsterstraße bis auf die Grundmauern ab. Die Freiwillige Feuerwehr Wolbeck kann ein Übergreifen der Flammen auf benachbarte Häuser verhindern und das Inventar fast vollständig retten. Der Eigentümer Schmitz erleidet Brandverletzungen im Gesicht.
So 22.01.1950: Der MGV "Eintracht" Wolbeck veranstaltet um 15:30 Uhr ein großes Vokalkonzert im Saale Lasthaus. Unter der Leitung von Th. Wiedebusch nehmen auch der Quartettverein Neutor, der MGV Albersloh und der Quartettverein Rheingold teil. Zur Aufführung kommen: Trösterin Musik (Bruckner), Der Feuerreiter (Neumann), Die Ernte (Schwartz), Vespergesang (Kämpf), Sonntagsseele (Bein), Landsknechtsständchen (di Lasso), Heimat. Nach dem Konzert findet ein öffentlicher Ball statt.
Di 24.01.1950: Die Amtsverwaltung Wolbeck feiert ihr erstes geschlossenes Betriebsfest nach Kriegsende. Die Eröffnungsansprache hält der Vorsitzende des Betriebsrates, Bomholt, danach begrüßt Amtsdirektor Färber den Amtsbürgermeister Gerd Holling als Gast.
Do 26.01.1950: Der Borromäusverein Wolbeck verfügt momentan über 1316 Bücher und erwartet in den kommenden Tagen 60 weitere Werke, weist allerdings im Moment nur 70 Mitglieder auf. An den Sonntagen rechnet man mit durchschnittlich 20 Lesern, die sich rund 50 Bücher ausleihen.
Nach der Machtergreifung wurden über 3500 Bände des Bestandes im Nebengebäude des Amtshauses eingelagert, sofern sie nicht auf politische Weisung in der Gemeindebücherei verwendet werden mussten. Durch die Bombenabwürfe in unmittelbarer Nähe des Amtsgebäudes war auch die Pfarrbücherei in Mitleidenschaft gezogen worden.
Mi 01.02.1950: Der Zahnarzt Dr. Hermann Peters feiert sein 25jährliges Praxisjubiläum. Er besitzt noch eine Nebenstelle in Everswinkel.
Do 02.02.1950: Der Reitverein St. Hubertus führt unter Leitung seines ersten Vorsitzenden, Josef Homann-Niehoff, seine Jahresversammlung durch. Besonderer Dank gilt dem Reitlehrer Kleinschmidt für die Erfolge beim Reit- und Fahrturnier in der Halle Münsterland. Das diesjährige Turnier der Arbeitsgemeinschaft der ländlichen Reit- und Fahrvereine des Amtes Wolbeck wird in Rinkerode stattfinden.
So 05.02.1950: Wolbeck feiert bei Lasthaus Fastaobend mit einer gemeinsamen Kaffeetafel.
So 05.02.1950: Der MGV "Eintracht" führt das plattdeutsche Volksstück "Wildrups Hoff" (Augustin Wibbelt) zum letzten Mal bei Strohbücker auf.
Di 07.02.1950: Der Gemeinderat von Wigbold Wolbeck tagt in der Gastwirtschaft Schmitz. Angesichts der regen Bautätigkeit wird für den Berler Kamp kurzfristig ein Bebauungsplan beschlossen. Es entstehen drei Straßen, die nach Persönlichkeiten der Wolbecker Geschichte benannt werden. Aus der Merschstraße wird die Meinhövelstraße, die beiden neuen Straßen erhalten die Bezeichnungen Dirk-von-Merveldt-Straße sowie Franz-von-Waldeck-Straße. Da die Kanalisierung einen Kostenaufwand von 7000 DM bedeutet, die momentan nicht verfügbar sind, werden die bereits erstellten Häuser zunächst an die Kanalleitung der Berlerkampstraße angeschlossen.
 : Amtsbaumeister Menzel ist in den Erbbauvertrag von Dr. Kotthoff eingetreten. Die Gemeindevertretung stimmt diesem Vorgehen zu, da es sichbei beiden Parteien um Flüchtlinge handelt und auf diese Weise beide eine Wohnung in dem fraglichen Haus erhalten.
 : Der Torwart des VfL Wolbeck, Pennekamp, erhält die Genehmigung zur Aufstellung einer Wohnbaracke auf dem Sportplatz. Der Antragsteller wird im Gegenzug als Platzwart für die Instandhaltung des Platzes sorgen. Die Genehmigung des Platzeigentümers W. Forsthove lag bereits vor.
 : Es wird ein Friedhofsfond gebildet, in dem die jährlichen Überschüsse aus der Friedhofsverwaltung gesammelt werden. Dieser Fond soll für den Bau einer Leichenhalle und der Anschaffung eines Tores verwendet werden.
 : Die Straßenbeleuchtung wird um jeweils eine Brennstelle an der Gruetpfortenbrücke und am Berler Kamp erweitert. Die beiden Brennstellen in der Hofstraße und je einer Brennstelle im Krummen Timpen und der Drostenhofstraße werden wieder instand gesetzt. Alle notwendigen Arbeiten werden auf die Zeit nach dem Sommer verlegt.
Fr 10.02.1950: Bei ganztägigem Dauerregen, der mehr als 20 Liter pro Quadratmeter bringt, steigen die Temperaturen auf 11 Grad.
Sa 11.02.1950: Der Verein für Leibesübungen feiert bei Lasthaus sein diesjähriges Winterfest, zu dem der Vorsitzende Bernhard Jürgens eine stattliche Zahl von Gästen begrüßen kann.
So 12.02.1950: Die Vereinigung der Wolbecker Gartenbauschüler hat zu einer Wiedersehensfeier in den Gasthof Thier-Hülsmann eingeladen. Das Fest wird gegen Mitternacht unterbrochen, als zwei Männer mit Karnevalsmasken gewaltsam eindringen und eine Schlägerei anzetteln. Erst ein Überfallkommando der Polizei kann wieder Ordnung herstellen.
So 12.02.1950: Bei Thier wird Fastaobend mit Konzert und Tanz sowie einem abendlichen Ball gefeiert.
Mo 13.02.1950: In Wolbeck wird Ziegenbocksmontag gefeiert, auch wenn die Feierlichkeiten nicht mehr die Tollerei früherer Jahre erreichen. Daran ändert auch das einen Tag vorher beginnende, vierzigstündige Gebet nichts.
Di 14.02.1950: Die Polizei nimmt einen 30jährigen Handelsvertreter fest, der in den vergangenen Wochen in Wolbeck und Sudmühle von Haus zu Haus gezogen war und unberechtigterweise Geldspenden für den Bund der Schwerkriegsbeschädigten und Hinterbliebenen gesammelt hatte. Nebenbei bot er Modezeitschriften zum überhöhten Preis von 2 DM an. Als Legitimation zeigte er jeweils eine gefälschte Bescheinigung vor.
Mi 15.02.1950: Hanni Schmitz und Ferdi Haves geben ihre Verlobung bekannt.
Fr 17.02.1950: Ernst Müller feiert seinen 80. Geburtstag.
Sa 18.02.1950: Die Tagestemperaturen erreichen 17 Grad.
Mo 20.02.1950: Im Wolbecker Krankenhaus feiert Frau Brameier ihren 99. Geburtstag.
Mi 22.02.1950: Joseph Cortain feiert seinen 80. Geburtstag.
Mi 22.02.1950: Der Gemeinderat Kirchspiel Wolbeck tagt in der Gastwirtschaft Stutter und genehmigt den Nachtragshaushalt für 1949.
Die Kosten für die Anschaffung von zwei Zuchtebern werden genehmigt. Die Tiere sollen später in Privatbesitz übergehen.
Die seit der Teilung der Petersheide noch als öffentlich geführten Wege und Gewässer sind auf das Grundbuch der Gemeinde übernommen worden.
 : Von der Aufstellung eines Bebauungsplanes für die Hiltruper Straße wird abgesehen, da kein Bedarf zu erkennen ist. Das Gelände soll seinen ländlichen Charakter behalten und in erster Linie der Ansiedlung von Köttern und Landarbeitern dienen.
 : Nach Verhandlungen mit der Westfälischen Landeseisenbahn wird der Bahnübergang zwischen Wolbeck und Angelmodde ausgebessert. Der Überweg selbst wird durch eine niedrige Stirnmauer abgestützt und die Anfahrt mit Pfählen abgesichert.
Sa 25.02.1950: Die Amtsvertretung Wolbeck kommt bei Thier-Hülsmann zu einer Sitzung zusammen. Bürgermeister Vahsen (Angelmodde) teilt mit, dass bei der Regierung wieder Zuschussmittel für den Ausbau von Einliegerwohnungen eingegangen sind, von denen Gebrauch gemacht werden sollte.
Die geplante Anstellung einer staatlich geprüften Fürsorgerin wird zurückgestellt um zu prüfen, ob der Staat hierfür weitere Zuschüsse in Höhe von 3000 DM jährlich bewilligt.
Der Landtagsabgeordnete Brockmann gibt eine ausführliche Begründung für die Erhebung der Kirchensteuer von landwirtschaftlichem Besitz durch die Amtskasse.
 : Die Verwaltung bewilligt die Kosten für die Instandsetzung der Polizeistation, die in der ehemaligen Gendarmeriewohnung untergebracht ist und durch Bombenabwürfe in den letzten Kriegstagen schwer beschädigt worden war. Diese Schäden sind beseitigt worden und für den Dienststellenleiter eine Wohnung im Gebäude geschaffen worden. Die von der Regierung für das Haus gezahlte Miete ist zu gering, um davon auch nur die notwendigsten Unterhaltungskosten bestreiten zu können, zudem wird für das Arrestlokal bis dato überhaupt keine Miete bezahlt.
 : Es wird die grundsätzliche Ablehnung von Anträgen auf Polizeistundenverlängerung insbesondere für Tanzveranstaltungen beschlossen.
 : Die Amtsvertretung beschließt die Aufgabe der alten Firmierung "Der Rat des Amtes Wolbeck".
So 26.02.1950: Eine Kaltluftströmung bringt mit einem jähen Temperatursturz etwas Schnee.
Mi 01.03.1950: Im Amtshaus Wolbeck beginnt ab heute die Registrierung der Kriegsgefangenen und Internierten, Untersuchungs- und Strafgefangenen außerhalb des Bundesgebietes, der Vermissten der Wehrmacht und der Zivilbevölkerung.
 12.03.1950(?): Der Heimatverein tagt unter dem Vorsitz von Amtsdirektor a.D. Lasthaus in der Gaststätte Bockholt. Der Verein zählt gegenwärtig 87 Mitglieder, weitere sollen ab dem 15. März durch eine Haustüraktion gewonnen werden.
Die monatlichen Treffen in der Gaststätte Thier-Hülsmann sollen beibehalten werden.
Zu Erstellung einer Wolbecker Chronik hat man den Leiter der Archivberatungsstelle Münster, Dr. August Schröder, beauftragt, die erhaltenen Wolbecker Urkunden zu erschließen und zu übersetzen. Die bereits begonnene Ortschronik soll kurz vor dem Abschluss stehen und jedes Jahr einen Band umfassen.
Abschließend spricht Tönne Vormann über die Aufgaben eines Heimatvereins unter besonderer Berücksichtigung der Wolbecker Verhältnisse. Es werden Fragen zur Verschönerung des Ortsbildes, der Landschaftspflege und der Erhaltung des Brauchtums erörtert.
Di 14.03.1950: Der Gemeinderat von Wigbold Wolbeck genehmigt den Haushaltsplan, der wegen Reduzierung von Schlüsselzuweisungen aus Landesmitteln einen Fehlbetrag von 11900 DM aufweist.
 : Die geplante Kanalisierung der Meinhövelstraße musste vertagt werden, weil zwei Besitzer die Verlegung des Abwasserleitung durch ihre Grundstücke verweigert hatten, obwohl die Gemeinde für alle eventuellen Schäden aufkommen wollte. Die Maßnahme wird nun auf Grund des Fluchtliniengesetzes durchgesetzt.
 : Um den Stadttitel wieder führen zu können wird beschlossen, die neuerliche Genehmigung der Stadtsiegelführung beim Innenministerium in die Wege zu leiten. Im Grundbuch wird Wolbeck nach wie vor als Stadt bezeichnet.
 : In einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Wigbold und Kirchspiel Wolbeck wird der Bürgermeister des Kirchspiels, Johannes Breul, zum Vorsteher des Schulverbandes gewählt, sein Stellvertreter wird der Bürgermeister des Wigbolds, Heinrich Haves.
Di 28.03.1950: Im Kirchspiel Wolbeck ist 38 Jahre nach dem letzten Abschuss durch Förster Geißmann wieder ein Wildschwein gesichtet worden. Nach mehreren Beobachtungen wird das Gewicht des Tieres auf über zwei Zentner geschätzt.
Di 28.03.1950: Ein Wolbecker Versicherungsvertreter einer Kölner Krankenkasse wird wegen Unterschlagung, Betruges und Urkundenfälschung angeklagt. Der Schaden beläuft sich auf über 6000 DM.
Sa 01.04.1950: Die Münstersche Zeitung berichtet über den Ausflugsort Wolbeck: "Als Ausflugsort hat Wolbeck seit dem ersten Weltkrieg stark verloren. Die Zeiten, in denen die mit dem Forsthaus verbundene Kaffeewirtschaft den Gästestrom nicht zu fassen vermochte, sind vorbei, ebenso die Sonntage, an denen die münsterischen Landauer über die Angelbrücke rollten. Die lange Reihe der Zusatzwagen, die die Westfälische Landeseisenbahn auf dem Bahnhof zur Bewältigung des Sonntagsverkehrs stellte, ist mächtig zusammengeschrumpft. [..]
Dem alten Gasthof Thier-Hülsmann, der in seiner Einmaligkeit weit und breit bekannt ist, reiht sich der Gasthof Lasthaus würdig an. In beiden Häusern brennt noch das offene Herdfeuer. Die hier herrschende altmünsterländer Raumgestaltung findet man auch in der Wirtschaft Stutter. Bei Schmitz und Klostermann-Elberfeld trifft man den Typ der guten anheimelnden Dorfschenke. Sültemeyers großer Garten, am Schnittpunkt der beiden Hauptverkehrsstraßen mitten im Ort, die vorzügliche Kegelbahn von Tönies gehören ebenso zum festen Bestande, wie die Unternehmen von Bockholt und Thomas, die in ihrer Eigenart das Bild Wolbecker Gastlichkeit abrunden. Wer nicht bis in das alte Wigbold vordringen will, rastet im Kirchspiel bei Averhoff-Elberfeld, bei Ostrop-Böckmann oder bei Markfort am Tiergarten."
 02.04.1950(?): Die Altersabteilung der Freiwilligen Feuerwehr kommt zu einer Versammlung zusammen.
So 09.04.1950: Bei einem Einbruch in die Wohnung eines Wolbecker Transportunternehmers werden drei goldene Uhren und ein Brillantring im Gesamtwert von 2000 DM gestohlen. Die Polizei verhaftet wenige Tage später in Gelsenkirchen-Buer einen Kölner, der zur fraglichen Zeit beim Bestohlenen zu Besuch weilte. Der Brillantring kann in einem Gelsenkirchener Pfandhaus sichergestellt werden.
Mo 10.04.1950: Die St.-Achatii-Bruderschaft führt bei Thier-Hülsmann ihre Jahresversammlung unter dem Vorsitz des ersten Scheffers Theodor Tripp durch. Der Bruderschaftsbeitrag wird für das laufende Jahr auf 2 DM festgesetzt, das Gelagegeld auf 15 DM.
 18.04.1950(?): Eine Panzerkolonne auf der Fahrt von Hiltrup nach Wolbeck beschädigt die noch nicht fertiggestellte Prinzbrücke in Hiltrup durch Überlastung, zerstört die Landstraße bei Oeding endgültig und räumt auf der Wersebrücke das Geländer ab, da die Brücke zu schmal für die Fahrzeuge war.
So 30.04.1950: Der Heimatverein veranstaltet im Saale Lasthaus einen großen Heimatabend, an dem Lautensänger Tönne Vormann und Heimatdichter Franz Mehring, der MGV "Eintracht" und die Jugendmusikgruppe teilnehmen.
 02.05.1950(?): Mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche wird die 25jährige Tätigkeit der Lehrerin Clara Pferdekemper gefeiert. Bei dem anschließenden Festakt in der Schule sprechen Rektor Schmidt, Lehrer Symann, Bürgermeister Breul, Amtsdirektor Färber und Oberkreisdirektor Dr. Stiff. Den Abschluss bildet ein Kaffeetrinken in der Gastwirtschaft Stutter.
Sa 06.05.1950: Die Amtsvertretung Wolbeck tagt in der Gastwirtschaft Thier-Hülsmann.
Sa 13.05.1950: Mit einer kleinen Feier wird das Wersebad bei Stapelskotten wieder eröffnet. Es stehen 20 Umkleidekabinen und rund 700 Kleiderhaken zur Verfügung. Die Fahrradhalle ist überdacht worden, zudem fährt der Städtische Autobus nun bis zur Gaststätte Stapelskotten.
Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 30 Pfennig und für Kinder 15 Pfennig. Bei Schulklassen wird pro Kind ein Betrag von 10 Pfennig erhoben.
 17.05.1950(?): Der Bahnhofsvorplatz ist umgestaltet worden. Links vom Stationsgebäude wurde ein schmaler Rasenstreifen mit einem langen Tulpenbeet angelegt. Auf der gegenüberliegenden Seite wurde durch die Firma Kleintje eine entsprechende Anlage erstellt.
 18.05.1950(?): Der 16jährige Schreinerlehrling Heinz Jungbluth ertrinkt gegen 13:15 Uhr In Höhe des Hofes Schlautmann in der Werse.
Sa 20.05.1950: Der Sommerfahrplan bringt für Wolbeck einige Veränderungen mit sich. Die Westfälische Landeseisenbahn verstärkt den Zugverkehr durch Einlegung von drei Zugpaaren, von denen zwei nur zwischen Wolbeck und Münster pendeln. Von Wolbeck nach Münster verkehren werktags elf und sonntags sechs Fahrten. Von Münster nach Wolbeck sind es werktags dreizehn und am Sonntag fünf Fahrtmöglichkeiten. Damit besteht werktags annähernd Stundentakt zwischen den beiden Städten.
 : Der Kraftverkehr Westfalen nimmt an Sonntagen erstmals den Betrieb auf bietet je zwei Busfahrten nach Münster und nach Freckenhorst an. Von montags bis freitags fahren täglich vier Busse von Wolbeck nach Münster.
So 11.06.1950: Der Pfarr-Cäcilienchor veranstaltet einen Familienausflug nach Brochterbeck und zum "Hockenden Weib".
Mi 14.06.1950: Brunhilde Beumer und Heinz Stutter geben ihre Verlobung bekannt.
 16.06.1950(?): Auf der Neustraße, die nach wie vor für den Durchgangsverkehr gesperrt ist, stoßen Agnes M. und Gertrud B. mit dem Fahrrad zusammen. Beide verletzen sich, letztere muss mit einem Unterkieferbruch ins Krankenhaus gebracht werden. (Anmerkung: In der Zeitungsmeldung sind die Nachnamen nicht ausgeschrieben)
So 18.06.1950: Bei den Landtagswahlen ergibt sich für das Amt Wolbeck das folgende Wahlergebnis: Zentrum 2334, CDU 1778, SPD 1180, FDP 475, DP 118, KPD 61 Stimmen.
Mo 19.06.1950: Heute beginnt das zweitägige Schützenfest der St.-Achatii-Bruderschaft.
Di 27.06.1950: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg wird im Amt Wolbeck wieder das Tierschaufest gefeiert. Beim Gastwort Kinnebrock-Flothmann in Angelmodde beginnt um 14:30 Uhr der Auftrieb der Tiere. Ein großer Festball beschließt den Tag.
 30.06.1950(?): Der Gartenbauverein führt seine Sommerfahrt durch, die nach Brackwede und Bielefeld führt.
Di 04.07.1950: Am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag ziehen mehrere Gewitter über das Münsterland.
 10.07.1950(?): Bei einem Kaufmann an der Hofstraße wird eingebrochen. Die Täter entwenden Anzugstoffe und Sporthemden im Werte von 350 Mark sowie 250 Mark Bargeld.
Di 11.07.1950: Im Alter von 74 Jahren stirbt einer der Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr Wolbeck, Johann Anton Heinrich Overmann.
Mo 17.07.1950: Der Viehmarkt am Margarethenmontag ist gut beschickt. (Anmerkung: Es gibt keinen Beleg für Sankt Margreit in diesem Jahr)
Mi 02.08.1950: Der Gemeinderat des Wigbold Wolbeck befasst sich auf seiner Sitzung mit dem Erlass vom 26.06.1950 über die Grundsteuervergünstigung. Da für die Gemeinden eine Einnahmequelle fortfällt, wird man sich mit seinem Protest an den Gemeindetag wenden.
Die Westfälische Landeseisenbahn plant eine Modernisierung und stellt daher einen Antrag auf eine Kapitalerhöhung, der zur eingehenden Prüfung an den Finanzausschuss verwiesen wird.
 : Die Gemeinde hat acht Bauplätze aus dem Grundbesitz Lütteken-Schimmel erworben. Da der Kaufpreis jedoch von der Gemeinde nicht aufgebracht werden kann, sollen die Interessenten das Geld vorstrecken. Die Grundstücke sollen nur an finanzstarke Investoren abgegeben werden.
 : Der Gemeinderat beschließt eine Neuvergabe der Hausnummern. Dabei erfolgt die Nummerierung erstmals nach Straßen. Die neuen Hausnummernschilder werden von der Gemeinde beschafft und zum Selbstkostenpreis an die Hausbesitzer abgegeben.
Mi 16.08.1950: An der Straße nach Albersloh, etwa 600 Meter südlich des Bahnhofs, blühen auf einem Gelände von fast zwei Morgen im Moment 20.000 Rosen der Gärtnerei Karl Kleintje. Bei der Sonderblumenschau in Hamm Ende August erhält die Firma einen Sonderpreis.
Do 07.09.1950: Der Gemeinderat des Kirchspiel Wolbeck tagt in der Gastwirtschaft Stutter.
Fr 15.09.1950: Am Nachmittag kommt es auf der Hofstraße in der Nähe der Tischlerei zu einem Verkehrsunfall. Ein Bauer aus Albersloh hatte sein Pferdefuhrwerk auf der rechten Seite abgestellt, als der Omnibus vorbeifahren will. Der Fahrer schätzt die Breite falsch ein und drückt das Fuhrwerk in die Hauswand. Es entsteht erheblicher Sachschaden.
Sa 30.09.1950: Bei Thier-Hülsmann findet eine Sitzung der Amtsvertretung Wolbeck statt. An Sonn- und Feiertagen sowie an dem Tag davor wird die Polizeistunde auf 24 Uhr festgesetzt.
So 01.10.1950: Ein Erntefest mit Musik und Tanz findet in der Gastwirtschaft Lasthaus statt.
Mo 02.10.1950: Die Gemeinderäte von Wigbold und Kirchspiel Wolbeck sowie die Mitglieder des Schulausschusses besichtigen mehrklassige Volksschulen in Greven, Harsewinkel, Riesenbeck und Tecklenburg. Dabei möchte man sich über den Bautyp der neuen Wolbecker Schule klar werden, die hinter dem alten Kirchhof entstehen soll. Auf der Rückfahrt lässt man sich von Münsters Baurat Paulsen Pläne und Modelle von in Bau befindlichen Schulen zeigen.
Di 03.10.1950: Bis zum 7. Oktober findet jeweils von 8 bis 10 Uhr eine Nacheichung der Maß- und Wiegegeräte in der Gaststätte Tönies auf der Hofstraße statt.
 12.10.1950(?): Auf einem Weg in Angelmodde werden sechs T-Träger gestohlen, die Eigentum der Amtsverwaltung sind. Ein Fuhrunternehmer und ein Schneider aus Münster werden erwischt, als sie die letzten beiden Eisenträger abtransportieren.
Sa 14.10.1950: In der Nacht zum Samstag werden von der Weide des Landwirts Möllers an der Straße von Wolbeck nach Albersloh fünf tragende Kühe im Gesamtwert von 4500 DM gestohlen. Die Tiere werden mit einem Lkw abtransportiert.
 28.10.1950(?): Vom Felde eines Gartenbaubetriebes am Berler Kamp werden in der Nacht 120 Köpfe Blumenkohl gestohlen.
Mi 01.11.1950: Am Kino auf der Bahnhofsstraße wird Richtfest gefeiert.
Mi 01.11.1950: An der neuen Engel-Apotheke auf der Münsterstraße wird Richtfest gefeiert.
Do 02.11.1950: Auf der Meinhövelstraße sind elf Siedlungshäuser fertiggestellt. Drei Siedlungsparzellen sind bisher unbebaut.
Fr 03.11.1950: Vierzig Lehrer und Gemeindevertreter aus dem Amtsbezirk Wolbeck fahren mit einem Sonderbus zur Schulausstellung nach Düsseldorf.
 06.11.1950(?): Der Siedlungsausschuss vergibt Kleingärten an 26 Interessenten. Die Gärten liegen an der Hiltruper Straße sowie am Ortsausgang an der Alverskirchener Straße.
Sa 11.11.1950: Am Neubau des Staatlichen Forstamtes im Tiergarten wird die Kellerdecke geschüttet.
Do 16.11.1950: Fräulein Buttler, bisher Lehrerin an der Volksschule, ist nach Marl versetzt worden. Ihre Stelle nimmt Brigitte Kanthak aus Hiltrup ein.
Do 16.11.1950: Prälat Heinrich Lackmann stirbt nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 68 Jahren in Marienthal.
So 19.11.1950: Unter dem Motto "Jugend singt und musiziert" veranstaltet der Bund Katholischer Jugend im Saale Lasthaus einen Nachmittag. Das Programm wird von der Musikschar Sankt Erpho Münster gestaltet.
Mo 04.12.1950: Die Westfälische Landeseisenbahn setzt ab heute an Werktagen einen Spätzug ein, der um 21:48 Uhr in Münster abfährt und um 22:04 Uhr in Wolbeck eintrifft.
Sa 16.12.1950: In der Gaststätte Lasthaus findet eine Weihnachtsfeier für die Vertriebenen statt.
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